Wer rheinischen Karneval mag und die Hochphase des jecken Treibens zum Beispiel aus Köln oder Düsseldorf kennt, wundert sich sicherlich, dass in Mönchengladbach vieles anders läuft: Der Zug zieht am Veilchendienstag – und zwar durch Gladbach. Das Rathaus wird Rosenmontag gestürmt – und zwar in Rheydt. An Altweiber gibt es dezentrale Rathausstürme in Odenkirchen und Giesenkirchen, in Rheydt und Gladbach schunkeln die Möhnen einfach so, ohne irgendwelche Obrigkeiten an deren Amtssitzen zu belästigen.

So war es zumindest bisher. Doch nächstes Jahr wird alles anders: Denn mangels nutzbaren Rathauses in Rheydt – bis auf den denkmalgeschützten Teil wird alles abgerissen und neu gebaut – sahen die Verantwortlichen bei Stadtverwaltung und der städtischen Marketingtochter MGMG in Rheydt dafür keine Möglichkeit mehr, sagt Gert Kartheuser, Chef des Mönchengladbacher Karnevalsverbands (MKV).

Rathaus Abtei vor der Erstürmung?

Deshalb zieht das närrische Vergnügen, bei dem bildgewaltig die Garden aufmarschieren, nun nach Gladbach, datiert auf Altweiber, also den Donnerstag vor Rosenmontag. In Gladbach gibt es schließlich ein stürmbares Rathaus Abtei, könnte man meinen. Doch das ist ein Trugschluss. Der Rathaussturm soll nun knapp 100 Meter entfernt auf dem Alten Markt symbolisch inszeniert werden – bei der Altweiberfeier, die dort ohnehin stets stattfindet. Um 11.11 Uhr startet am 12. Februar 2026 die Party, zwei Stunden später folgt die Rathauserstürmung, wie es in einer Mitteilung des MKV an die Gesellschaften und Vereine heißt.

Ganz leer soll Rheydt karnevalistisch aber nicht ausgehen, betont Kartheuser. Das „Närrische Treiben in Rheydt“, bisher stets an Altweiber, wird nun auf den Rosenmontag gelegt. Auch einen kleinen Rosenmontagszug soll es dann auf dem Marktplatz geben. Das Werfen von Kamelle sei dabei ausdrücklich erwünscht, heißt es in dem Schreiben des MKV. Um 11.11 Uhr am 16. Februar soll die Sause mit Blick auf das Rheydter Rathaus starten. Offenbar sehen Stadt und MGMG darin kein Problem wegen der Baustelle. Altweiber bleibt vor dem Rathaus schunkelfrei.

Auch Alter Markt wird zur Baustelle

Apropos Baustelle: Dauerhaft wird der Rathaussturm auf dem Alten Markt wohl auch nicht bleiben. Denn auch dieser Platz soll – so die Pläne im Rathaus – bald umgebaut werden, weshalb laut Stadt dort auch kein Raum mehr für Weihnachtsmärkte ist. Und ob nach Fertigstellung des Neubaus in Rheydt auch die jecke Erstürmung wieder zurückzieht, ist ebenfalls noch unklar. „Ich gehe davon aus“, sagt Kartheuser.