Stand: 22.09.2025 14:13 Uhr

Die Auswirkungen eines Hackerangriffs sind an den Flughäfen auch heute noch zu spüren. Am Berliner Flughafen BER kommt es wieder zu Wartezeiten. In Brüssel soll die Hälfte der geplanten Abflüge gestrichen werden.

Der Hackerangriff auf Check-in-Systeme mehrerer europäischer Flughäfen hat weiter Auswirkungen für Passagiere. Am Berliner Flughafen (BER) kam es auch heute zu längeren Wartezeiten und zeitweise deutlichen Verspätungen von über einer Stunde bei den Abflügen, wie ein Sprecher sagte. Die betroffenen Systeme des IT-Dienstleisters Collins Aerospace für die Passagierabfertigung seien noch nicht wiederhergestellt.

Verschärfend kam in Berlin hinzu, dass es wegen der Rückreise Tausender Marathonläufer am Berliner Flughafen ein deutlich höheres Passagieraufkommen als normalerweise gab. Mit 95.000 Passagieren würden viel mehr Menschen erwartet als an einem normalen Montag mit 75.000 bis 85.000, sagte ein Sprecher. Fluggäste wurden gebeten, online einzuchecken und ihr Gepäck nach Möglichkeit selbstständig an den Automaten aufzugeben.

Keine Gefahr laut der Bundesregierung

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte am Montag: „Für den Luftsicherheitsbereich gab es keinerlei Beeinträchtigung oder Gefahr.“ Er verwies auf die beratende Rolle des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in solchen Fällen hin. Zudem sei die Umsetzung der europäischen NIS-2-Richtlinie geplant, über die der Bundestag noch abschließend beraten muss. Mit dieser Richtlinie solle die Versorgungssicherheit auch mit Blick auf solche Dienstleister „erhöht und gesichert werden“.

Die NIS-2-Richtlinie sieht Mindestanforderungen an organisatorische und technische Maßnahmen zur Verhinderung von Cyberangriffen vor. Außerdem sind Meldepflichten über Sicherheitsvorfälle für Unternehmen aus bestimmten Bereichen geplant. Dazu zählen unter anderem Transport und Verkehr sowie Energie und Gesundheitswesen. 

EU-Behörde: Strafverfolgungsbehörden ermitteln

Die Cybersicherheitsagentur der Europäischen Union ENISA bestätigte inzwischen, dass es sich um einen Hackerangriff gehandelt habe. Die Strafverfolgungsbehörden ermittelten, sagte ein Sprecher der Behörde nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. 

Die von Hackern angegriffene Firma Collins Aerospace, deren Computerprogramme zum Einchecken dienen, teilte mit, dass sie mit vier betroffenen Flughäfen und Airline-Kunden zusammenarbeite. Updates, um die volle Funktionalität wiederherzustellen, seien fast fertig.

Hälfte der Flüge in Brüssel sollen gestrichen werden

Auch in den ebenfalls betroffenen Flughäfen in Dublin, Brüssel und London müssen Passagiere weiter mit Auswirkungen des Cyberangriffs rechnen. Der Flughafen Brüssel etwa hat die Fluggesellschaften nach eigenen Angaben gebeten, die Hälfte der am Montag geplanten Abflüge zu streichen. Ein Sprecher des Brüsseler Flughafens sagte, Collins Aerospace habe noch keine sichere, aktualisierte Version der Software geliefert, um die volle Funktionsfähigkeit wiederherzustellen. Bereits am Sonntag seien 50 der 257 geplanten Abflüge gestrichen worden.

Hintergründe des Hackerangriffs unklar

Der IT-Dienstleister Collins Aerospace war am Freitagabend zur Zielscheibe eines Cyberangriffs geworden. Die Hintergründe sind weiterhin unklar. Wegen der Attacke meldeten die Flughäfen Berlin, Brüssel, Dublin und London Heathrow Probleme bei der Passagierabfertigung, wie die Dachorganisation der Flugsicherung, Eurocontrol, mitteilte. Die anderen großen deutschen Flughäfen waren nicht betroffen.