Die israelisch-palästinensische Versöhnungsinitiative „Parents Circle – Families Forum“ (PCFF) hat am Sonntag (21.09.25) den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2025 erhalten. Die äußerst emotionale Preisverleihung fand im Nürnberger Opernhaus statt. Die Auszeichnung nahmen die Israelin Robi Damelin und die Palästinenserin Laila Al Sheikh von der Initiative unter Tränen entgegen.
Laila Al Sheikh sagte BR24, die Auszeichnung bedeute ihr viel. „Das zeigt, dass sich die Menschen für uns interessieren, sich um uns kümmern, dass sie ihr Bestes dafür tun, unser Leben zu verbessern, vielleicht eine Lösung zu finden. (…) Das ist sehr wichtig für uns.“ In ihrer Dankesrede sagte sie: „Jeder hat verdient zu leben, Gott hat uns erschaffen, um zu lieben, nicht um zu töten.“
Robi Damelin betonte, dass der Tag der Preisverleihung ein ganz besonderer für sie sei. Auch aufgrund der Geschichte, die die Stadt Nürnberg mit dem Judentum verbinde. Außerdem forderte sie die Menschen auf: „Seid nicht Pro Israel, seid nicht Pro Palästina, seid Teil der Lösung!“
Nürnberger OB fordert eine neue Debattenkultur
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) würdigte die Arbeit von PCFF in seiner Rede: „Den gemeinsamen Willen, über alle Verletzungen hinweg nicht aufzugeben, im Gespräch zu bleiben, Brücken für Versöhnung und Frieden zu bauen, dieses Zeichen sendet Parents Circle – Families Forum auch in unsere Gesellschaft hinein.“ Es benötige Räume, in denen Konflikte „nicht tabuisiert, sondern reflektiert werden“, so König. „Unsere Schulen, Universitäten, Medien, politischen Institutionen und Communitys müssen Orte des Dialogs sein – nicht der ideologischen Abschottung“, so der OB weiter.
Jury-Mitglied Noa Karavan-Cohen nannte PCFF in ihrer Laudatio eine einzigartige Organisation und huldigte den beiden Preisträgerinnen: „Ihr Mut, den Schmerz des ‚Anderen‘ in diesem langanhaltenden Konflikt anzuerkennen und anzunehmen, obwohl sie von ihren eigenen Gemeinschaften kritisiert und manchmal sogar bedroht werden, ist bemerkenswert. Sie streben nach Dialog und Versöhnung und nicht nach Rache“, so die Tochter des 2021 verstorbenen Schöpfers der Straße der Menschenrechte in Nürnberg, Dani Karavan.
Botschafter Seibert: PCFF ein Lichtblick in dunklen Zeiten
Steffen Seibert, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel, sagte in einer Videobotschaft, die Menschen hinter PCFF gehörten zu denen, die ihm immer wieder Hoffnung machten und an eine bessere Zukunft glauben ließen. „Danke der Stadt Nürnberg, dass sie diese mutigen Menschen auf ihrem Weg unterstützt. Danke für diesen Beitrag zur Versöhnung“, so Seibert. Er sprach von einem Lichtblick in diesen düsteren Zeiten. Gleichzeitig erinnerte Seibert an die verbliebenen Geiseln, die die Hamas noch immer gefangen hält sowie die vielen Menschen, die in Gaza unter dem Krieg leiden. Er forderte ein Ende des Krieges und dass alles dafür getan werden müsse, dass die Geiseln freikommen.
Initiative bringt Familien zusammen
Die Initiative PCFF bringt vor allem israelische und palästinensische Familien zusammen, die durch den anhaltenden Nahostkonflikt ein Familienmitglied verloren haben und ruft zum Frieden auf – und das trotz verstärkter Proteste gegen ihre Arbeit. Die international besetzte Jury des Menschenrechtspreises würdigte das Engagement der Versöhnungsinitiative, die selbst in schwierigen Zeiten die Kommunikationskanäle zwischen Israelis und Palästinensern offenhalte. Auch inmitten des Krieges habe die Gruppe es geschafft, über Online-Formate in Kontakt zu bleiben und über Social Media ihre Arbeit fortzusetzen. Die Initiative besteht aus 750 Mitgliedern und einem 20-köpfigen israelisch-palästinensischen Team.
Am Morgen vor der Preisverleihung wurde ein multireligiöses Friedensgebet am Kubus der Religionen an der Frauentormauer gesprochen. Dazu hatte der Rat der Religionen eingeladen. Das gemeinsame Gebet solle ein starkes Zeichen für Verständigung, Respekt und den gemeinsamen Wunsch nach Frieden setzen, so der Rat. Alle zwei Jahre vergibt die Stadt Nürnberg den Menschenrechtspreis an Personen, die sich zum Teil unter erheblichen persönlichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.