Ursprünglich hat Walter Sieker Dreher gelernt, arbeitete einige Jahre bei Klöckner im Stahlwerk. Nach der Pleite des Unternehmens ging er auf die Georgsmarienhütte, war danach noch in einem Gummiwerk in Westerhausen tätig. Schließlich hat ihm die Agentur für Arbeit vorgeschlagen, den Bücherbus der Stadtbibliothek Osnabrück zu fahren. Da war er 60 Jahre alt.

Menschen interessanter als Bücher

Eigentlich sollte er nur drei bis vier Monate am Lenkrad des Bücherbusses sitzen, erzählt Walter Sieker. Die Verträge wurden aber immer wieder verlängert – bis er einen unbefristeten Vertrag bekam. Nach dem Eintritt ins Rentenalter wird der nun jährlich verlängert, erzählt der 67-Jährige.

In den Regalen des Bücherbusses stöbert Walter Sieker nur manchmal. Er lenkt die mobile Bibliothek durch Osnabrück.
Foto: Thomas Wübker

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„Den Bücherbus zu fahren, macht Spaß“, sagt Walter Sieker. Doch es sind nicht unbedingt die Bücher, die ihm Spaß bereiten. Weil er viel mit Menschen, vor allem mit Kindern zu tun hat, will er den Job nicht aufgeben – auch nicht als Rentner. Neben seinem Job als Fahrer ist er auch für die Ausleihe zuständig.

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Lesen Handwerker?

Mit Literatur hat Walter Sieker in seinem früheren Leben wenig zu tun gehabt. Auf die Frage, ob das Klischee stimmt, dass Handwerker keine Bücher lesen, lacht er auf. „Viel lese ich nicht, das gebe ich gerne zu.“

Dennoch kann er Kindern oder älteren Leuten, der Haupt-Klientel des Bücherbusses, manchmal Tipps geben, was sie lesen sollten. Zum einen haben ihm die vier Kollegen aus dem Bücherbus-Team viel geholfen, wie er sagt. Zum anderen ist er durch den Bücherbus selbst zum Lesen gekommen. Ein Marcel Reich-Ranicki, der literarische Empfehlungen geben kann, sei er aber nicht, sagt er milde lächelnd.

Was soll man lesen?

Dafür ist Walter Sieker unaufgeregt, wenn eine Horde Grundschulkinder den Bücherbus stürmt und dessen Regale durchstöbert. „Kinder fragen oft, was sie lesen sollen“, sagt er. Er empfiehlt den Mädchen dann „Ponyherz“ und den Jungen „Die drei ???“. Bei älteren Menschen werden andere Bücher goutiert. Walter Sieker legt ihnen Island- und Skandinavien-Krimis oder Historien-Romane nahe. Oft wird aber im Bücherbus einfach nur gequatscht. Viele Mütter treffen sich dort, erzählt Walter Sieker. „Dann ist das hier ein richtiger Treffpunkt.“

Seit sieben Jahren fährt Walter Sieker mit dem Bücherbus durch Osnabrück. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Foto: Thomas Wübker

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Der gebürtige Osnabrücker lenkt seinen Bus durch alle Stadtteile von Osnabrück – außer in die Innenstadt. Dort ist ja die Hauptstelle, wie Walter Sieker anmerkt. Am meisten Bücher werden in Hellern und in Sutthausen ausgeliehen, sagt er. Warum das so ist, weiß er nicht. Auch die neue Bücherbus-Haltestelle im Landwehr-Viertel laufe „Bombe“, sagt er.

Poesie am Ende

Mittlerweile kommen hunderte „Stammkunden“ in den Bücherbus, schätzt Walter Sieker. Auch sein Sohn hat als Grundschüler dort gestöbert und Bücher mit nach Hause gebracht. Und dann wird der Handwerker doch poetisch: „Lang, lang ist’s her…“

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Infos zum Bücherbusgrößer alsGrößer als Zeichen

Der Bücherbus der Stadtbibliothek Osnabrück ist eigentlich gar kein Bus, sondern ein Lkw mit Lkw-Fahrgestell und Kofferaufbau. Er wurde 2011 nach der Schließung der Stadtteilbibliotheken im Jahr 2010 in den Dienst gestellt und fährt seitdem in einem regelmäßigen Rhythmus 34 Haltestellen in 21 Stadtteilen an. Im Bücherbus gibt es vor allem Medien für Kinder bis zwölf Jahren und für Erwachsene. Für sie stehen Bilderbücher, DVD und Blu-rays, Comics, Hörspiele und Hörbücher, Konsolen-Spiele sowie Romane, Hörbücher und Zeitschriften bereit.

Alle Infos zum Bücherbus und die Fahrpläne gibt es unter www.stadtbibliothek.osnabrueck.de.

Unaufgeregt versieht Walter Sieker seinen Job im Bücherbus – auch wenn eine Horde Grundschüler ihn erobert.
Foto: Thomas Wübker

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