Berlin – Flughafen Berlin, 26. Juli 2025 gegen Mitternacht. Eurowings 5831 aus Alicante setzt zur Landung an. Als sich herausstellt, dass der Airbus wenige Sekunden nach null Uhr aufsetzen würde, bekommen die Piloten Landeverbot.
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In nur 84 (!) Metern Höhe über der Landebahn starten sie voll durch und fliegen nach Hannover. 212 Passagiere müssen mit Bussen nach Berlin gefahren werden. Die Crew fliegt am Morgen leer nach Berlin zurück.
Solche Szenen spielen sich gar nicht so selten ab, denn die Berlin-Brandenburger Luftfahrtbehörde setzt das Nachtflugverbot mit eiserner Hand durch. Es gilt von 22 bis sechs Uhr. Bis 23.30 Uhr dürfen besonders leise Maschinen noch fliegen und bis 0.00 Uhr verspätete Flüge landen.
Die kompromisslose Haltung der Luftfahrtbehörde trifft die preiswerten Fluggesellschaften besonders hart. Sie müssen ihre Maschinen engmaschig fliegen lassen, um rentabel zu sein. Wenn sich Flüge während des Tages wegen schlechten Wetters verspäten, kann es sein, dass der Letzte nicht vor Mitternacht landen kann.
Die Fluggesellschaften protestieren immer wieder gegen die rigide Null-Uhr-Grenze in Berlin, finden aber kein Gehör. Erstmals hat sich jetzt Berlins Flughafenchefin Aletta von Massenbach in die Debatte eingemischt. Sie könne den Wunsch nach einer Lockerung der Nachtflugregeln verstehen, sagte sie in einem Interview mit der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“. Andere Flughäfen seien viel kulanter.
Sie nannte ein konkretes Beispiel: „Ryanair kostet es viel Geld, weil alles durcheinandergerät, wenn der Flieger abends nicht in Berlin in die Garage kommt und am nächsten Morgen nicht wieder losfliegen kann.“ Und sie warnte: „Als Folge wandern die Airlines dann vom BER ab.“
Auch der Regierende Bürgermeister Wegner (CDU) spricht sich für eine Lockerung des Nachtflugverbots aus. Er wolle deshalb „das Gespräch mit Brandenburg suchen, ob es Ausnahmen bei geringfügigen Abweichungen geben kann.“
Doch das Gespräch mit Brandenburg kommt nicht zustande, denn die Potsdamer Regierung lässt nicht mit sich reden. Der zuständige Infrastrukturminister Detlef Tabbert vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sagte dem RBB: „Wir werden das Nachtflugverbot einhalten!“ Er bekommt die Rückendeckung des Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD), der um Wählerstimmen in den Einflugschneisen fürchtet und deshalb das Nachtflugverbot sogar noch verschärfen wollte.
Berlin hat nur einen Flughafen – das ist ohnehin ungewöhnlich für eine Hauptstadt. Auf diesem Flughafen wird der Flugverkehr durch Pedanterie auch noch behindert. Das kann so nicht bleiben.
Wenn das eine oder andere Flugzeug nach null Uhr landet, ist das für die Anwohner noch lange keine Katastrophe.
Der Flughafen ist von allergrößter wirtschaftlicher Bedeutung für die Region. Dafür fehlt in der Landesregierung Brandenburg offenbar vollkommen das Verständnis.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de