Stand: 19.09.2025 20:18 Uhr

Die AfD will im November eine neue Jugendorganisation gründen – man wolle die Parteijugend besser schützen und näher an sich binden. Die Brandenburger Landespartei könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Von Stephanie Teistler

Wenn es nach ihm gehe, solle die neue Jugendorganisation der AfD „Generation Deutschland“ heißen, sagt Jean-Pascal Hohm. Tatsächlich könnte der 28-jährige Landtagsabgeordnete aus Brandenburg in etwa zwei Monaten ein gewichtiges Wort bei dieser Entscheidung mitzureden haben. Hohm tritt für den Vorsitz der neu zu gründenden Partei-Jugend an.

Riesa, Sachsen, Deutschland: WT Energiesysteme Arena: 16. Bundesparteitag der Alternative für Deutschland - Tag 2: Abstimmung auf AfD-Parteitag mit Stimmkarten (Quelle: Picture Alliance/dts Nachrichtenagentur)

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Hohm warb bereits in jungen Jahren um Spenden für den rechtsextremen Verein „Ein Prozent“ und bei Pegida dafür, sich nicht um Bezeichnungen wie „rechtsextrem“ zu kümmern. Schon früh wurde er im Umfeld der AfD tätig. 2014 war er erster Vorsitzender der Jungen Alternative Brandenburg, der damaligen Jugendorganisation der Partei.
 
Eine Anstellung in der AfD-Landtagsfraktion verlor er 2017 zwischenzeitlich wegen Verbindungen zur rechtsextremen Identitären Bewegung. Doch schon 2019 tauchte er als Mitarbeiter eines AfD-Landtagsabgeordneten wieder auf. Seitdem macht er in der AfD Karriere, ist heute Kreisvorsitzender der AfD Cottbus und wurde 2024 zum ersten Mal in den Brandenburger Landtag gewählt. Laut eigener Aussage hat Hohm federführend dazu beigetragen, dass sich die Jugendorganisation der AfD nun neu aufstellt.

Auflösung der Jungen Alternative

Im Januar 2025 hatte ein Parteitag der AfD beschlossen, die bisherige Parteijugend „Junge Alternative“ (JA) aufzulösen. Teile der Partei sahen die Gefahr, dass das Bundesinnenministerium den bis dahin eigenständigen Verein verbieten könne. Bereits 2023 wurde die JA vom Bundesverfassungsschutz als „gesichert extremistische Bestrebung“ eingestuft.
 
Der Brandenburger Landtagsabgeordnete Dennis Hohloch – früher selbst JA-Funktionär und heute Mitglied im Bundesvorstand der AfD – ist für die Neuaufstellung der Parteijugend zuständig. Er spricht vom „Schutzschirm der Partei“, unter den die neue Jugendorganisation komme. Laut Recherchen des ARD-Politikmagazins Kontraste [tagesschau.de] könnte sie diesen Schutz brauchen, denn die Parteijugend bleibe auf einem radikalen Kurs.

Archivbild:  Eine Frau trägt einen Kapuzenpullover der Jungen Alternative. (Quelle: dpa/dts)

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Kein einheitliches Bild der bisherigen AfD-Jugend

Schon bisher haben Brandenburger Akteure die Parteijugend der AfD geprägt. Etwa durch den Bundestagsabgeordneten Hannes Gnauck, der seit 2022 Bundesvorsitzender der JA war. Auch er hat an der Auflösung der JA mitgearbeitet. Kritiker aus der Szene werfen ihm vor, keine Kontrolle über den Verband gehabt zu haben.
 
In einem Online-Stream mit einem „Ein Prozent“-Aktivisten räumt Hohm ein, dass das Bild der JA zuletzt weniger von Gnauck und mehr von der Brandenburger Co-Landesvorsitzenden Anna Leisten geprägt worden sei. Leisten fiel etwa auf, als sie Bilder einer Sportveranstaltung mit den Worten „Trainingslager Ostfront“ kommentierte oder als sie in Wien in erster Reihe mit der Identitären Bewegung für „Remigration“ marschierte.
 
Leistens Lager kritisierte Anfang des Jahres, mit der neuen Organisation solle die Parteijugend zum „Schoßhund“ der AfD werden. Am Ende stimmten auf dem Bundesparteitag im Januar gut 70 Prozent der Delegierten für eine Auflösung der JA. Auch vorherige JA-Unterstützer wie der Thüringer Landesvorsitzende Björn Höcke setzten sich nicht mehr wirklich für den Erhalt der Organisation ein.

René Springer, Landesvorsitzender der Brandenburger AfD, nimmt am Landesparteitag der AfD Brandenburg teil. (Quelle: dpa/Pleul)

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Neue Strategie: Partei und Parteijugend aus einem Guss

Dass die enge Anbindung an die Mutterpartei die eigene Parteijugend auch disziplinieren soll, ist kein Geheimnis. Ein Vorteil der neuen Parteijugend sei laut Gründungs-Koordinator Hohloch, dass diese als Teil der Partei auch der Schiedsgerichtsbarkeit der AfD unterstehe. Hannes Gnauck spricht von „gewissen Zwängen“, denen sich die Parteijugend zukünftig unterwerfen müsse. Dass man sich „vielleicht auch mal mäßigen muss, das muss in Zukunft den jungen Menschen klar sein“, so Gnauck.
 
Auch der Kandidat für den Vorsitz der Parteijugend, Hohm, spricht in einem Stream davon, dass nicht alles, was einzelne JA-Verbände gemacht hätten, zum Nutzen der Partei gewesen sei. Wenn einzelne Personen der Partei schadeten, müsse es die Möglichkeit geben, diese zu sanktionieren.
 
Eine De-Radikalisierung des Jugendverbands ist damit wahrscheinlich nicht gemeint. Auf die Frage, ob die Unvereinbarkeitsliste der Partei jungen Aktivisten nun nicht zum Verhängnis werden könne, beschwichtigt Hohm im Online-Gespräch mit „Ein Prozent“: Wer nicht mit seinen „vorherigen Mitgliedschaften überall bekannt ist“, der habe nicht zu befürchten, nicht aufgenommen zu werden.

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Gesicherte Finanzierung für AfD-Jugend

Hohm und Hohloch, einst selbst Doppelspitze im Vorsitz der JA Brandenburg, versprechen sich nun eine bessere Koordination der Parteijugend mit dem Bundesvorstand der AfD. Die Zeiten des Gegeneinanders seien vorbei. Laut Hohloch soll es einen regen Austausch geben: „Wir werden uns absprechen, vor allem wenn es um die Außenkommunikation geht. Das hat in den letzten Jahren vielleicht nicht immer funktioniert, wird in Zukunft aber reibungslos ablaufen.“
 
Die neue Jugendorganisation soll ihre Arbeit mit der Partei verzahnen – eine strategische Entscheidung, wohl um die eigenen Positionen stromlinienförmig nach außen zu tragen. Auch wenn man einpreist, dass die Parteijugend „frecher“ auftrete als die Mutterpartei, wie es von Hohm verharmlosend heißt.
 
Die neue „Schlagkraft“ der Parteijugend soll laut Hohloch auch durch die neue Finanzierung kommen. Man werde der Jugendorganisation etwa Personal vom Bundesvorstand bereitstellen. Das Potential für die neue Jugendorganisation sieht Hohloch bei 8.000 bis 9.000 Mitgliedern. „Wenn alle diesen Mitgliedsantrag unterschrieben, könnten wir eine wirklich schlagkräftige Truppe zusammenbekommen.“

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.09.2025, 19:30 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg