„Eat, Pray, Love“-Autorin
3 Weisheiten aus dem neuen Buch von Elizabeth Gilbert
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Elizabeth Gilbert hat nach „Eat, Pray, Love“ ein weiteres autobiografisches Buch veröffentlicht, das neben einer überraschenden Wendung einige besondere Gedanken enthält, für die allein es sich lohnt zu lesen. „All the way to the river“ stellt auf jeden Fall klar: Kein Leben ist eine Rom-Com – auch nicht das von Elizabeth Gilbert.
In ihren Memoiren „Eat, Pray, Love“ erzählt die amerikanische Journalistin Elizabeth Gilbert die Geschichte ihrer einjährigen Reise durch Italien, Indien und Indonesien – und ein bisschen erinnert diese an eine Disney-Story oder Rom-Com: Traurige, ausgelaugte Frau bricht nach ihrer Scheidung auf, sich selbst zu finden, und begegnet dabei ihrer großen Liebe. Ihrer vermeintlich großen Liebe, wie wir nun korrigieren müssen.
Denn während sich Rom-Coms meist in ihrem „Happily ever after“ auflösen, ging Elizabeth Gilberts Leben nach ihrem Happy End auf Bali weiter – und nahm überraschende bis schockierende Wendungen. In „All the way to the river“ schreibt die Journalistin über ihre wahre große Liebe, die drogensüchtige Künstlerin Rayya, und wir lernen beide Frauen von ihren hässlichsten Seiten kennen. Wer in Rom-Coms nichts finden kann, könnte „All the way to the river“ schätzen – es stecken zweifelsfrei einige interessante Gedanken darin.
3 Gilbert-Weisheiten, die nicht jeder Mensch teilen wird
Aus den schlimmsten Erfahrungen lernen wir am meisten.
In einem Kapitel stellt uns Elizabeth Gilbert ein Gedankenexperiment vor, eine alternative Sichtweise auf das Leben: Was wäre, wenn wir es als Schule für unsere Seele betrachteten?
Bevor die Seele mit unserer Geburt in unserem menschlichen Körper und Ego Gestalt annähme, fantasiert sie, lägen wir in Absprache mit den anderen Seelen unseren Lehrplan fest. Wer nicht viel lernen möchte, wählte ein Curriculum, in dem alles reibungslos läuft: Alle sind nett zu mir, ich passe perfekt in die Trends und gängigen Normen meiner Zeit, ich bestehe jeden Test mühelos mit einer Eins.
Wer hingegen sagte, Nee, Leute, wennschon, dennschon, ich möchte möglichst viel aus meinem Leben herausholen, bekäme einen anspruchsvolleren Plan: Diese Seele sähe sich mit Aufgaben konfrontiert, an denen sie scheitert. Sie begegnete anderen Seelen, die sich dazu bereiterklärt haben, sie auf die Probe zu stellen, zu verletzen und zu enttäuschen. Sie fühlte sich einsam, litt und müsste irgendwo in sich Kraft finden, wenn sie glaubt, keine mehr zu haben.
Das Konzept einer unsterblichen Seele, das Liz Gilbert hier illustriert, mag befremdlich und esoterisch erscheinen. Doch wenn wir einmal in uns gehen und in unserer Biografie zurückblicken: Aus welchen Erfahrungen haben wir am meisten gelernt? Woran sind wir am meisten gewachsen? Worauf sind wir besonders stolz, es geschafft zu haben? Vermutlich kommen uns dann nicht die leichten und spaßigen in den Sinn.
Alle Menschen tun nur, was sie können und müssen.
Selbst wenn es nicht so ist, dass die Menschen, die uns das Leben schwer machen, sich bereiterklärt haben, uns beim Wachsen zu helfen, vertritt Elizabeth Gilbert den Standpunkt, „dass wir entweder alle unschuldig sind oder niemand von uns es ist.“ Alles, was wir als Menschen tun, sei zu versuchen, unsere eigenen Gedanken zu überleben, unsere Vergangenheit, Dilemmas, Schicksale und Tage.
Niemand, schreibt sie, steht morgens auf und überlegt sich, wie er sich selbst und andere am besten nerven, am meisten verletzen kann – und trotzdem nerven wir uns selbst und andere, verletzen und enttäuschen uns. „Gut, schlecht, richtig, falsch: Haben wir überhaupt die Zeit für solche Begriffe – irgendjemand von uns?“, fragt Elizabeth Gilbert in ihren Memoiren. Denn so fest wir uns vornehmen mögen, das Richtige oder Gute tun: Am Ende bleibt uns in jedem Moment unseres Lebens nichts anderes übrig als das, was wir zu diesem Zeitpunkt können. Dabei sind wir limitiert und beeinflusst von unseren Prägungen, Erfahrungen und früheren Lektionen.
Wir alle gehören hierher.
Sie habe lange gebraucht, um zu fühlen: „Ich gehöre hierher.“, schreibt Liz Gilbert. Selbst wenn sie nicht alle Menschen lieben, selbst wenn sie nichts Außergewöhnliches leistet, selbst wenn sie nicht alles alleine schafft und gut klarkommt, steht es ihr zu zu leben. Steht es ihr zu, Raum, Zeit und Ressourcen für sich in Anspruch zu nehmen, ohne sich dafür zu schämen und zu entschuldigen. Gerade wenn sie Mist baut und anderen zur Last fällt, gehöre sie hierher, denn offensichtlich kann sie dann noch etwas lernen. Was wiederum für sie gilt, trifft auf alle Menschen zu, so die Autorin, denn niemand verdient mehr oder weniger zu leben als jemand anderes.
Brigitte
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