Influencerin Kim Hoss aus Stuttgart wollte nur ein paar Fotos bei der Drogeriekette dm entwickeln lassen, dann der Schock – zwei intime Bilder sind vermutlich in fremde Hände geraten.
Was für viele Routine ist, endete für die Stuttgarterin Kim Hoss in einer bösen Überraschung. Die junge Frau hatte einen analogen Film bei einer dm-Filiale entwickeln lassen, später holt ihr Freund die Abzüge ab. Erst zwei Tage danach bemerkt sie beim Blick auf die digitale Übersicht der Bilder – zwei Fotos fehlen. Über einen QR-Code lassen sich die Fotos online abrufen, die gedruckten Originale sind allerdings nicht mehr im Umschlag.
Die Situation schildert die Influencerin ihren fast 93.000 Instagram-Abonnenten in einem Video. Das wurde bislang 400.000 Mal angeschaut und mehr als 800 Mal kommentiert.
Influencerin Hoss hat Anzeige erstattet
Inzwischen hat Hoss Anzeige erstattet, sagt sie. Der Täter sei zwar unbekannt, trotzdem habe sie darin dm als tatverdächtige Firma benannt. Von der Drogeriekette fordert sie nun 10.000 Euro Schadensersatz – nicht wegen dem materiellen Wert der Bilder, sondern vielmehr aufgrund der Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte.
„Das ist schon eines der ekelhaftesten Gefühle, wenn du weißt, jemand in deinem Umkreis hat ein Nacktfoto von dir, du weißt nicht, wer und was damit gemacht wird. Vielleicht werde ich mal erpresst oder so. I don’t know. Und mit dieser Angst muss ich jetzt halt leben“, sagt sie.
Auf die Frage, wer im Falle eines Diebstahls die Verantwortung trägt, antwortet Alexander Strehlau, dm-Geschäftsbereichsverantwortlicher Sortiment im Ressort Marketing + Beschaffung: „Wir tragen die Verantwortung für die Prozesse bei den beauftragten Fotodienstleistern sowie bis zur ordnungsgemäßen Übergabe des Fotoauftrags an der Kasse.“
Soziale Netzwerke zeigen – kein Einzelfall
Die Influencerin entscheidet sich den Fall öffentlich zu machen. Dabei ginge es nicht nur um sie persönlich, wie sie erklärt: „Ich will einfach erstmal, dass das Aufmerksamkeit kriegt dieses Thema und ich stell mich da nicht in den Mittelpunkt oder will da irgendwie Geld damit verdienen. Ich möchte, dass Kinder geschützt sind, ich möchte, dass Daten geschützt sind.“
Über Instagram teilt Hoss ihr Erlebnis ihren Followern mit – mit weitreichender Resonanz. Offensichtlich ist sie bei weitem nicht die Einzige, die diese Erfahrung bereits machen musste. Einige ihrer Follower berichten über ähnliche Erfahrungen und sind, genau wie Hoss, empört.
Unzureichende Sicherheit in den Filialen
Das Problem liegt für Hoss an zwei Stellen: Zum einen sind die Umschläge mit gedruckten Fotos nur mit einem kleinen Klebestreifen verschlossen, der sich beliebig oft öffnen und wieder schließen lässt, zum anderen sind die fertigen Abzüge in einigen Filialen frei zugänglich, berichtet die Influencerin. Und was sagt die Drogeriemarktkette dm zu all dem?
„Der Schutz der Fotoaufträge unserer Kundinnen und Kunden hat für uns höchste Priorität. Alle Mitarbeitenden sind angehalten, die Fototheke in den dm-Märkten aufmerksam zu beaufsichtigen und stets einen wachsamen Blick auf die Theke zu haben. Zusätzlich kommt in vielen Märkten Sicherheitspersonal zum Einsatz, um einen sicheren Ablauf zu gewährleisten“, sagt Strehlau dazu.
Zudem sei die Nutzung des Fotodrucks mit Abholung in der Filiale freiwillig. Ebenfalls heißt es seitens Strehlau die Kunden und Kundinnen würden explizit auf die „öffentliche Abholung“ hingewiesen werden. In der Datenschutzerklärung von dm heißt es dazu: „Bei einer Lieferung in einen dm-Markt wird Ihr Fotoauftrag für eine Abholung offen zugänglich an der Fototheke bereitgestellt. Für eine bessere Auffindbarkeit sind Vor- und Zuname auf der Verpackung angedruckt und offen einsehbar.“
Wer sich eine Abholung unter diesen Bedingungen nicht wünscht kann sich laut Strehlau seine Bestellung jederzeit nach Hause liefern lassen.
Oliver Buttler, Abteilungsleiter Telekommunikation, Internet, Verbraucherrecht der Verbraucherschutzzentrale Baden-Württemberg erklärt, dass es bei der Abholung eigentlich auch immer eine Ausweiskontrolle geben müsse. Nur so lasse sich sicherstellen, dass nur die berechtigte Person tatsächlich die Aufnahmen erhält.
Er sieht allerdings das Abholkonzept der Fotos bei dm kritisch, da die persönlichen Daten der Kunden und Kundinnen theoretisch für alle, die die Filiale betreten, ersichtlich sein können – wenn auch mit Einwilligung in den Datenschutzrichtlinien.
Der Fall der Influencerin solle nun intern geprüft werden heißt es gegenüber Hoss, welche nicht nur Anzeige erstattet, sondern sich auch direkt bei dm gemeldet hat.
Rat der Verbraucherschutzzentrale
Für alle, die sicher gehen wollen, dass ihre Fotos nicht in fremde Hände gelangen, rät Verbraucherschützer Buttler seine oder ihre Fotos lieber per Post zustellen zu lassen. Dieser Weg sei zwar etwas teurer, jedoch meist auch sicherer.
Laut Buttler sollten derartige Fälle dem Landesdatenschutzbeauftragen gemeldet werden. Bei solchen Datenschutzverstößen habe dieser dann die Möglichkeit entsprechende Bußgelder zu verhängen, die allerdings, so Buttler, bei Privatpersonen niedriger seien, als bei prominenten Personen.
Für Influencerin Kim Hoss ist klar: Es muss etwas getan werden. Sie überlegt nun eine Petition gegen die Drogeriemarktkette zu starten, um etwas zu bewegen und den Zustand zu ändern.