Nach 17 Bundesliga-Spielen mit dem BVB kann Niko Kovac eine fast meisterliche Bilanz aufweisen. Kann der Coach die Dortmunder zu einem Titelkandidaten formen?

Diese Situation amüsierte ihn sichtlich. Niko Kovac, der alte Trainerfuchs, lächelte die Meister-Frage aber einfach weg („Ich lasse mich nicht aufs Glatteis führen“) und argumentierte für seinen Standpunkt. 25 Zähler weniger als der FC Bayern München habe der BVB in der Abschlusstabelle 2025 gehabt, zwölf Punkte weniger als Vizemeister Bayer Leverkusen. Und nach dem dritten Spieltag der Saison, da gehe es doch noch nicht um Titel, Platzierungen und Abstiege. Recht hatte er damit, als er am vergangenen Samstag nach dem 2:0-Sieg in Heidenheim auf mögliche Dortmunder Pläne für Platz 1 angesprochen wurde. Aber der 53-Jährige wäre fehl am Platz, wenn er nicht auch eine andere Rechnung kennen würde.

Starke BVB-Bilanz

17 Bundesliga-Partien hat der BVB unter dem Deutsch-Kroaten absolviert. Die Bilanz: bravourös! Unter Kovac hat die Borussia im Schnitt 2,1 Zähler geholt – eine bessere Punktequote hat kein anderer Dortmund-Coach vorzuweisen. Rechnet man den nachvollziehbaren Stotterstart unter dem damals neuen Trainer heraus (1:2 gegen Stuttgart, 0:2 in Bochum, 0:1 gegen Augsburg, 0:2 in Leipzig), wird die Zwischenrechnung sogar noch beeindruckender.

Denn die Resultate folgten in Serie: Saisonübergreifend ist man seit elf Spielen ungeschlagen (9 Siege, 2 Unentschieden). Dabei erzielten Serhou Guirassy und Co. immer mindestens zwei Tore, neunmal sogar drei Treffer. Auch wenn es wegen des manchmal fehlenden Glanz- und Glamour-Faktors auf dem Rasen untergeht: Der BVB ballert sich durch die Bundesliga. King Kovac – kann er den BVB zu einem Titelkandidaten formen?

Der Ex-Profi erläuterte bereits im April im Exklusiv-Interview mit den Ruhr Nachrichten seine simple 2:1-Formel: „Eine einfache Theorie: Im Schnitt eins kassieren und zwei erzielen. Mit einem Torverhältnis von 68:34 in der Saison hast du die Garantie, dass du erfolgreich bist.“ Klingt banal, ist aber eine höchst anspruchsvolle Herausforderung. Die Dortmund meistert! Nach 17 Partien steht der Zähler bei 43:20. Vorne fluppt’s richtig gut, hinten könnte der BVB noch einen Tick stabiler werden. Kovac: „Wenn wir gut verteidigen, reicht vielleicht auch mal ein 1:0.“

BVB vor Frankfurt und Leverkusen

So mager fiel die Torausbeute lange nicht mehr aus, die entsprechenden Ergebnisse kamen konsequent. Nur fünf Zähler weniger als der FC Bayern (40) holten die Kovac-Borussen (35) seit Februar trotz des holprigen gemeinsamen Beginns und liegen damit klar vor den gefeierten oder gefürchteten Konkurrenten aus Frankfurt und Leverkusen (je 28) sowie Leipzig (24), die sieben oder sogar elf Punkte weniger angehäuft haben im Vergleichszeitraum.

Lässt sich mit der Taktik des heimlich sammelnden Eichhörnchens um Titel spielen? Die Champions-League-Ränge nach zwei Zitterjahren mal wieder souverän zu erreichen, muss das Minimalziel sein. Und zumindest den heißen Atem des Verfolgers spüren sollten die Münchner um Trainer Vincent Kompany (Punkteschnitt: 2,27).

Stürmer Maximilian Beier hat die Dortmunder Ambitionen als erster Schwarzgelber benannt: „Wir wollen Deutscher Meister werden.“ Kovac antwortete schlagfertig-charmant, er werde seinem Spieler diese Aussagen schon noch austreiben. Wohlgemerkt nur die Aussage. Den Ehrgeiz für Großes hat der Trainer selbst. Der alte Fuchs weiß jedoch: Ziele erreicht man nicht durch Reden. Die sofort wieder abgesagte Meister-Diskussion wäre ein Störfaktor. Auf Glatteis kann der BVB nicht an die Tabellenspitze stürmen.