Dass Autorinnen und Autoren neben dem Schreiben einen Brotjob haben, ist alles andere als ungewöhnlich. Diesen Umstand thematisieren allerdings nur wenige. In einem Post auf Instagram hat die Leipziger Autorin Bettina Wilpert mitgeteilt, dass sie an zwei Tagen in der Woche Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Als Grund nennt sie unter anderem steigende Mietpreise und Kürzungen im Kulturbereich.
Gestiegene Mieten und Kultur-Kürzungen als Grund
Bettina Wilpert sagte MDR KULTUR, sie habe die Entscheidung auch öffentlich gemacht, weil es nicht nur um ihre eigenen Probleme gehe: „Dass die Lebenshaltungskosten gestiegen sind und dass es Kürzungen gibt, betrifft viele Berufe.“ Natürlich habe sie auch ein bisschen Angst gehabt, dass Leute sagen würden: „Bettina, gib zu, es läuft halt gar nicht.“ Aber so sei es nicht, betont Wilpert.
Denn Bettina Wilperts Werdegang als Autorin ist eher die Ausnahme als die Regel: Sie hat gleich mit ihrem Debütroman „Nichts, was uns passiert“ einen großen Preis gewonnen. Der Roman, der um die Themen sexualisierte Gewalt und MeToo kreist, wurde als Hörspiel adaptiert, als Theaterstück auf mehreren Bühnen gezeigt und verfilmt. An all dem hat Bettina Wilpert verdient.
Verband drängt auf strukturelle Förderungen für Verlage
Sie gehört damit zu den wenigen Autorinnen in Deutschland, die grundsätzlich vom Schreiben leben können. Nach Angaben des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind das nur knapp sechs Prozent aller Autorinnen und Autoren. In diese Statistik sind auch diejenigen eingerechnet, die ihr Geld damit verdienen, Drehbücher zu schreiben oder Geschichten für Computerspiele zu entwerfen. Würde man nur die Zahl der Belletristik-Autorinnen und Autoren betrachten, fiele diese vermutlich geringer aus.
Kaum jemand kann vom Schreiben leben.
Lena Falkenhagen, Bundesvorsitzende Verband deutscher Schriftsteller
Der Verband drängt deshalb auf eine strukturelle Verlagsförderung, die angemessene Honorare und verhältnismäßige Beteiligungen für Autorinnen und Autoren zur Fördervoraussetzung macht. „Kaum jemand kann vom Schreiben leben“, betonte Lena Falkenhagen, die Bundesvorsitzende des Verbands, schon vor einem knappen Jahr. „Die Politik muss eine Regelung finden, um angemessene Honorare auch in künstlerischen Berufen in Selbstständigkeit zu ermöglichen.“
Bettina Wilpert beobachtet aber, dass Förderungen zusammengestrichen werden: „In Leipzig wurde erst vor ein paar Jahren ein unabhängiges Autorinnenstipendium zum Arbeiten ins Leben gerufen, das jetzt wieder gekürzt wurde“, berichtet sie. Die Kürzungen beträfen die ganze Kulturbranche. Nicht nur die Literatur, sondern auch alle anderen Künste, so Wilpert.