Wie aus dem Buch eine Oper wurde
In der Opernfassung konzentriere sich Bräunigs Geschichte auf vier Hauptpersonen, erklärte Erpenbeck. Zudem sei der Teil der Erzählung weggelassen worden, der im Westen spielt. Alles fokussiere sich auf die Geschehnisse bei der Wismut.
Dabei gehe es darum, „dass die Leute sich auch selber wiedererkennen in dem Stück und ihrer Geschichte“. Durch Bräunigs persönliche Erfahrungen bei der Wismut fühle sich dieser Teil der Geschichte näher und lebendiger an, beschreibt Erpenbeck die Gründe für die Schwerpunktsetzung.
Viele Aspekte aus Bräunigs Werk würden sehr gut für die Oper funktionieren, beschreibt Erpenbeck: „Ich fand bei Bräunig wirklich großartig, dass er diese ganz verschiedenen Menschen überhaupt zusammenbringt in einem Buch, auch in ihrer Zuneigung zueinander, trotz der Verschiedenheiten.“
Von der ersten Seite an habe ich das Buch geliebt.
Jenny Erpenbeck, Autorin
Diese verschiedenen Stimmen ließen sich insbesondere in der Oper gut miteinander verbinden, indem sie in einem Quartett oder Sextett als ein Musikstück zusammenklingen. „Das ist natürlich auch das große Potenzial von Oper“, resümierte Erpenbeck.
Blick von heute ins Gestern
Einige Szenen aus Bräunigs Roman mussten für die Opernfassung angepasst werden. Eine politische Diskussion über die Atombombe zwischen den Figuren habe sie beispielsweise in einen Garten verlegt, so Erpenbeck: „Und da sitzen plötzlich junge Leute in einem schönen Garten am Wochenende und besprechen diese ganz schweren Dinge, die ihnen auch Angst machen.“
Eine Bedrohung, die auch heute wieder aktuell sei, argumentiert Erpenbeck: Aus dem abgebauten Uran der Wismut waren sowjetische Atomwaffen hergestellt worden. All dies müsse direkt in den Dialogen zwischen den Figuren besprochen werden, in der Oper gebe es keine Erklärungen oder Fußnoten, erläuterte die Autorin.
„Ich gehe davon aus, dass es auf gar keinen Fall langweilig wird“, fasste Erpenbeck zusammen.