Am Ende musste es beim Auftakt in die Champions League Kapitän Virgil van Dijk für Liverpool gegen Atletico Madrid richten. Zwei frühe Geniestreiche von Mohamed Salah hatten den LFC in Front gebracht – aber dann wurde es knapp. Die „Reds“ bezwangen am Mittwochabend „Atleti“ mit 3:2 (2:1) – mussten aber bis in die Nachspielzeit zittern.
Salahs erster Streich war ein Freistoß aus etwa 20 Metern halbrechter Position, den sein Teamkollege Andy Robertson zur Führung für die Gastgeber verwertete (4.). Der zweite Streich des Ägypters resultierte wieder aus einer Aktion über die rechte Seite, die Salah aus fünf Metern Torentfernung zum 2:0 abschloss (6.). Atleticos Marcos Lllorente konnte noch vor der Pause den Anschlusstreffer für die Spanier erzielen (45.+3). Und als Liverpool seine hochkarätigen weiteren Chancen nicht nutzen wollte, schlug Llorente ein zweites Mal zu (81.). In der Nachspielzeit köpfte Virgil van Dijk Liverpool zum Sieg (90.+2), Atletico-Coach Diego Simeone sah wegen Protesten rot.
Salahs Doppelstreich lähmt Atletico
Das Team von Arne Slot startete hellwach in die Partie gegen den Tabellen-Elften der spanischen Primera Division. Klares Indiz dafür war der Freistoß, den Ägyptens Superstar Salah in der Anfangsphase des Spiels trat: Die Variante wirkte einstudiert, weil der Angreifer den Ball weit links an der Mauer der Gäste vorbei flach ins Sturmzentrum drosch, wo Linksverteidiger Robertson postiert war und den Ball glücklich, aber vermutlich nicht unabsichtlich unhaltbar für Jan Oblak im Tor der Madrilenen unterbrachte.
Auch beim zweiten Treffer wirkte die Abwehr der Mannschaft des wie immer wild wie ein Raubtier an der Seitenlinie agierenden Diego Simeone schläfrig. Salah nahm mit dem Ball am Fuß von rechts Anlauf, spielte einen präzisen Doppelpass mit Wandspieler Ryan Gravenberch, und drang in den Strafraum ein. Dort schüttelte der 33-Jährige zwei Gegenspieler ab und schoss von der Fünfmeterraumgrenze flach ins lange Eck.
Atleti braucht lange Erholungszeit
Atletico um Stürmerstar Antoine Griezmann brauchte lange, um sich von dem frühen Doppelschlag zu erholen. Zwei Torannäherungen datierten aus der 16. und 17. Minute, wo aber Alisson Becker im Kasten der Gastgeber von der Anfield Road mit keinerlei Problemen konfrontiert wurde.
Dafür ließen die Engländer Chancen liegen – und daran waren zwei Ex-Leverkusener beteiligt. Denn der bis dato recht unauffällige Florian Wirtz spielte sich wunderbar mit einem Doppelpass in den Strafraum, umkurvte Oblak, Jeremie Frimpong kam dem deutschen Nationalspieler leicht in die Quere und obendrein einen Schritt zu spät, um den freien Ball im Tor unterzubringen. Kurz zuvor war ein mögliches Handspiel von Atleticos Clement Lenglet durch den VAR und Schiedsrichter Maurizio Mariani am Monitor gecheckt worden.
Madrid bestraft Liverpools Pausensehnsucht
Nachdem Liverpools Alexander Isak zwei Abschlüsse nicht im Kasten der Gäste untergebracht hatte, schienen sich die Spieler des englischen Tabellenführers in der Premier League bereits mit der Pause zu beschäftigen. Denn unerklärlich passiv ließen die „Reds“ Atletico bis in den eigenen Strafraum kombinieren, griffen nicht an oder gar zu und sahen zu wie Marcos Llorente den Ball zum Anschlusstreffer ins Tor stocherte.
Nach der Pause agierten die Gastgeber weiter dominant – die klareren Aktionen hatte aber Atletico. Im Zusammenspiel mit Sturmpartner Griezmann konnte Giacomo Raspadori den Ball nicht richtig kontrollieren (48.), kurz danach hämmerte der Italiener den Ball von rechts entlang der Grundlinie aufs Tor, wo Becker jedoch wieder präsent klärte (52.).
Salah trifft den Pfosten
Die klareren Torraumszenen hatten aber die Liverpooler. Doch zum einen traf Salah bei einem schön zu Ende gespielten Konter etwas übermütig trotz freien Tores den rechten Pfosten (65.), danach bekam Wirtz das harte körperliche Spiel in England zu spüren, als ihn der körperlich überlegene Llorente im Strafraum abdrängte und so Wirtz‘ ersten Treffer für seinen neuen Arbeitgeber verhinderte (72.). Es war die letzte Aktion des teuersten Transfers der Bundesliga-Geschichte, der bei seiner Auswechslung in der 74. Minute von den Liverpooler Fans mit sehr warmem und anerkennendem Applaus verabschiedet wurde.
Atleti schafft den Ausgleich
Trotz der optischen Überlegenheit der Hausherren schien Atletico Madrid während der zweiten Spielhälfte immer in der Lage zu sein, den möglichen Ausgleich zu erzielen. Und entsprechend der alten Fußball-Weisheit, wonach sich ungenutzte Top-Chancen gerne einmal rächen, schlug Atletico wieder zu. Die Liverpooler bekamen in der Schlussphase der Partie den Ball nicht aus der eigenen Gefahrenzone. Llorente nahm einen hohen Ball in 18 Metern Torentfernung, zentrale Position, volley und drosch den Ball aufs Tor. Torschütze Robertson fälschte den Gewaltschuss ab, der sich als Bogenlampe ins Tor der „Roten“ senkte. Becker war zum zweiten Mal geschlagen.
Captain van Dijk erlöst die „Reds“
Nach einer Ecke lenkte der bei den Spaniern eingewechselte Alexander Sörloth den Ball nach einer Ecke unglücklich Richtung eigenes Tor, der Ball hoppelte aber am linken Pfosten vorbei. Dann setzte Kapitän Virgil van Dijk den für Liverpool glücklichen Schlusspunkt per Kopf und der heftig protestierende Simeone wurde des Feldes verwiesen.