Es ist eine Geburtstagsausstellung der besonderen Art, die aktuell im Kunstmuseum Magdeburg zu sehen ist. Zum 50. Jubiläum des Museums hängen dort 50 Porträts von Magdeburgern, die in diesem Jahr ebenfalls ihren 50. Geburtstag feiern. Aufgenommen wurden sie von vier Magdeburger Fotografen mit unterschiedlichen Handschriften – mal in Schwarz-Weiß, mal in Farbe. Einige der Porträts zeigen nur Gesichter, andere ganze Körper vor aussagekräftigem Hintergrund.

Die Ausstellung will die Menschen in Magdeburg mit dem Kunstmuseum in einen Dialog bringen, wie Direktorin Annegret Laabs erläutert: „Die Idee dahinter ist natürlich, dass all diese Menschen in Magdeburg über 50 Jahre die Entwicklung des Kunstmuseums hätten verfolgen können.“ Die Frage sei, ob sie das wirklich getan hätten. „Tatsächlich haben wir in den Geschichten, die uns die Porträtierten erzählt haben, gemerkt: Ja, der eine oder andere hat sie verfolgt. Das Kunstmuseum hat ihr Leben beeinflusst.“

Porträts zeigen 50-Jährige aus Magdeburg

An den Porträts kann man diese Verbindung natürlich nicht ablesen, aber einige der Porträtierten haben ihre Beziehung zum Museum zum Nachlesen notiert. Peggy Darius etwa lebt heute in Leipzig, wurde aber in Magdeburg geboren und von ihren Eltern schon früh mit ins Museum genommen.

Damals sah das aber noch ganz anders aus, wie sich Darius erinnert: „Ich kann mich an die dunklen, alten Tonnengewölbe erinnern, die ich damals sehr spannend fand. Der Eindruck war für mich: Ich gehe jetzt in eine Gruft, dort war es ganz kalt und es waren alte Figuren aus der Kirche ausgestellt.“ Bei ihrem letzten Besuch im Juli dieses Jahres sei ihr aufgefallen, wie „frisch und modern“ jetzt alles sei. Sie nehme es jetzt „mehr als modernes Kunstmuseum“ wahr.

Peggy Darius wurde von Hans-Wulf Kunze porträtiert, der sich selbst als Fotokünstler versteht. Seine Arbeiten hängen heute sogar in der Sammlung, aber er ist auch schon seit Jahrzehnten der Hausfotograf des Magdeburger Kunstmuseums. Auch er hat eine vielsagende Beziehung zum Museum und sagt, dass sich die Sammlungstätigkeit über die Jahre „natürlich total geändert“ habe. „Es ging ja mal mit Klein-Plastik los, dann wurde es Plastik der DDR“, so Kunze. Später sei dann auch „sein Metier“, die Fotografie, dazugekommen und wurde Teil der Sammlung. Auch aus diesem Grund kam es zu der Porträtreihe zum 50. Jubiläum.

Für die hat sich auch der Magdeburger Martin Fricke ablichten lassen. Er kennt das Haus noch aus Schulzeiten und richtet seinen Blick als Touristiker stärker auf die Architektur des ehemaligen Klosters. „Das, woran ich mich erinnere, ist der Kreuzgang, der Innenhof und die großen Räume“, berichtet er. Und ja, die Kunst sei immer zeitgenössischer geworden.

Moderne und Tradition im Kunstmuseum Magdeburg

Gerade diese Veränderung des Kunstmuseums zu einem sehr modernen und international aufgestellten Museum ist es auch, was die erst vor kurzem zugezogene Christina Rost am Magdeburger Kunstmuseum fasziniert – und sie bewogen hat, bei der Porträt-Aktion mitzumachen. „Ich finde das Museum ist sehr modern und hat aber trotzdem Tradition“, sagt Rost. Besonders die Räumlichkeiten der Klosterkirche seien beeindruckend, hier drücke sich die Geschichte aus. Dadurch werde das Museum zu einem lebendigen Ort. „Das finde ich unheimlich wichtig für Museen, dass Kunst lebendig wird“, betont Christina Rost.

Rost wurde wiederum von Elisabeth Heinemann porträtiert, auch sie ist künstlerisch unterwegs, porträtiert viel im Auftrag, hat aber auch schon Stars wie Hanna Schygulla oder Günter Grass vor der Linse gehabt. Ihr Markenzeichen: vergrößerte Schwarz-Weiß-Fotografien.

Das Museum ist sehr modern, hat aber trotzdem Tradition.

Christina Rost

Magdeburger werden Teil der Ausstellung

Für Christina Rost war es zunächst ein „komisches Gefühl“, sich im Museum ausgestellt zu sehen. Sie sehe sich auf dem Bild nicht ähnlich, findet sie, und trotzdem zeige das Porträt ein Stück von ihr. Auch sei es „schon so, dass die 50 Jahre zum Nachdenken anregen“. Sie wisse aber noch nicht, was sie empfinden werde, wenn sie sich da sehe.

Selbst im Museum ausgestellt zu sein ist wohl eine der innigsten Beziehungen, die man zu einem Museum haben kann. Doch vielleicht animiert diese Beziehung alle, Betrachtete wie Betrachtende, die Rolle der Kunst in der Gesellschaft noch einmal anders zu reflektieren.