In Stuttgart wird es nochmal so richtig warm – und zahlreiche Menschen zieht es zu Events und an bekannte Spots in der Stadt. Eindrücke und Bilder vom Samstag.

Sanija und Ümit Balci sitzen mit ihrem Sohn Sofyen an einem Tisch im Schatten, um sie herum ist viel los. Hier, an diesem Platz auf dem Quartiersfest im Stuttgarter Dorotheenquartier, sei es nun perfekt, erzählt sie. In der Sonne sei es dagegen zu heiß gewesen. Der Grund: Ganz spät zeigt sich der Sommer noch einmal in Topform – und wie.

An diesem Samstag, zwei Tage vor dem Herbstanfang, steigen die Temperaturen in Baden-Württemberg. In der Stuttgarter Innenstadt zeigt die Wetter-App am Nachmittag zeitweise 31 Grad an. Viele zieht es an verschiedenste Orte in der Stadt.

Trubel im Dorotheenquartier

„Wir dachten: Lass uns das nochmal mit einem Glas Wein genießen“, sagt Besucher Ümit Balci. Seine Vermutung: Danach muss man sich von diesen Temperaturen verabschieden. Kurze Hosen und Shirts statt langen Jeans und Jacken – die Sommergarderobe ist noch einmal zurück.

Das Dorotheenquartier ist rund um die Familie Balci sehr gut besucht, Tische sind reihenweise besetzt, DJane Alegra Cole sorgt mittendrin für Stimmung. Das Quartiersfest, welches das Dorotheenquartier und die Markthalle gemeinsam veranstalten, dauert an.

Viele suchen sich auch am Schlossplatz einen Fleck im Grünen. Etwa das Stuttgarter Paar Verena und Kilian. „Die Leute haben auch Bock, nochmal rauszugehen. Das merkt man schon“, sagt die 32-Jährige, die den vergangenen Monaten eine Zehn-Sterne-Bewertung gibt und verrät: „Wir lieben den Sommer.“

Nebenan sitzt eine Gruppe von Teilnehmern eines Deutsch-Sprachkurses. Und zumindest Baris, 18, hat eine andere Lieblingsjahreszeit. „Ich mag es, wenn es regnerisch, bewölkt ist. Heute ist es trotzdem gut, weil ich hier mit meinen Freunden bin.“ Sukhbat, 25 und aus Tübingen, meint: „Wer mag dieses Wetter nicht? Es ist das letzte Mal, dass wir es in diesem Jahr erleben werden, in ein paar Tagen wird es kälter. Lasst es uns genießen.“

Das machen viele. Etwa auch am gut besuchten Palast der Republik, wo sich Vize-Chef Werner Reinis für ein Foto kurzerhand an einen Tisch mit Stammgästen setzt.

Palast-Vize-Chef Werner Reinis (Mi.) setzt sich zu seinen Gästen Daniel Degen (li.) und Daniel Seiler. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

„Bei schönem Wetter ist der Palast einfach ein Muss. Das ist der Anlaufpunkt für: Lass uns in der Stadt treffen“, sagt Daniel Seiler, der mit einer Gruppe vor Ort ist. „Wir sind halt eine Sommerlocation“, sagt Reinis und weiß: „ Das ist der Endspurt, bevor der Herbst kommt.“ Am Abend rechnet er mit noch mehr Gästen.

Zahlreiche Menschen zieht es an diesem Samstag nicht (nur) in die Innenstadt, sondern auch in die Straßen weiter südlich. Dort können sie bei einem Tag der offenen Tür das Lehenviertel entdecken. Es läuft die 22. Auflage der „Sterne des Südens“. Gastronomie, Einzelhandel und Co. – das Viertel stellt sich und seine Orte vor. Bei bestem Wetter. Und mit Musik. 

Bei Grieshaber Immobilien läuft „Piu bella cosa“ von Eros Ramazzotti. Beim Café List gegenüber – und bei der Praxis für Logopädie (35 Jahre) – gibt es in diesem Jahr auch ein Jubiläum zu feiern. Seit 15 Jahren ist es im Viertel – und auch an diesem Tag Anlaufpunkt. „Schön, dass wir nochmal so ein zauberhaftes Wetter haben und die Gäste auch draußen bewirten können“, sagt Geschäftsführer und Inhaber Marcel Müller in einer ruhigen Minute in seinem Café. Das hat sich als Jubiläumsangebot eine Tombola mit Spenden für den Verein Galgo Hilfe einfallen lassen, der sich für bessere Lebensbedingungen von Hunden einsetzt.

Benedikt und Katrin haben früher neben dem Geschäft des heute 45-jährigen Inhabers gelebt, an diesem Samstag kommen sie mit ihrem zweijährigen Kind für das Straßenfest wieder in das Viertel. Sie schätzen die Kulisse, die kleinen Geschäfte. Und wie blicken sie auf das Wetter? „Lieber 30 Grad im September, als 40 Grad im August“, sagt der 39-Jährige.

Kinderaktion in der Liststraße

Die Familie zieht es dann weiter auf der Liststraße, sie steuert die Bäckerei Frank an. Dort können Kinder Kekse mit drei Tierförmchen ausstechen. Brezelbacken würde zu lange dauern, weiß Christiane Schall, die den Kindern zusammen mit ihrer Tochter Jule hilft. Während die Kekse backen, liest Chefin Monika Frank den Jüngsten die dazu passende Geschichte aus dem Buch „Es klopft bei Wanja in der Nacht“ vor. Hintergrund: der Weltkindertag an diesem Samstag. „Wir versuchen jedes Jahr ein anderes Programm“, sagt Chef Jürgen Frank.

Draußen bietet die Bäckerei Sekt und Waffeln an. „Letztes Jahr war es sehr, sehr kalt“, erinnert sich Monika Frank. Diesmal müssen die Besucher keine Daunenjacken tragen – was sich womöglich schon ganz bald ändern könnte, wenn der vom Deutschen Wetterdienst erwartete Wetterumschwung eintritt.