– Die Asiatische Tigermücke breitet sich in Fürth weiter aus, besonders in der Südstadt. Eine vollständige Ausrottung ist kaum noch möglich. Nun setzt die Stadt auf Eindämmung und Mithilfe der Bürger.
Der Sommer ist zwar so gut wie vorbei, trotzdem ist sie da – die Asiatische Tigermücke. Was einst als exotisches Problem galt, ist inzwischen fester Bestandteil des Alltags in der Fürther Südstadt. Laut Jürgen Tölk, dem Leiter des Fürther Umweltamts, muss sich die Bevölkerung zwar keine Sorgen machen und die Größe der Population ist in diesem Jahr auch eher niedriger als im vergangenen Jahr, dennoch bleibt die Herausforderung bestehen.
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06.09.2024, 08:09 Uhr
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„Die ersten Tigermückennachweise im Stadtgebiet Fürth erfolgten im September 2019 durch Einsendungen von Tigermücken durch Fürther Bürger beim „Mückenatlas“ des Friedrich-Löffler-Instituts“, erklärt Dr. med. Claudia Kuhn, Leiterin des Gesundheitsamtes Fürth unserer Redaktion. Schon damals war eine Kleingartenkolonie im Fürther Süden betroffen. Auch sechs Jahre später ist besonders die Fürther Südstadt von den Mücken geplagt.
Dort, zwischen der Rednitz und der Stadtgrenze zu Nürnberg, findet die invasive Mückenart ideale Bedingungen vor. „Die fühlen sich dort besonders wohl, weil sie aufgrund dieser Flächennutzung in der Fürther Südstadt, einem wirklich besonders grünen Stadtteil mit vielen Kleingartenanlagen und Hausgärten, sehr gute Fortpflanzungsbedingungen vorfinden“, erklärt Jürgen Tölk vom Umweltamt Fürth im Gespräch mit unserer Redaktion.
Wasseransammlungen regelmäßig leeren
„Asiatische Tigermücken nutzen selbst kleinste Wasseransammlungen, um sich fortzupflanzen. Da reichen wirklich Untersetzer, Gießkannen oder nicht abgedeckte Regentonnen“, so Tölk weiter. In solchen Mikrobiotopen kann sich die Tigermücke rasch entwickeln – vom Ei bis zur ausgewachsenen Mücke in weniger als zwei Wochen, je nach Wetterlage.
Umso wichtiger ist es, die Wasseransammlungen regelmäßig zu säubern und das Wasser zu wechseln, auch vor dem Winter. Bei Regentonnen gibt es sogar spezielle Netze zum Abdecken. „Das Wasser der Wasserstellen einfach in die nächste Wiese gießen, in der Wiese können Tigermücken nicht entstehen. Außerdem das Wasser bitte nicht in die Kanalisation schütten. Das würde nur dazu beitragen, dass die Tigermückeneier an anderer Stelle in der Stadt auftreten“, erklärt der Leiter des Umweltamts weiter.
Klimawandel als Motor der Ausbreitung
Auch im Hinblick auf den Klimawandel wird deutlich, dass die Tigermücke in Mitteleuropa zunehmend günstige Bedingungen vorfindet. Neben dem globalen Waren- und Reiseverkehr, über den sie ursprünglich eingeschleppt wurde, sorgen milde Winter und feuchte Sommer dafür, dass sich Populationen wie in Fürth langfristig etablieren.
Die ursprüngliche Strategie, die Mücke komplett zu eliminieren, wurde inzwischen aufgegeben. Stattdessen konzentriert sich die Stadt auf die Eindämmung und Kontrolle der Population. Ziel ist es, die Ausbreitung zu verhindern und die Belästigung für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten. Bislang bleibt die Tigermücke im Fürther Süden. „Sie fliegt nur wenige hundert Meter weit, ist also nicht besonders mobil“, erklärt Jürgen Tölk.
Fallen, BTI und Biozide: So läuft die Bekämpfung
Die Stadt Fürth überwacht das Vorkommen der Tigermücke mit einem engmaschigen Monitoring-System. Dabei kommen zwei Arten von Fallen zum Einsatz. „Die passiven Fallen sehen aus wie kleine Eimerchen, die eine Brutstätte imitieren sollen. Auf dem Weg zurück ans Tageslicht bleibt die Tigermücke an einer Klebekarte hängen“, erklärt Jürgen Tölk. Aktive CO₂-Fallen, simulieren menschliche Atmung und locken dadurch Tigermücken an. Die Ergebnisse zeigen: Die Population konzentriert sich weiterhin auf das bekannte Gebiet, mit abnehmender Dichte zum Rand hin.
Zur Bekämpfung setzt die Stadt auch auf den biologischen Wirkstoff BTI, der gezielt in der Kanalisation ausgebracht wird. Dort, in kleinen Pfützen in Gullys oder Zinkkästen, kann sich die Mücke ebenfalls fortpflanzen. BTI greift in einem frühen Larvenstadium ein und verhindert so die Entwicklung zur erwachsenen Mücke. Zusätzlich werden auch öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Altenheime besonders geschützt, indem dort Fallen aufgestellt und regelmäßige Kontrollen durchgeführt werden.
Gesundheitliche Risiken
Laut Dr. med. Claudia Kuhn, der Leiterin des Gesundheitsamtes Fürth unterscheidet sich der Stich einer Tigermücke kaum vom Stich einer heimischen Mückenart. „Jedoch kann die Asiatische Tigermücke potenziell verschiedene Krankheitserreger wie zum Beispiel Dengue-, Gelbfieber-, Chikungunya-, Zika- oder West-Nil-Viren übertragen“, erklärt Dr. med. Claudia Kuhn weiter. Die Tigermücken tragen die Krankheitserreger jedoch nicht von Natur aus in sich.
„Zum Überträger dieser Erreger wird die Tigermücke nur, wenn sie vorher einen infizierten Menschen sticht, der bereits diese Erreger im Blut hat. Diese Gefahr ist in Deutschland immer noch als sehr gering einzustufen“, so die Leiterin des Gesundheitsamtes weiter. In Fürth wurde bislang kein Erkrankungsfall bekannt, der sich in der Region durch einen Mückenstich infizierte.
Gemeinsam die Tigermücke in Schach halten
Die Tigermücke ist also in der Region, besonders in Fürth angekommen, inzwischen mit einer festen Population, die sich nicht mehr vollständig vertreiben lässt. Doch durch die gezielten Maßnahmen und durch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger kann sie bislang in Schach gehalten werden.