Braunschweig (Niedersachsen) – Ein Haus mit 150 Zimmern und eigenem Sportplatz. Diese ungewöhnliche Immobilie kann zum Startpreis von 3,6 Millionen Euro ersteigert werden. Sie war mal ein Gefängnis. Jetzt steht sie zum Verkauf.
Die Daten für die Auktion klingen verlockend: Das Grundstück ist mehr als 13.000 Quadratmeter groß. Es gibt endlose Flure und zahlreiche Nebengebäude. Das Niedersächsische Landesamt für Bau und Liegenschaften (NLBL) will die ehemalige Justizvollzugsanstalt Braunschweig-Rennelberg (Niedersachsen) versteigern. Seit Freitag können sich Interessenten anmelden. Startgebot für Gebäude und Grundstück: 3,6 Millionen Euro.
Immobilie mit ungewöhnlichen Eigenschaften
Für den Millionen-Betrag gibt es echtes Knast-Feeling: 150 U-Haft-Zellen, Sportplatz, Werkstatt, Verwaltungstrakt, Anstaltsküche. Auf den Toren, Mauern und Dächern ist sogar noch Stacheldraht.
So sieht die Immobilie von innen aus. Der Zellentrakt im Hauptgebäude
Foto: NLBL
Im Exposé der Immobilie wird noch ein Geheimnis verraten: „Es ist nicht auszuschließen, dass auf dem Gelände die verschütteten Reste eines historischen Verbindungstunnels zwischen dem Haupthaus und dem nicht mehr existierenden Kreuzkloster vorhanden sind.“ Die Vorlage eines Energieausweises ist nicht notwendig, ein großer Teil des Komplexes steht unter Denkmalschutz.
Würden Sie hier gerne wohnen? Das Wirtschaftsgebäude. Auf dem Dach ist noch der Stacheldraht
Foto: NLBL
Was ein Käufer mit der Immobilie machen kann
Ein Sprecher der Behörde: „Bei der Nachnutzung sind viele Möglichkeiten denkbar. In Betracht kommen zum Beispiel Gastronomie, Räume für Kleingewerbe, Beherbergungskonzepte wie ein Hotel oder Hostel. Unpassende Nutzungen – etwa eine Spielhalle oder ein Bordell – sind hingegen ausgeschlossen.“
Wer den Gebäudekomplex kauft, weiß immer, wie spät es ist: An der Fassade prangt eine große Uhr
Foto: NLBL
Auch Wohnungen könnten dort gebaut werden. Die historische Gefängnismauer muss aber „gestalterisch in das Gesamtareal integriert werden.“ Auf der Internetseite vom Landesamt können Interessenten ihre Nachnutzungskonzepte einreichen.
Ein Zimmer ohne Küche, dafür mit Bad: Eine Einzelzelle des Braunschweiger Knastes
Foto: NLBL
Wer schon in dem Gebäude wohnte
Die JVA Braunschweig-Rennelberg wurde 1884/1885 auf dem Gelände des alten Kreuzklosters gebaut. Zuletzt diente die JVA als Gefängnis für Untersuchungshäftlinge. 2024 wurden die letzten Insassen verlegt. Zu den bekanntesten Inhaftierten zählen der Fünffach-Mörder Ferenc Sós, der 1977 in Braunschweig den Bankdirektor Wolfgang Kraemer, dessen Frau und drei Kinder als Geiseln nahm. Nach der Übergabe des Lösegelds erdrosselte er seine Opfer. Sós bekam lebenslang, starb mit 77 im Knast.
Ende der 90er-Jahre saß dort Pastor Klaus Geyer (†62) in U-Haft. Er wurde wegen Totschlags an seiner Frau zu acht Jahren Haft verurteilt. 2002 wurde er vorzeitig entlassen und starb ein Jahr später an Krebs.