Die Ukraine ist nach Ansicht von US-Präsident Donald Trump in der Lage, mithilfe westlicher Verbündeter ihr Staatsgebiet vom russischen Aggressor zurückzuerobern. Mit Zeit, Geduld und finanzieller Unterstützung insbesondere der Nato seien die ursprünglichen Grenzen zum Zeitpunkt, als der Krieg begonnen hatte, eine „Option“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social.
Der Post stellt eine überraschende Kehrtwende in der US-Außenpolitik und der Haltung der Trump-Regierung gegenüber Kiew dar. Lange Zeit war Donald Trump kritisch gegenüber Waffenlieferungen und beschuldigte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen nicht zu gewinnenden Krieg in die Länge zu ziehen.
In seinem Post stellte Trump auch weitere Waffenlieferungen an die Nato in Aussicht, um die Ukraine zu unterstützen.
Trumps Post zur Ukraine auf Truth Social im Wortlaut:
Nachdem ich mich mit der militärischen und wirtschaftlichen Lage der Ukraine und Russlands vertraut gemacht und sie vollständig verstanden habe und nachdem ich gesehen habe, welche wirtschaftlichen Probleme sie Russland bereitet, denke ich, dass die Ukraine mit der Unterstützung der Europäischen Union in der Lage ist, zu kämpfen und die gesamte Ukraine in ihrer ursprünglichen Form zurückzuerobern.
Mit Zeit, Geduld und der finanziellen Unterstützung Europas und insbesondere der NATO ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Grenzen, von denen aus dieser Krieg begonnen hat, durchaus eine Option. Warum auch nicht?
Russland führt seit dreieinhalb Jahren einen ziellosen Krieg, den eine echte Militärmacht in weniger als einer Woche hätte gewinnen können. Das zeichnet Russland nicht aus. Tatsächlich lässt es das Land eher wie einen „Papiertiger“ erscheinen.
Wenn die Menschen in Moskau und allen großen Städten, Gemeinden und Bezirken in ganz Russland erfahren, was wirklich mit diesem Krieg los ist, dass es für sie fast unmöglich ist, Benzin zu bekommen, weil sich lange Schlangen bilden, und all die anderen Dinge, die in ihrer Kriegswirtschaft passieren, wo der größte Teil ihres Geldes für den Kampf gegen die Ukraine ausgegeben wird, die einen großen Geist hat und immer besser wird, wäre die Ukraine in der Lage, ihr Land in seiner ursprünglichen Form zurückzuerobern und, wer weiß, vielleicht sogar noch weiter zu gehen!
Putin und Russland stecken in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und jetzt ist es an der Zeit, dass die Ukraine handelt. Auf jeden Fall wünsche ich beiden Ländern alles Gute. Wir werden weiterhin Waffen an die NATO liefern, damit die NATO damit machen kann, was sie will. Viel Glück an alle!
Tatsächlich ist Russlands Wirtschaft nach mehr als drei Jahren Krieg schwer angeschlagen. Die Regierung bekommt die Inflation nicht in den Griff und aufgrund des Krieges fehlen Arbeitskräfte in nicht militärisch relevanten Branchen. Wegen ukrainischer Angriffe auf die Erdölinfrastruktur in Russland ist zuletzt auch das Benzin teurer und knapp geworden.
Ob die Ukraine selbst mit stärkerer Unterstützung aus dem Westen Russland signifikant zurückdrängen kann, ist allerdings unklar. Denn neben fehlenden Waffen und finanziellen Mitteln mangelt es der ukrainischen Armee auch an Soldaten. Russland dagegen führt eine Rekrutierungswelle nach der anderen durch und brachte so Kiews Armee zuletzt immer stärker in die Defensive.
Ukraine-Invasion, Tag 1307 Daten zeigen, wie effektiv die Angriffe auf russische Ölraffinerien sind
Zuletzt hatte sich Trump immer kritischer gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geäußert, da der offenbar nicht an einem Friedensschluss interessiert sei. In den vergangenen Tagen hatte Trump dann erklärt, dass er die Sanktionen gegen Russland deutlich verschärfen würde, wenn andere Nato-Staaten keine russischen Energieträger mehr kaufen würden.
Am Dienstag hatte Trump sogar einen Abschuss russischer Flugzeuge befürwortet, wenn diese unrechtmäßig in den Luftraum von Nato-Staaten eindringen sollten. Auf die Frage einer Journalistin, ob er der Ansicht sei, dass Nato-Staaten russische Flugzeuge bei Verletzung ihres Luftraumes abschießen sollten, sagte er bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Rande der UN-Vollversammlung in New York: „Ja, das bin ich“.
Mehr zum Thema Schwedens Verteidigungsminister warnt „Wenn Russland weiter so handelt, eskaliert die Lage“ Provokationen an der Nato-Ostflanke Europa muss mehr tun, um Putins Respekt zu erzwingen Drohnen aus Wracks, Autos unter Gittern, Regen als Rettung So sieht der Alltag an der Front im Donbass aus
Ob die USA beim Abschuss unterstützen würden, hänge von den Umständen ab, sagte Trump weiter. Dabei wich er der Frage aus, ob er glaube, dass der russische Präsident Wladimir Putin trotz der jüngsten Eskalationen zu einem Friedensschluss bereit sei. „Ich werde es Ihnen in etwa einem Monat sagen, okay?“ (ben)