Steuerfahndung in NRW

Spezialeinheit jagt Influencer durch soziale Medien

21.09.2025 – 07:08 UhrLesedauer: 2 Min.

urn:newsml:dpa.com:20090101:250921-935-844275Vergrößern des Bildes

Stephanie Thien vom Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität: Ihre Task Force lässt Influencer zittern. (Quelle: Rolf Vennenbernd)

VorlesenNews folgenTeilen Menu auf machenArtikel teilen

Stephanie Thien leitet 1200 Steuerfahnder im Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität NRW. Eine Task Force verfolgt gezielt Influencer, die Steuern hinterziehen.

In einem unscheinbaren Bürogebäude in Düsseldorf arbeitet die Frau, vor der eine ganze Branche zittert: Stephanie Thien, Chefin des Landesamts zur Bekämpfung der Finanzkriminalität NRW, führt 1.200 Steuerfahnder an, deren „Influencer-Taskforce“ bundesweit Schlagzeilen macht.

Die Steuerfahnder haben Influencer – oder wie sie sich selbst nennen: „Content Creator“ – schon länger im Visier. Nach Angaben des Finanzministeriums laufen in Nordrhein-Westfalen aktuell rund 200 Steuerstrafverfahren gegen sie. Durchschnittlich geht es dabei um einen hohen fünfstelligen steuerlichen Fehlbetrag, in Einzelfällen um Millionenbeträge.

Vor kurzem erhielt Thiens Behörde ein Paket mit 6.000 Datensätzen, die nun auf Steuervergehen geprüft werden. Woher die Daten stammen, verrät Thien nicht – doch auch alle anderen Bundesländer wurden versorgt. Keine Steuerfahndung ist jedoch so gut aufgestellt wie in NRW.

Am 1. Januar wurden alle nordrhein-westfälischen Steuerfahnder aus den verschiedenen lokalen Finanzämtern im LBF zusammengezogen. Stephanie Thien erklärt: „Wir müssen mit der Zeit gehen, auch als Strafverfolgungsbehörde. Und dafür müssen wir uns vernetzen.“ 1.200 Experten für die Bekämpfung von Steuerbetrug, Geldwäsche und Cybercrime arbeiten jetzt zusammen.

„Es macht keinen Sinn, wenn Teams in zehn Behörden einzeln am gleichen Phänomen arbeiten“, sagt Thien. Die Task Force konzentriert sich auf Influencer – junge Menschen, die im Internet ihr Leben zeigen und für Produkte werben. „Es gibt vieles, womit Influencer Geld verdienen oder wovon sie einen geldwerten Vorteil haben“, erklärt Thien. Versteuert wird davon oft wenig bis nichts – „etliche Content Creator haben nicht mal eine Steuernummer“.

Wie finden die Fahnder in der Datenmenge die relevanten Fälle? „Unsere Ermittlungsexperten verfügen über digitale Methoden, um den Influencern in ihre Welt des schönen Scheins zu folgen“, erläutert Thien.

Die Task Force-Fahnder beobachten Instagram oder TikTok und gleichen Fotos und Videos mit Steuerangaben ab. Zeigt eine Influencerin eine geschenkte Handtasche, muss sie diese versteuern. Bei Verstößen suchen die Fahnder nach weiteren Fällen. „Denn das ist oft kein Ausrutscher, sondern die Spitze des Eisbergs“, weiß Thien.

Die Steuerfahndung in Bonn entdeckte dieses Phänomen bereits während der Pandemie. Inzwischen geht das LBF gezielt dagegen vor. „Wir können Lieschen Müller doch nicht erklären, warum die im Internet im Luxus schwelgen und bei der Steuer davonkommen. Unser Auftrag ist es, für Steuergerechtigkeit zu sorgen“, betont Thien.

Zahlreiche Influencer haben sich nach Dubai abgemeldet, wo keine Einkommenssteuer anfällt. Das LBF stieß auf Agenturen, die den Umzug als Dienstleistung anbieten. Doch nicht immer ist klar, ob die Influencer tatsächlich auswandern. „Wer seinen Wohnsitz nach Dubai verlegt, muss auch dort leben. Und nicht in Wahrheit die meiste Zeit des Jahres weiter in NRW sein“, stellt Thien klar.

Die Fahnder prüfen genau: Sind das wirklich Palmen unter arabischer Sonne oder filmt sich jemand im heimischen Garten in Köln? Dies gehört zum „schönen Schein“, den die Steuerfahnder durchschauen wollen.