Die Leichtathletik-WM endet mit langen Gesichtern im deutschen Team: In einem vom Regen bestimmten Diskuswurf-Finale schieden Henrik Janssen und Mika Sosna nach drei Versuchen aus. Daniel Stahl triumphierte in letzter Sekunde.
Die klimatischen Bedingungen in Tokio waren während der WM häufiger ein Thema, doch das Wetter nahm während der neun Tage nie so einen Einfluss wie bei diesem Wettkampf. Es regnete heftig, der Ring wurde spiegelglatt und jeder Versuch, den Ring mit Handtüchern zu trocknen, wurde von den wiederkehrenden Wassermassen in Sekundenschnelle im Keim erstickt.
Janssen und Sosna hatten sich mit Weiten von 66,47 und 64,99 Metern für das Finale qualifiziert, sie gehörten trotz ihrer (Fast-)70-Meter-Würfe in diesem Jahr (70,05 Meter bei Sosna, 69,94 bei Janssen) nicht unbedingt zu den Favoriten auf die Medaillen – und dann litten sie am meisten unter den widrigen Bedingungen, die bis auf wenige Ausnahmen keinen normalen Wettkampf möglich machten.
Zwei Stunden Pause nach Sturz von Matthew Denny
Der Regen machte das Diskus-Finale so kompliziert, dass es erst zwei Stunden nach dem geplanten Beginn so richtig startete und dann auch nicht richtig in Schwung kommen konnte. Um 13.10 Uhr deutscher Zeit legte Weltrekordler Mykolas Alekna eine Weite von 62,91 Metern vor, dann probierte es Matthew Denny (Neuseeland), der ausrutschte. Die Veranstalter reagierten und pausierten den Wettkampf.
Um 15.15 Uhr stand Denny wieder im Ring und wiederholte seinen ersten Versuch. Der Regen fiel noch immer, der Ring musste immer wieder trockengewischt werden zwischen den Athleten. Doch der Wettkampf blieb ein Sicherheitsrisiko, einige Werfer rutschten nach wie vor durch den Ring. Mit Hochleistungssport hatte die Veranstaltung in dem Moment wenig zu tun, wenn es gültige Versuche gab, überquerten die nicht die 60-Meter-Marke.
Socken-Trick von Sosna hilft auch nicht
Ganz unkonventionell versuchte es Sosna, der sich seine Socken über die Schuhe zog. Allerdings wenig erfolgreich, auch der DLV-Athlet rutschte gewaltig, warf den Diskus dann voll ins Netz. Am besten mit den Bedingungen kam der ältere Alekna-Bruder Martynas zurecht, der sich vor Mykolas mit 63,05 Metern an die Spitze setzte.
Doch der zeigte dann seine Klasse im zweiten Versuch, als kurzzeitig der Regen aufgehört hatte und die Bedingungen besser wurden. Mit 67,84 Metern ging Alekna deutlich in Führung, doch die Athleten nach ihm steigerten sich auch – mit Ausnahme der beiden Deutschen. Janssen kam überhaupt nicht mit dem glitschigen Untergrund klar, hatte nach zwei Durchgängen noch keine Weite vorzuweisen. Sosna warf (ohne Socken über den Schuhen) auch nur 58,60 Meter.
Regen wirft Janssen voll aus der Bahn
Im dritten Versuch kamen Stahl (65,60 Meter) und Denny (65,57) dem Führenden schon ziemlich nah, der Wettkampf gewann an Spannung. Die deutschen Athleten waren dafür aber nicht verantwortlich. Es wurde wieder rutschiger, Janssen verlor den Stand und produzierte seinen dritten Fehlversuch, schied ohne Weite aus. Auch Sosna, der nach seinem Socken-Trick auch bei der Wahl der Schuhe alles probiert hatte, glitschte durch den Ring und war als Vorletzter der zwölf Finalisten raus.
„Ich möchte den Ring und das Wetter nicht als Ausrede nehmen, man sieht an Stahl oder Alekna, dass man hier 67 Meter werfen kann. Das haben unsere Jungs leider nicht hinbekommen“, sagte Bundestrainer Jörg Schulte im Sportschau-Interview.
Stahl fängt Alekna im letzten Versuch ab
Und vorne hatte Alekna einen echten Konkurrenten. Bei Stahl machte sich bezahlt, dass er mehr über die Kraft kommt und nicht über den Schwung der Drehung, mit 67,47 Metern näherte er sich dem Führenden bis auf 37 Zentimeter. Und dann zauberte der 33-Jährige noch einen Wahnsinnsversuch aus dem Arm. Im letzten Versuch knallte Stahl die Scheibe auf 70,47 Meter und setzte sich an die Spitze. Alekna konnte nicht kontern, so verteidigte der Schwede seinen Titel.
Und auch Bronze war geschichtsträchtig. Rang drei ging an Alex Rose mit 66,96 Metern – er sorgte damit für die erste Medaille bei einer Leichtathletik-WM für Samoa überhaupt.
