Fast wirkt es so, als würde das Wetter es gut meinen. Zum Auftakt des diesjährigen Parc/ours-Wochenende scheint die spätsommerliche Sonne strahlend vom Himmel – und rückt die Kunstwerke, die im Schaufenster im Rheydter City-Parkhaus am Tellmannplatz ausgestellt sind, in bestes Licht.

Ein bisschen erinnert die temporäre Galerie an eine Perlenkette. Sechs künstlerische Positionen sind in den Fenstern aneinandergereiht. Mit dabei, unter anderem: Die Werke von Rita Wilmesmeier.

Landschaftsgemälde und „Eye Candy“ am Tellmannplatz

Die Künstlerin, die vor dem Umzug in ein kleineres Atelier langjährige Mieterin im Menge-Haus war, zeigt eine Auswahl an Objekten und Bildern. Es dominieren Arbeiten, die hinter feinmaschigen Geweben als filigrane Rasterstrukturen spannende Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außen entfalten. Im Raum nebenan gibt Monika Held über Bildformate von klein bis groß Einblicke in unterschiedliche Seiten ihres Schaffens. Die Kleinformate der „Eye-Candy-Serie“, was übersetzt so viel wie „Süßes fürs Auge“ bedeutet, bauen auf getrockneten Farbhäuten, die als Nebenprodukt beim Malen entstehen. Diese „Zufälligkeit“ wird durch die Künstlerin zeichnerisch ergänzt, bevorzugt mit einer witzigen Note. Außerdem zeigt Held Landschaftsimpressionen, die sie auf Basis von selbstgeschossenen Fotos angefertigt hat. Die Bilder strahlen kontemplative Ruhe aus. „Das passt für mich zu der Stimmung, die ich festhalten will“, so die Mönchengladbacherin, die ihr Atelier in Düsseldorf hat.

Und auch die Ukrainerin Elena Kambina ist von der temporären Galerie sehr angetan. Die Künstlerin wohnt inzwischen seit drei Jahren in Mönchengladbach. Da sie kein eigenes Atelier hat, malt und zeichnet sie meistens in ihrer Wohnung. Exponate ihrer Serie „Shell“ zeigen zum Beispiel Auseinandersetzungen mit Seele und Körper. Das Motiv der Muschel steht hier als Symbol für den sicheren Raum, Geborgenheit und verborgene Stärke.

Werkstattcharakter und Skulpturen im Atelierhaus an der Steinmetzstraße

Nur wenige Kilometer entfernt, im Atelierhaus an der Steinmetzstraße hat Malerin Yolanda Encabo sich voll auf den Besuch am Wochenende eingerichtet. Der mit Farbklecksen gesprenkelte Boden und Behälter voller Pinsel zeugen unverkennbar von einem Werkstattcharakter. Encabos atmosphärisch aufgeladene Malerei mit dem so bezeichnenden Spiel von Licht und Schatten ist figurativ bei gleichzeitiger Hinwendung zur Abstraktion. Geboren aus der Beobachtung von Menschen und Situationen fangen ihre Bilder charakteristische Haltungen und Gesten ein, nehmen Gesichtszüge gleichzeitig aber anonymisierend zurück. Kaum öffnet sie die Türen ihrer Werkstatt, gibt es bereits erste Kaufinteressenten.

Lars Wolter, Nachbar in der unteren Etage des Hauses, setzt in Skulpturen mit Linien und rechten Winkeln auf klare Formensprache. Als wichtige Inspirationsquelle nennt der Künstler Wassily Kandinskys Buch über Punkt, Linie und Fläche.

Im Raum nebenan spricht Christiane Behr davon, die Formsprache verändern zu wollen. Bei ihr herrscht deswegen auch an diesem Wochenende Arbeitssituation. Ihre Objekte haben immer mit Licht zu tun, fangen es ein, spielen damit. In der jüngsten Zeit ist der Künstlerin außerdem Materialminimierung sehr wichtig. In der Fünferkonstellation mit Kollegen bespielt Behr seit einigen Jahren während des Parc/ours auch die inzwischen entweihte Albertuskirche am Adenauerplatz. Mit im Team ist unter anderem Wolfgang Hahn, der wie sie ein Domizil im Atelierhaus hat. Hahn zeigt in der Kirche Skulpturen, die formal minimiert mit Winkeln, Linien und Öffnungen jonglieren. „Witz der Aussparungen ist die Art der Verkantung“, sagt Hahn – und will so die Wahrnehmung herausfordern.

Im Atelier an der Margarethenstraße steht Johannes Veit bereit, um auf Papier und Leinwand entfaltete „Geschichten zwischen Illusion und Wirklichkeit“ vorzustellen. Viele Menschen dürften bereits mit seinen Werken in Kontakt gekommen sein, allerdings ohne es zu wissen – zum Beispiel über seine in Eicken zu sehenden Graffiti mit Wortspielen wie „Veit for your Right“. Mit der Sprühdose ist Veit allerdings nur draußen unterwegs. Im Atelier bevorzugt er andere Mittel. „Ich arbeite gerne mit Mixed Media“, sagt er. „Doch alles, was realistisch ist, male ich mit Öl. Und was mir wichtig erscheint – meistens ist es der Mensch – will ich realistisch rüberbringen.“ Ebenso bezieht er gerne etwas „Trashiges“ ein, Farbverläufe etwa. Seine „Bio-Bilder“ entstanden aus Leinwandschnittresten mit Farbspuren, die ihm überarbeitungswürdig erschienen.