– Lange waren Literatur und Politik untrennbar verbunden. Mittlerweile gibt es viele Bücher, die nur der Unterhaltung dienen, aber manche schaffen auch heute den Spagat.

Denn Unterhaltung und Politik müssen in der Kunst, gerade in der Literatur, keine Gegensätze sein. Zu Zeiten Friedrich Schillers waren die beiden sogar untrennbar verbunden. So war beispielsweise Schillers Buch „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“ ein literarisches Plädoyer dafür, warum Verbrecher nicht nur bestraft, sondern auch rehabilitiert werden sollen.

Und auch im 20. Jahrhundert genauso wie heute gibt es viele politische und satirische Bücher. Dabei kommen viele als Sachbücher, die mal mit mehr oder weniger Witz und unterhaltsamer Sprache an politische und gesellschaftlicheThemen heranführen. Doch es gibt auch einige Romane, die eine Geschichte erzählen und die politische Botschaft in der Handlung mitschwingen lassen.

Eine solche Auswahl an Romanen haben wir hier für Sie zusammengestellt. Die Auswahl ist so weitläufig wie das Feld an sich: von Science Fiction über dystopische Visionen einer nahen Zukunft bis hin zu Elefanten in Berlin.

SciFi trifft Gesellschaftskritik: „Das Wort für Welt ist Wald“

Dieser Science-Fiction-Roman von Ursula LeGuin wurde in den 1970er Jahren veröffentlicht und ist damit der älteste in unserer Liste, schaut aber am weitesten in die Zukunft.

In einer Zukunft, in der die Erde ausgebeutet ist, suchen Menschen neue Ressourcen auf anderen Planeten. So auch auf einem kleinen Planeten, der wahlweise „Neu-Tahiti“, „Welt 41“ oder „Athshe“ genannt wird. Die Kolonisten roden riesige Wälder und verschiffen das wertvolle Holz zur Erde.

Doch der Planet ist nicht unbewohnt: Neben urzeitlich anmutenden Tieren lebt hier ein kleingewachsenes, fellbedecktes Volk, das die Kolonialisten abfällig „Creechies“ nennen. Sie sind friedlich, haben eine eigene Kultur und nutzen Waffen ausschließlich zur Jagd, was ihre Versklavung umso leichter macht. Offiziell ist Sklaverei zwar verboten und ihre Arbeit wird als freiwillig deklariert, die Realität in den Kolonien sieht aber anders aus. Ohne die ausbeuterische Arbeit wäre der Holzhandel nicht zu sichern. Eine Insel haben die Kolonialisten bereits vollständig ökologisch verwüstet.

Aber wie lange erträgt ein Volk Unterdrückung? Wie lange sieht es zu, wie seine Welt zerstört wird? Und was geschieht, wenn eine gewaltfreie Spezies zu den Waffen greift? Und wie wird das diese Spezies nachhaltig verändern?

Neben der offenkundigen Kritik am Kolonialismus und Naturschutz spricht Ursula LeGuin in dem kurzen, aber gehaltvollen Buch noch weitere Missstände an. Mehr dazu in unserer Einzelkritik:

Science Fiction oder Realkritik oder beides? „Das Wort für Welt ist Wald“ – Buchtipp

Roman und Realsatire: „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“

Von der fernen in die nahe Zukunft. Hinter dem Deckmantel eines Coming-Off-Age Romans zeichnet Fiona Sironic ein Bild davon, wie die Erde und unsere Gesellschaft wohl aussehen würden, wenn wir die Zeit um eine Generation nach vorne drehen.

Denn das Faszinierende an diesem Roman ist weniger die Handlung um die 15-jährige Era, die ihre erste Beziehung mit der ein Jahr älteren Maja erlebt. Im Laufe der Zeit radikalisiert sich Maja, läuft von zu Hause weg und schließt sich einer Gruppe an, die nach Jahren der sozialen Medien auf radikale Weise die Privatsphäre wiederherstellen will.

Die Art und Weise, mit der Fiona Sironic die Welt schildert, wie sie in nur einigen wenigen Jahren aussehen könnte, macht diesen Roman so faszinierend und die Kritik, die die Autorin an unserem Umgang mit uns und der Welt übt, so deutlich. Sie nimmt aktuelle Probleme auf und spinnt diese weiter. Auf diese Art zeichnet Sironic ein Bild von einer Welt, die immer weniger dazu geeignet ist, uns Menschen zu beherbergen. Und das nicht nur im Hinblick auf den Klimawandel.

Noch tiefere Einblicke in diesen faszinierenden Roman lesen Sie in unserem Beitrag:

Dystopie und Realismus: Ein Blick in unsere nahe Zukunft – Buchtipp

Wie viel kann Demokratie eigentlich vertragen? „Das Geschenk“ von Gaea Schoeters

Wir befinden uns in einem Fantasie-Deutschland, dessen Parallelen zur Realität klar erkennbar sind. Die Handlung begleitet den Bundeskanzler, wobei Politikerinnen und Politiker Namen haben, die es in unserem Kabinett nicht gibt, auch Parteinamen werden vermieden.

Keiner weiß, wo sie herkommen, aber es werden immer mehr: Mitten in Berlin treibt sich eine Elefantenherde herum. Zu Anfang gibt es allerhand Theorien, doch dann bringt ein Anruf des Präsidenten von Botswana beim deutschen Bundeskanzler Licht ins Dunkle. Die deutsche Politik hat ein neues Gesetz verabschiedet, das eine schwierige Lage rund um die grauen Dickhäuter in Botswana verschärfen dürfte. Als Dankeschön hat der Präsident 20 000 Elefanten nach Deutschland geschickt. Wie das über Nacht funktioniert haben soll? „Magic, my dear friend.

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Es entspinnt sich eine kurzweilige Geschichte darüber, wie die deutsche Politik versucht, der Lage Herr zu werden. In ihrem kurzen Buch schafft es Gaea Schoeters, nicht nur den Umgang europäischer Länder mit dem Naturschutz (und ärmeren Ländern) anzuprangern, sondern auch eindrucksvoll die Grenzen der Demokratie an sich aufzuzeigen. Mehr dazu in unserer Einzelrezension:

Elefanten in Berlin? „Das Geschenk“ von Gaea Schoeters – Buchtipp