Berlin – Die Kufiya in der einen, eine Gebetskette in Palästina-Farben in der anderen Hand und auf seinem Shirt die Umrisse eines Landes ohne Israel. So präsentierte das bekannte Maxim Gorki Theater aus Berlin auf einem aktuellen Werbeplakat eines seiner Ensemblemitglieder. Gegen Antisemitismus engagierte Künstler sind entsetzt.
Das T-Shirt des im Westjordanland geborenen Schauspielers zeigt die Umrisse eines Landes, „das wohl als Einstaaten-Lösung ohne Israel zu verstehen ist“, beklagt der Verein Artists Against Antisemitism Berlin (Künstler gegen Antisemitismus Berlin). Auf dem Instagram-Kanal des Theaters gab es offenbar Proteste in den Kommentarspalten. Daraufhin sei zunächst die Kommentarfunktion eingestellt und kurz darauf das Bild von Karim Daoud ohne Erklärung gelöscht worden, so das Künstlerkollektiv.
Deutlich zu erkennen: Das T-Shirt zeigt ein Palästina ohne Israel
Foto: Maxim Gorki Theaters
Das Gorki will sich zu „Einzelpersonalangelegenheiten“ aus Rechtsgründen nicht äußern, wie es heißt. Laut Theater konnten die Ensemblemitglieder aber bei dem Shooting „nach freiem künstlerischem Ermessen im Rahmen ihrer Kunstfreiheit sich zu sie berührenden Themen individuell äußern, weshalb Posen, Hintergründe, Kostüme und Requisiten frei von ihnen gewählt wurden“, so das Gorki weiter. Vorgaben für das Shooting oder eine anschließende Kontrolle der Motive habe es nicht gegeben.
Das Maxim Gorki Theater in Mitte wirbt mit einer umstrittenen Foto-Aktion für seine Spielzeit
Foto: picture alliance / Schoening
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Doch der Verein „Artists Against Antisemitism Berlin“ benennt zwei weitere aus seiner „Sicht problematische Fotos der Kampagne, die weiterhin online sind.“
Konkret geht es um die Plakate von Maryam Abu Khaled (35) und Aleksandar Radenković (45). Eines zeigt die in Nazareth geborene Schauspielerin ebenfalls mit Kufyia und zugeklebten Mund vor der Kulisse zerstörter Bauten in Gaza.
Maryam Abu Khaled (35) mit einer Kufiya um die Hüften. Im Hintergrund ist die Explosion eines Gebäudes in Gaza zu sehen
Foto: Maxim Gorki Theaters
Auf dem anderen sieht man den serbischstämmigen Schauspieler mit rot bemalter Handfläche. Letzteres soll im Demonstrationskontext prinzipiell Blut an den Händen symbolisieren. Von Juden und im Zusammenhang mit propalästinensischen Aktionen wird die Geste jedoch als Hinweis auf den Mord an zwei israelischen Soldaten in Ramallah und das Feiern der Tat verstanden. Laut Gorki beziehen sich die rote Handfläche allerdings auf massive Studentenproteste in Serbien und das Plakat Maryam Abu Khaleds auf eine Absetzung des Stücks „The Situation“ nach dem 7. Oktober 2023 am Gorki.
Das Plakat mit Aleksandar Radenković (45)
Foto: Maxim Gorki Theaters
„Wir sind der Auffassung, dass zumindest die ungeheuerliche Entgleisung der symbolischen Auslöschung Israels nicht unbeachtet und unwidersprochen bleiben kann“, schreiben Artists Against Antisemitism. Eine Beschwerde der Künstler und die Aufforderung zur öffentlichen Entschuldigung an das Theater sei bislang unbeantwortet geblieben.
Kultursenatorin aus Berlin schaltet sich ein
Die zuständige Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson will sich nun über die von ihr als verstörend empfundenen Motive mit der Hausleitung des Maxim Gorki Theaters austauschen, ließ eine Sprecherin auf Anfrage von BILD mitteilen.