Stuttgart – Viel Steuergeld für ein kleines Geschäft. In Stuttgart wurde jetzt eine Toiletten-Anlage für über eine halbe Million Euro aufgebaut. Bürger schütteln mit dem Kopf.

Und der Bund der Steuerzahler (BdSt) reagiert verstopft.

Luxus-Klo liegt am Stadtrand

Die wohl teuerste Toiletten-Anlage ihrer Art in Deutschland steht am Stadtrand von Stuttgart. Am Wochenende ist hier Hochbetrieb. Unter der Woche ist am teuren Toiletten-Häuschen wenig los.

Außen hui, innen wenigstens nicht pfui. Leider funktionierte der Seifenspender auf dem Luxus-Klo nicht

Außen hui, innen schon etwas pfui. Leider funktionierte der Seifenspender auf dem Luxus-Klo nicht

Foto: Robin Mühlebach

Nach Angaben der Stadt sind die Gesamtkosten nicht endgültig abgerechnet, werden aber „bei rund 600.000 Euro brutto liegen“. Für das kleine und große „Geschäft“ ein ziemlich teures Geschäft. Dafür bekommt man anderswo schon ein Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern …

Die Stadt begründet die Ausgaben u.a. damit: Frischwasser-, Abwasser- und Stromleitungen hätten über 260 Meter weit verlegt werden müssen.

Nach der Benutzung der Behinderten-Toilette schwemmt Seifenwasser über den Fußboden

Nach der Benutzung der Behinderten-Toilette schwemmt Seifenwasser über den Fußboden

Foto: Fabrice Weichelt/Landeshauptstadt Stuttgart

Zudem werden die Toiletten vollautomatisch gereinigt. Verlässt ein Bürger das Klo, bleibt die Tür für circa zwei Minuten verschlossen und im Innern spritzt Wasser und Reinigungsmittel auf den Toilettenrand und die Armaturen, dann bläst ein Kabinen-Föhn.

Angeblich tägliche Kontrollen

Warum eine Hightech-Toilette und kein einfaches Klo mit Putzkraft? Laut Stadt, damit „jeder Bürger zu jeder Zeit eine saubere Toilette benutzen kann“. Trotzdem werden die Anlagen angeblich täglich kontrolliert und wenn nötig nachgereinigt.

Lämpchen zeigen den Status der Toiletten an. Die Benutzung ist kostenfrei

Lämpchen zeigen den Status der Toiletten an. Die Benutzung ist kostenfrei

Foto: Fabrice Weichelt/Landeshauptstadt Stuttgart

Klo-Kritik vom Bund der Steuerzahler

Rathaus-Sprecher Dr. Harald Knitter erklärt, es gebe gute Erfahrungen mit den automatisierten Toiletten – an anderen Standorten würden sie inzwischen deutlich stärker genutzt als die herkömmlichen Anlagen. Doch rechtfertigt das wirklich eine so dicke Klorechnung?

Eike Möller (53) vom Bund der Steuerzahler kritisiert die hohen Klo-Kosten

Eike Möller (53) vom Bund der Steuerzahler kritisiert die hohen Klo-Kosten

Foto: Bernd Weißbrod/picture alliance/dpa

Der baden-württembergische BdSt-Vorsitzende Eike Möller (53) setzt die Stadt auf den Pott: „Gegen funktionierende Toiletten im öffentlichen Raum ist prinzipiell nichts einzuwenden. Wenn dann aber bereits kleinere Anlagen über eine halbe Million Euro an Steuergeld kosten, sollte man kritisch hinterfragen, ob diese Summe gerechtfertigt ist. Denn für dieses Geld kann ein Einfamilienhaus gebaut werden.“

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Auf dem Heimweg machte ich, der BILD-Reporter, eine Pinkelpause am Luxus-Lokus. Eindruck: sauber. Aber die Seifenspender in der Behinderten-Toilette und einer Unisex-Kabine gingen nicht. Die zweite Unisex-Toilette war einfach abgeschlossen. Der Trinkwasserspender draußen spuckte auch nichts aus.

Ein stilles Örtchen, das beim Preis richtig Krach macht.