Graffiti zum Hören

„Visual Noise“ heißt sein Projekt, das sich mit diesen Graffitis auseinandersetzt. „Für viele ist das im Alltag gar nicht mehr wahrnehmbar. Man wird dann ein bisschen blind für dieses visuelle Rauschen.“

Daher habe er sich gedacht, man könne mit einem kleinen humoristischen Akzent vorlesen, was die Graffitis ausdrückten. „Die Leute haben versucht, das zu entziffern und ich habe kleine Lautsprecher angebracht, die das nun wiedergeben.“

Kanter hat in den vergangenen Wochen einhundert Chemnitzer mit einem Mikrofon bei ihrem Versuch, die Graffities zu entziffern, aufgenommen. Diese Ton-Aufnahmen – quasi akustische Graffitis – sind nun im Tunnel zu hören. Aus einhundert kleinen Kästchen an den Wänden der Unterführung.

„Ich habe kleine Lautsprecher gebastelt“, sagt Kanter. „Sie bestehen aus einem MP3-Modul, einem Lautsprecher und einer Batterie.“ In einer Dauerschleife sei immer das zu hören, was vorher die Leute, die er angesprochen habe, entziffert hätten.

Klingende Graffitis schaffen neue Wahrnehmung

Die „Grafittis zum Hören“ finden viele der Passanten witzig. Die Leute bleiben stehen, wundern sich oder lächeln. Für Klangkünstler Kanter ist das ein Zeichen dafür, dass seine Idee funktioniert. „Mir war es wichtig, das ich etwas mache, um den Alltag einen Moment zu brechen und eine kleine Irritation zu schaffen.“

Diese Irritationen sollen nach Ansicht von Kanter die Passanten dazu führen, alltägliche Dinge anders wahrzunehmen oder neu zu entdecken.