Thomas Kemmerich ist wenige Tage nach seinem Austritt aus der FDP neuer Vorsitzender des Vereins „Team Freiheit“. Das teilte Kemmerich in den sozialen Medien mit. „Als Team Freiheit werden wir uns sehr schnell an den bevorstehenden Landtagswahlen beteiligen“, sagte er MDR THÜRINGEN.
Zuerst seien das die Wahlen in Baden-Württemberg, danach folgten die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin.
Kemmerich will nicht in „Team-Freiheit“-Partei eintreten
Obwohl die Umwandlung des Vereins in eine Partei geplant sei, will Kemmerich selbst nicht Mitglied werden. Das Konstrukt sehe vor, dass die Partei vor allem qualifiziertes Personal auswähle, statt klassische Parteikarrieren zu fördern.
Diese Partei wird eine Antipartei sein.
Thomas Kemmerich
„Diese Partei wird eine Antipartei sein“, sagte Kemmerich MDR THÜRINGEN. Sie solle dafür sorgen, dass die richtigen Personen in den politischen Prozess einziehen, ohne dass parteiinterne Machtkämpfe den Kurs bestimmten.
Ein eigenes Mandat strebt Kemmerich möglicherweise in Zukunft an. In den Landtagswahlen des kommenden Jahres wolle er noch nicht persönlich kandidieren. Er wolle aber als Sprecher und Gesicht des Vereins auftreten.
Forderungen: Zurück zur Kernkraft und andere Asylpolitik
Das von der früheren AfD-Chefin Frauke Petry initiierte „Team Freiheit“ versteht sich nach eigenen Angaben als „politisches Angebot für alle Bürger, die selbst denken und entscheiden möchten“.
Laut Programm will das „Team Freiheit“ die aktuelle Asylpolitik beenden, zur Kernkraft zurückkehren und Sozialleistungen stark abbauen. Kemmerich beschreibt diese Positionen MDR THÜRINGEN gegenüber als „vernünftig“ und „wissenschaftsbasiert“.
Europa muss seine Grenzen schließen.
Thomas Kemmerich
Zum Thema Asyl sagte er, das bisherige System werde missbraucht und überfordere die Strukturen: „Europa muss seine Grenzen schließen. Wer kein Bleiberecht hat, muss zurückkehren.“ Gleichzeitig betont er, dass jeder willkommen sei, der in Deutschland einen Beitrag leisten wolle.
Das sind vernünftige Positionen, die ich vertrete und jeder ist herzlich eingeladen, diesen Positionen zu einer Mehrheit zu verhelfen.
Thomas Kemmerich
Zu inhaltlichen Parallelen mit der AfD sagte Kemmerich, er wolle seine Positionen nicht an anderen Parteien ausrichten, sondern aus Überzeugung vertreten. „Das sind vernünftige Positionen, die ich vertrete und jeder ist herzlich eingeladen, diesen Positionen zu einer Mehrheit zu verhelfen“, sagte er. „Ich werde keine Position vom Team Freiheit, keine Position meiner politischen Auffassung, davon abhängig machen, was andere denken.“
Nach Angaben Kemmerichs ist „Team Freiheit“ finanziell gut ausgestattet: Ein siebenstelliger Betrag stehe zur Verfügung. Strukturen in den ersten Bundesländern seien bereits im Aufbau, täglich würden sich neue Unterstützer anschließen. Details zu den beteiligten Personen will der Verein zu einem späteren Zeitpunkt öffentlich machen.
Verein solidarisiert sich mit ermordetem US-Aktivisten Kirk
Auf der Plattform X solidarisiert sich der Verein mit dem am 10. September bei einem Attentat getöteten rechten US-Aktivisten Charlie Kirk. „We are Team Charlie“ heißt es auf dem Titelbild der Social-Media-Präsenz von „Team Freiheit“.
Man müsse nicht mit den Positionen des Podcasters übereinstimmen, „um den politischen Mord an ihm zu verurteilen“, so Kemmerich. Das Attentat sei ein Warnsignal und zeige, „was uns hier blüht, wenn Extremismus und die Polarisierung weiter um sich greifen“.
Gerüchte um Parteineugründung
Vor gut einer Woche hatte Kemmerich erst seinen Austritt aus der FDP erklärt. Er sei zu der Überzeugung gelangt, „dass sich meine Vorstellungen von der Zukunft unseres Landes und die inhaltliche Ausrichtung der Partei auseinanderentwickelt haben“, hatte der 60-Jährige in seiner Austrittserklärung an FDP-Chef Christian Dürr geschrieben.
Kemmerich habe den Glauben an den liberalen Charakter der FDP verloren, so Ullrich gegenüber MDR THÜRINGEN. An Kemmerichs liberaler Grundhaltung – insbesondere in wirtschaftspolitischen Fragen – ändere der Parteiaustritt jedoch nichts.
Treffen mit Petry im Juli auf Schloss Ettersburg
Noch im Juli dieses Jahres hatte Thomas Kemmerich Spekulationen über einen möglichen Parteiaustritt zurückgewiesen. Hintergrund war ein Treffen des Verbands „Unternehmer für Freiheit“ auf Schloss Ettersburg, bei dem auch Petry zu Gast war. Kemmerich ist Präsident des Unternehmerverbandes. Nach dem Treffen veröffentlichte Petry Fotos und Videos, auf denen sie gemeinsam mit Kemmerich zu sehen ist.
Im Gespräch mit MDR THÜRINGEN erklärt er nun, dass sein Entscheidungsprozess bereits damals weit fortgeschritten gewesen sei. Der Bruch mit der FDP habe seinen Ursprung in der Bundestagsabstimmung zum Zustrombegrenzungsgesetz vom 31. Januar, als ein Viertel der Fraktion die Zustimmung verweigert habe. Diese Haltung habe der Partei geschadet und ihn inhaltlich entfremdet.