Sechs Wochen Ocean Race Europe sind am Wochenende mit einer großen Party in Boka Bay/Montenegro und dem überlegenen Sieg von Paul Meilhat und seinem Team auf der Biotherm zu Ende gegangen. Nach dem Start am 10. August in Kiel war die zweite Auflage des Events mit Blick auf die sportliche Spannung indes etwas zu früh entschieden.
Zu dominant war der Auftritt von Paul Meilhat, der sechs der sieben vollen Wertungen und vier von fünf Sprintwertungen gewann. Aber für Spektakel war gesorgt: mit dem Crash von Kiel, dem Reparaturwettlauf von Holcim PRB und Allagrande Mapei, dem emotionalen Sieg von Ambrogio Beccaria in seiner italienischen Heimat und den engen Fights um den zweiten und den vierten Platz bis zum Coastal Race in Boka Bay.
Das Abschneiden von Boris Herrmann mit seinem Malizia-Team blieb allerdings hinter den Erwartungen der Fans und des Hamburger Skippers selbst zurück. Nachdem die Premiere dieses Rennens 2021 das Offshore Team Germany noch völlig überraschend gewonnen hatte, konnte ein deutsches Team diesmal nicht glänzen.
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Die Rolle als einer der Mitfavoriten hatte Herrmann vor dem Start in Kiel angenommen, sah sogar Chancen auf einen Gesamtsieg. Doch dieser Traum war schnell geplatzt. Rang zwei in der ersten Etappe nährte zunächst Hoffnungen. Doch erst in der letzten Langetappe konnte sich die Malizia als Dritter ein zweites Mal auf dem Podium platzieren. Die Chance auf ein Topergebnis im Gesamtranking war da schon verflogen. Mit Platz vier im Coastal Race kam Malizia auch insgesamt auf Platz vier.
Biotherms Dominanz überraschte
Welche Erkenntnisse ergeben sich aus dem Rennen rund um Europa für die Zukunft des Ocean Race, die Imoca-Klasse und die Entwicklung der Designs? float-Experte Andreas Baden, der nicht nur als Co-Kommentator das Geschehen zum Start in Kiel für das Publikum vor Ort erklärte, sondern auch die Etappen genau verfolgte, hat sich im Interview dazu Gedanken gemacht.
Wir erwischten ihn kurz vor seiner Abfahrt nach Lorient, wo er sich mit Fabrice Amedeo auf die Teilnahme am Transatlantikrennen Transat Cafe l’Or (Start am 26. Oktober) vorbereitet.
Andreas Baden steckt tief in der Imoca-Szene und bilanziert für float das Ocean Race Europe © Baden
Andreas, in deiner Einschätzung vor dem Rennen hast Du die Teams Biotherm, Paprec Arkéa und Holcim PRB als große Favoriten auf eine Podiumsplatzierung genannt. Ist das Rennen also so verlaufen, wie Du es erwartet hast? Oder überrascht dich doch die Dominanz von Biotherm?
Die drei waren tatsächlich meine Favoriten. Allerdings habe ich auch Malizia mit einbezogen. Als Deutscher sieht man sein Heimteam natürlich auch gern mit vorn. Daher hatte ich meine Top 4 benannt, und da war Malizia mit drin. Das Podium kommt also nicht unerwartet. Allerdings hatte ich Paprec noch stärker eingeschätzt als nun Platz zwei.
Verdier-Design waren bevorteilt
Das Ocean Race Europe hat Boote aus drei Design-Schmieden an den Start gebracht. Da ist Verdier mit Biotherm, Holcim und Team Kanada. Demgegenüber stehen die Boote mit dem Design von Antoine Koch et Finot-Conq, also Paprec Arkéa und Allagrande Mapei. Und dann noch VPLP mit Malizia und Amaala.
Das Rennen wurde von flachem Wasser und leichten Winden dominiert. Unter den Bedingungen ist das Verdier-Design im Vorteil. Im Gegensatz dazu ist die Malizia mit dem Fokus auf den Southern Ocean gebaut. Daher die markante Bugsektion, die gut ist, um über Wellen zu gehen.
Die voluminöse Bugsektion der Malizia war zum Ocean Race Europe nicht von Vorteil © Jean Louis Carli
Die Designs von Koch et Finot Conq sind gut für Downwind-Bedingungen mit viel Welle.
Auf der Etappe nach Genua, als es diese Bedingungen mal gab, haben Allagrande Mapei und Paprec Arkéa auch performt, während die Verdier-Designs sich da schwer getan haben, da sie mehr in die Welle eintauchen.
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