Er ist eigentlich immer da in einem Regal, gleich rechts vom Eingang bei den Kleiderständern mit Tausch-Klamotten für Jung und Alt und neben dem Ständer mit den Tauschartikeln. Aber bis Mittwoch, 8. Oktober kommt er in vierfacher Größe daher: Der Bücherflohmarkt im Rahmen der Nachhaltigkeitstage der Vegesacker Stadtbibliothek.

„Der Herbst ist Lesezeit und wir hoffen, dass ganz viele Bücher ein zweites und drittes Leben bekommen“, sagt Mareike Strechel, bibliothekspädagogische Mitarbeiterin im Haus am Aumunder Heerweg. Für einige ganz dicke Schmöker aus dem Bereich Küche geht dieser Wunsch schon kurz nach Eröffnung des XL-Flohmarktes bereits in Erfüllung, wenn es auch ein ungewöhnliches neues Leben wird: Gabi Borchers aus Vegesack bastelt gerne und will aus den Büchern Messerständer machen. Nach Größe angeordnet werden sie mit einer Heißluftpistole geklebt, mit einer Kordel und einem Kochlöffel verziert. Sie sollen dann Totensonntag beim Weihnachtsmarkt im Oslebshauser Bürgerhaus verkauft werden. „Ich habe sowas irgendwann im Internet gesehen, man braucht aber Platz in der Küche. Für eine kleine Single-Küche ist das nichts“, meint sie. Während sie sich Bücher nach Dicke und Größe aussucht, stöbert ihr Mann Manfred dagegen nach gruseligem und Science- Fiction-Lesestoff. Ehefrau Gabi erklärt, dass der Zeitpunkt des Bücherflohmarktes nicht besser hätte sein können: „Er hat jetzt einen richtigen Lesesessel.“ Die Borchers sind mehrfach in der Woche in der Stadtbibliothek auf der Suche nach Lesestoff; die Zahl der eigenen Bücher habe sich drastisch reduziert.

Ute Bertacci sucht unter anderem englischsprachige Kinderbücher für ihre Enkel.

Ute Bertacci sucht unter anderem englischsprachige Kinderbücher für ihre Enkel.

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Jakob Richter

„Wenn Bücher nur ein- bis zweimal im Jahr ausgeliehen werden, kommen sie in den Bücherflohmarkt“, berichtet Mareike Strechel und auch von Bücherspenden durch Bürger, die allerdings in der Menge streng begrenzt überhaupt angenommen werden. Rund 400 Bücher gebe es mindestens noch im Keller und am Eröffnungstag des XL-Flohmarktes wartete bereits ein Stapel davon an der Treppe nach unten, um auf den Tischen und im Regal nachgefüllt zu werden. Welches Werk auf dem Flohmarkt landet, hängt auch vom Alter ab, schließlich wolle man als Bibliothek auch aktuell sein und bleiben. Individuelle Preise gibt es beim Bücherflohmarkt nicht, jeder entscheidet selbst, wie viel Geld in die rote Zahlbox im Regal wandert. Festgelegt ist allerdings, was mit den Einnahmen geschehen soll. „Die Erlöse fließen in den Etat der Bibliothek für Anschaffungen.“, erzählt Mareike Strechel.

Ullrike Pohl aus Aumund war bei der Eröffnung die erste Interessentin und auf der Suche nach Büchern zum Basteln, Kochen und Nähen. Fünf Schmöker wurden es am Ende, die sie in der mitgebrachten Tasche verstaut. „Aber den Thriller lese ich zuerst, der Autor ist gut.“, freut sie sich über ihre Beute. Während eine Grohnerin ihrer Tochter mit dem Handy Fotos von Büchern auf den Tischen schickt und bespricht, welche sie mitbringen soll, ist Ute Bertacci mit Tochter Marie und den Enkelkindern Matteo und Fabio auf der Suche nach englischsprachigen Kinderbüchern. „Hin und wieder findet man hier mal welche, um sie den Jungen vorzulesen“, weiß Ute Bertacci. Die Grohner Besucherin hat dazu auch gleich den passenden Tipp und weist auf die Wunschbox hin, in die man Anschaffungsvorschläge werfen kann. Was derzeit besonders gefragt ist? Romane und Kinderbücher.

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