VfB Stuttgart in der Europa League: 36 Teams – wo sich der VfB beim Kaderwert einreiht Maximilian Mittelstädt, Bilal El Khannouss und Ermedin Demirovic (von links) wollen mit dem VfB in der Europa League weit kommen. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Die Stuttgarter gehen mit großen Ambitionen in die Europa-Saison, die sich auch mit Zahlen untermauern lassen. Was ist drin in diesem Jahr?

Seit dem Pokalsieg ist die Aussage in der Welt. „Wir können den Europapokal gewinnen“ schrie ein euphorisierter Jamie Leweling auf dem Schlossplatz den Fans des VfB Stuttgart entgegen – und da sich eine solch griffige Ansage eben gut vermarkten lässt, ist sie auch jetzt vier Monate später noch sehr präsent zum Start der Ligaphase in der Europa League. Beim Fernsehsender RTL zum Beispiel, der die Live-Übertragung des VfB-Auftaktspiels am Donnerstag (21 Uhr) gegen den spanischen Erstligisten Celta Vigo in einem kurzen Clip mit eben jener Leweling-Szene vom Mai bewirbt.

Nun liegt der VfB-Fokus inzwischen natürlich einzig und alleine auf der kommenden Aufgabe, Zukunftsszenarien im nächsten Frühjahr sind noch weit weg. Klar ist aber auch: Die Titel-Ansage – die Leweling im Übrigen in der Zwischenzeit nahezu wortgleich wiederholt hat – zeugt von den Ambitionen, mit denen die Stuttgarter in ihre zweite internationale Saison in Folge gehen. Nach dem knappen Ligaphasen-Aus in der Champions League hat sich die Mannschaft viel vorgenommen im zweithöchsten europäischen Fußball-Wettbewerb, sie will für Aufsehen und Siege sorgen. Was zur Frage führt, wo sich der VfB sportlich einreiht im diesjährigen Teilnehmerfeld.

Alexander Wehrle: „Wir nehmen die Europa League sehr ernst“

An dieser Stelle lohnt ein Blick auf die Zahlen. Addiert man die Marktwerte der einzelnen Spieler auf dem im Profifußball durchaus beachteten Portal Transfermarkt.de, weisen die Stuttgarter in Summe mit 313 Millionen Euro den fünfthöchsten Kaderwert der 36 teilnehmenden Mannschaften der Europa League auf. Einzig die beiden Premier-League-Clubs Nottingham Forest und Aston Villa, der derzeitige portugiesische Tabellenführer FC Porto und der VfB-Hauptrundengegner AS Rom liegen noch darüber.

Am anderen Ende der Skala steht Maccabi Tel Aviv, das im Dezember beim VfB gastiert, mit 27 Millionen Euro. Dass sich aus solchen Rechenspielen keine direkten Ableitungen für das Geschehen auf dem Rasen treffen lassen und vieles von der Tagesform abhängen wird, versteht sich – Richtwerte liefern die Zahlen aber dennoch. Die Voraussetzungen für eine gute Rolle des VfB, so viel kann man an dieser Stelle festhalten, sind also gegeben.

Bilal El Khannouss erzielte am Freitag gegen den FC St. Pauli sein erstes Tor für den VfB. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Hinzu kommt, dass einige große Namen im Wettbewerb in dieser Saison noch nach ihrer Form suchen. Aston Villa steht in der englischen Premier League nach fünf Spieltagen auf einem Abstiegsplatz und hat erst ein Tor erzielt, auch der kommende VfB-Gegner Celta Vigo ist in Spanien alles andere als wunschgemäß in die Saison gestartet und belegt Rang 15. Hier hat der VfB sogar einen direkten Vergleichswert, wenngleich unter dem Vorbehalt des Testspiel-Charakters: Im Juli gewannen die Stuttgarter gegen Vigo ein Testspiel in Reutlingen nach umkämpften 120 Minuten knapp mit 2:1.

Nun trifft man sich am Donnerstagabend in der MHP-Arena wieder im ersten von insgesamt acht Spielen in der Ligaphase, an deren Ende Platz 24 von 36 Mannschaften fürs Weiterkommen nötig ist. In der Vorsaison waren dafür zehn Punkte nötig – genau genommen sogar elf, um nicht auf das Torverhältnis angewiesen zu sein. Dieses erste Etappenziel gehen die Stuttgarter mit neuem Schwung und Euphorie an. Zum einen auf den Rängen, wo es im Heimbereich nur noch Restkarten für Mitglieder für das Auftaktspiel gibt.

Zum anderen verlieh auf dem Rasen der jüngste 2:0-Sieg gegen den FC St. Pauli sportlichen Rückenwind. „Das war ein guter Einstieg in eine neue Phase, in der wir mit einer neuen Energie und vielleicht auch einem neuen Selbstbewusstsein auf die nächsten Wochen zugehen können“, sagt der Stuttgarter Sportvorstand Fabian Wohlgemuth zur besten Saisonleistung nach zuvor mühevollen Wochen – und ergänzt mit Blick auf den anstehenden Auftakt in der Europa League: „Deswegen sehe ich dem Spiel sehr positiv entgegen.“

Auf ein konkretes Ziel für die Europa-Saison will sich die Chefetage dabei aber nicht festlegen – noch nicht. Denn in den kommenden Monaten könnte sich das durchaus ändern, wie der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle betont: „Wir nehmen die Europa League sehr ernst. Wenn wir im März und April noch dabei sind, werden wir ein konkretes Ziel ausrufen.“ Und wer weiß, vielleicht deckt sich dieses Ziel ja dann mit dem von Jamie Leweling.