Drogenhandel in Hamburg
QR-Codes für Drogentaxis tauchen im Schanzenviertel auf
18.09.2025 – 16:44 UhrLesedauer: 2 Min.
Sticker von Drogentaxis: Der Bund Deutscher Kriminalbeamter sieht in der Werbung der Dealer ein Sinnbild für das Scheitern im Kampf gegen die Drogenkriminalität. (Quelle: David Hammersen/dpa/dpa-bilder)
Im Hamburger Schanzenviertel werben Drogenhändler mit QR-Code-Aufklebern für ihre Lieferdienste. Kriminalbeamte sehen darin ein Zeichen für mangelnden Verfolgungsdruck.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Hamburg hat vor QR-Code-Aufklebern gewarnt, mit denen Drogenhändler im öffentlichen Raum für ihre Dienste werben. Die bunten Aufkleber im Schanzenviertel „stehen sinnbildlich für die gescheiterte Bekämpfung von organisierter Rauschgiftkriminalität in der Stadt“, sagte BDK-Landesvorsitzender Jan Reinecke der Deutschen Presse-Agentur.
Wer die QR-Codes mit dem Handy scannt, gelangt zu Messenger-Diensten für direkte Drogenbestellungen. Die Lieferung erfolgt dann durch sogenannte Drogentaxis.
„Wenn die organisierte Rauschgiftkriminalität derartig offen um Kundschaft wirbt, nimmt sie offenkundig keinen Strafverfolgungsdruck durch Polizei und Staatsanwaltschaft mehr wahr“, sagte Reinecke. Als Grund nannte er die seit Jahren sinkende Zahl der Drogenfahnder in Hamburg. „Die Anzahl von Drogentaxisyndikaten und Drogentaxifahrern wächst hingegen stetig an.“
Das Drogentaxi sei mittlerweile die erste Bezugsquelle für illegale Drogen. „Drogentaxifahrer erhalten pro Übergabe acht bis zehn Euro und erhalten ein monatliches Fixgehalt von bis zu 4.000 Euro“, sagte der BDK-Chef. „Dazu kommen Aufstiegschancen innerhalb der Hierarchie eines Syndikates.“
Gleichzeitig sei die Staatsanwaltschaft mit zehntausenden unerledigten Ermittlungsverfahren überlastet. „So kommt es vor, dass die Polizei einen Drogendealer zum dritten Mal einer Tat überführt, die erste Tat aber noch nicht einmal von Staatsanwaltschaft angeklagt wurde“, sagte Reinecke.
Polizeisprecher Holger Vehren bestätigte der dpa, dass der Polizei Hamburg die Werbung mittels QR-Codes bekannt sei. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne er sich nicht näher dazu äußern. Kurierfahrer würden jedoch „in beachtlicher Taktung auf frischer Tat“ ertappt. „Das zeigt, dass ein nicht zu verkennendes Entdeckungsrisiko besteht, man sollte sich also nicht zu sicher fühlen“, sagte er. Zudem müsse sich jeder bewusst sein, „dass empfindliche Strafen und Haftaufenthalte drohen“.
Die kriminellen Geschäfte würden durch eine hohe und stabile Nachfrage angetrieben, erklärte Reinecke. Drogen wie Kokain und Cannabis seien längst in der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft angekommen – „von der Abiturientin eines Hamburger Nobelvorortes bis zum Rechtsanwalt einer angesehenen Wirtschaftskanzlei“, sagte er. „Der Motor der organisierten Rauschgiftkriminalität sind wir – die Gesellschaft.“