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Immer noch ein Könner an der Gitarre: Leslie Link beim Auftritt im Brückenkopf anlässlich der Vorstellung des Buches über sein Leben. © Matthias Grünewald
Leslie Link wollte ursprünglich Drummer werden, doch die Gitarre wurde sein Schicksal. Seine Karriere begann früh und führte ihn zu großen Erfolgen. Ein Leben voller Musik und Leidenschaft.
Hanau – „Eigentlich wollte ich Drummer werden“, erzählt Leslie Link, Hanaus legendärer Gitarrist, der in seinem Gitarrenladen einst die Creme de la Creme der Gitarrenwelt mit edlen Gibson- und Fender-Gitarren versorgte. „Schon als kleiner Bub habe ich auf leeren Gurkeneimern mit dem Kochlöffel getrommelt.“ Doch zur Drummer-Karriere ist es nicht gekommen. Zum Glück.
Welch großer Könner Leslie Link auch mit 78 Jahren an der Gitarre ist, zeigte er einmal mehr am Sonntag, 14.09.2025, im Brückenkopf, anlässlich der Buchvorstellung „Leslie Link – Ein Leben im Electric Guitar Land“, das der Hanauer Musikjournalist Hans-Jürgen Lenhart geschrieben hat. Sieben Jahre lang begleitete Lenhart in freundschaftlicher Verbindung mit Leslie Link, der eigentlich mit bürgerlichem Namen Harald Heinz heißt, den „Gitarrenzauberer“, auch „Hendrix von Hanau“ genannt. Über Letzteres kann Link nur lächeln, obwohl er den Ausnahmegitarristen in seinem Musikerleben getroffen hat. Denn Hanau stimmt nur zum Teil. Geboren und aufgewachsen ist Link in Seligenstadt.
Auf 84 Seiten und mit zahlreichen Fotos bebildert zeichnet Lenhart das musikalische Leben von Leslie Link nach. Eine bewegte Zeit, die mit den Erzählungen Leslie Links im Brückenkopf noch einmal lebendig wurde. Immer wieder griff er dabei auch zu seiner Gitarre, stimmlich begleitet von Keith Norris. Das Buch ist zugleich ein Zeitzeugnis einer vergangenen Ära. „Die soll nicht vergessen werden“, sagt Lenhart zur Motivation, ein Buch zu veröffentlichen, das sich auf Spurensuche durch die „Jolly Bar“ und Hanaus Club-Szene macht.
Mit der überregional bekannten Band Orange Peel fand Leslie Links Leben einen Höhepunkt. „Nach dem Ende der Band habe ich keine Musiker gefunden, die auf dem Level spielen konnten, das ich mir vorstellte“, sagt Leslie Link. Außerdem gab es den Laden und eine Familie. „Mit 14 Jahren war ich Deutschlands jüngster Berufsmusiker“, erinnert sich Leslie Link an frühere Zeiten. Bei Kontrollen des Jugendamtes sprang der jugendliche Leslie aus dem offen gehaltenen Fenster, wie er im Dialog mit Lenhart verrät.
Mit 17 Jahren gab es ein Angebot, nach England zu gehen und mit Alexis Korner zu spielen, der als einer der wichtigsten Vertreter des Blues-Revivals der 1960er-Jahre gilt. Doch ein Vormund des noch nicht volljährigen Jungen verhinderte die internationale Karriere.
Die gab es irgendwie trotzdem. Der Gitarrenladen, der bis zum Tod seiner Frau Sonja 48 Jahre existierte, war das Mekka für Gitarrenspieler. Musiker aus ganz Europa „pilgerten“ nach Hanau, denn hier gab es die besonderen Instrumente. Eine Gibson für 20 000 Euro etwa und eine genauso besondere Beratung. „Ich habe mir die Finger der Leute angeschaut und danach haben wir entschieden, welcher Gitarrenhals passen könnte.“ Zur Gitarre anstelle der Drums kam Leslie Link, als er eines Tages die Tielman Brothers hörte und den Sound von Little Richard. „Da war ich begeistert.“ Drei Monate später hatte er mit seinem Onkel den ersten Auftritt und blieb dabei.
Immer wieder geht das Gerücht um: „Das ist der letzte Auftritt des Ausnahmekönners!“ Dem entgegnet Leslie Link: „Ich spiele weiter, bis ich den Arsch zusammenkneife!“ Gott sei Dank. (Matthias Grünewald)
Das Buch
„Leslie Link – Ein Leben im Electric Guitar Land“ von Hans-Jürgen Lenhart ist erschienen bei Books on Demand und im Hanauer Buchhandel für 13 Euro erhältlich (ISBN 978-3-7693-1752-7)