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Natürlich und sympathisch präsentierte sich Schriftstellerin Sara Gmuer im Gespräch mit Moderator und Caféinhaber Nils Berghaeuser. © Arndt Pröhl
Mit dem Roman „Achtzehnter Stock“ landete Sara Gmuer einen Bestseller. Doch sie bekam nicht nur positive Resonanz, sagte sie bei einer Lesung in Reichersbeuern.
Reichersbeuern – Wie entsteht eigentlich ein Bestseller? Ein paar sehr authentische Einblicke bekamen kürzlich rund 50 Literaturinteressierte bei einer Lesung mit der Autorin Sara Gmuer im Café Beans & Leaves in der Reichersbeurer Gärtnerei Epp‘s Blumencult. Die aktuell angesagte Schriftstellerin las nicht nur aus ihrem Erfolgsroman „Achtzehnter Stock“, sondern plauderte im Gespräch mit Moderator Nils Berghaeuser auch erfrischend offen aus dem Nähkästchen.
Sara Gmuer stellt Bestseller „Achtzehnter Stock“ vor
Berghaeuser betreibt das Café zusammen mit Mario Großmann und leitet dort seit gut eineinhalb Jahren auch einen Buchclub, in dem sich Lesebegeisterte regelmäßig zum Gespräch treffen. Nun hatte er erstmals zu einer Autorenlesung geladen und holte dafür die Schriftstellerin Sara Gmuer aus Berlin nach Reichersbeuern. Die gestand auf die Eingangsfrage, ob sie denn schon einmal hier in der Gegend gewesen sei, unverblümt: „Ich habe zwar mal in München gelebt, aber ich bin nie so weit rausgekommen.“
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Weit gekommen ist die 45-Jährige hingegen mit ihrem Roman „Achtzehnter Stock“, der heuer zu einem großen Publikumserfolg wurde. Die Geschichte um eine Schauspielerin, die von einer glamourösen Karriere träumt, vorerst aber als alleinerziehende Mutter in einem heruntergekommenen Berliner Plattenbau festhängt, verkauft sich blendend – unter anderem dank eifriger Besprechung des Buchs in den Sozialen Medien. Auch er selbst sei durch Posts auf Instagram auf den Roman aufmerksam geworden, berichtete Berghaeuser. Beim Lesen hätten ihn dann das „schwindelerregende Tempo“ und die teils „brachiale Härte“ des Texts gefangen genommen.
Erst Rapperin, jetzt Schriftstellerin
Auf die vielen klugen Fragen, die Berghaeuser vorbereitet hatte, gab Sara Gmuer sympathische und direkte Antworten. So wollte der Moderator wissen, warum sie nach ihren Jobs als Model, Schauspielerin und Rapperin schlussendlich bei der Literatur geblieben sei. „Weil alles andere nicht geklappt hat“, erwiderte die gebürtige Schweizerin.
Beim Schreiben des Romans sei ihr Ausgangspunkt ein persönliches Erlebnis gewesen. Ihre Tochter sei an einer bakteriellen Hirnhautentzündung erkrankt gewesen. Die Erlebnisse im Krankenhaus habe sie dann schriftstellerisch verarbeitet. „Das war Literatur und Therapie in einem.“ Von da aus habe sie die Geschichte weitergesponnen, rund um „eine Frau, die große Träume hat“, so Gmuer. „Dabei finde ich es spannend, meinen Figuren möglichst viele Hindernisse in den Weg zu legen.“
Leser sind die wichtigsten Kritiker
Die Resonanz auf ihren Text sei aber nicht durchwegs positiv ausgefallen, gab sie frank und frei zu. Als sie in einem Volkshochschulkurs in Kreativem Schreiben eine Passage vorgelesen habe, habe die Dozentin gesagt: „Das geht ja gar nicht!“ Und auch Gmuers eigener Vater „findet das Buch ganz schrecklich“, sagte sie. „Er hat es nicht bis zu Ende gelesen.“
Das sahen die Literaturagenturen, denen sie das Manuskript schickte, die Verlage und letztlich das Publikum offenbar vollkommen anders. Sie habe am Ende sogar unter den Angeboten von drei renommierten Verlagen auswählen können, sagte Gmuer. Die begeisterten Leserreaktionen, erklärte sie, seien ihr auch deutlich wichtiger als das Kritikerlob – das es für „Achtzehnter Stock“ aber ebenfalls gab.
Debutroman „Karizma“ neu aufgelegt
Weil das Buch so gut einschlug, hat der Verlag Hanserblau nun auch Gmuers Debütroman von 2012, „Karizma“, neu aufgelegt. Er kam just am Tag der Reichersbeurer Lesung auf den Markt. Die Autorin erklärte: „Dieses Buch ist noch mutiger und rasanter, aber weniger literarisch.“ (ast)