Bonn-Berlin-Gesetz

Wegner fordert kompletten Regierungsumzug nach Berlin

24.09.2025 – 02:56 UhrLesedauer: 2 Min.

Kai Wegner vor dem Brandenburger Tor (Archivbild): Der Regierende Bürgermeister von Berlin befürwortet den Komplett-Umzug nach Berlin.Vergrößern des Bildes

Kai Wegner vor dem Brandenburger Tor (Archivbild): Der Regierende Bürgermeister findet, dass die jährlichen 20.000 Dienstreisen der Bundesbeamten zwischen Bonn und Berlin zu teuer sind. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur/imago-images-bilder)

Kai Wegner fordert das komplette Ende des Bonn-Berlin-Systems. Die Reaktion aus dem Rheinland fällt vernichtend aus – und wird sehr persönlich.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat anlässlich des 35. Jahrestags der deutschen Einheit eine komplette Verlagerung der Bundesregierung nach Berlin gefordert. Die jährlich 20.000 Dienstreisen der Bundesbeamten zwischen Bonn und Berlin seien teuer und schlecht für die Umwelt, begründete Wegner seinen Vorstoß.

„Die jungen Leute gehen nach Berlin, wenn sie Aufstiegschancen haben wollen. Und deswegen muss der komplette Umzug auch erfolgen“, forderte der CDU-Politiker. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollten ohnehin lieber in die trendige Hauptstadt wechseln.

Die Reaktionen aus dem Rheinland ließen nicht lange auf sich warten. Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) bezeichnete Wegners Vorschlag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur als „abwegig und völlig aus der Zeit gefallen“. Noch schärfer fiel die Kritik der NRW-Landesregierung aus.

„Es muss jetzt mal langsam Schluss sein mit den Fake News zum Thema Bonn-Berlin“, warf Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei, dem Berliner Bürgermeister vor. Seit der Corona-Pandemie hätten sich Homeoffice und Videokonferenzen etabliert. Wer da immer noch mit Kosten und Klimafolgen komme, „handelt entweder aus Unwissen oder im plumpen Eigeninteresse – in jedem Fall aber nicht an der Sache orientiert“.

Liminski argumentierte, ein Komplettumzug nach Berlin würde hohe Milliardenbeträge verschlingen. Die 10 bis 20 Millionen Euro für den Berlin-Bonn-Betrieb seien im Vergleich dazu eine höchst sinnvolle Investition. „Wenn es in Bonn kein zweites bundespolitisches Zentrum gäbe, müsste man es spätestens jetzt nach den Erfahrungen mit der Covid-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine erfinden“, betonte der Minister.

Das Bonn-Berlin-Gesetz aus dem Jahr 1994 hatte vorgesehen, dass die Bundesregierung nach Berlin umziehen würde, was fünf Jahre später geschah. Gleichzeitig legte das Gesetz aber auch fest, dass „der größte Teil der Arbeitsplätze der Bundesministerien in der Bundesstadt Bonn erhalten“ bleiben sollte. Heute ist noch gut ein Drittel der ministeriellen Arbeitsplätze in Bonn angesiedelt.

Die beiden Städte könnten unterschiedlicher kaum sein: Bonn hat gerade mal 325.000 Einwohner – allein der Berliner Alexanderplatz wird täglich von mehr Menschen passiert. Doch trotz dieser bescheidenen Ausmaße ist Bonn Sitz von gleich zwei Dax-Unternehmen, der Post und der Telekom. Dazu kommen Institutionen wie das UN-Klimasekretariat, das jedes Jahr die Weltklimakonferenz vorbereitet.

Bonn war 1949 Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland geworden, weil Berlin mitten in der DDR lag und geteilt war. Zunächst hatte es so ausgesehen, als ob Frankfurt am Main das Rennen machen würde, doch dann entschied sich der Bundestag für Bonn. Dort hatte auch schon der Parlamentarische Rat getagt, der das Grundgesetz erarbeitet hatte. Außerdem war der Zerstörungsgrad durch die Bombardierungen des Krieges nicht so hoch, und es sollte damit betont werden, dass die Hauptstadt nur provisorisch und vorübergehend nicht Berlin war. Ein weiterer Grund, der im Hintergrund mitspielte: Bundeskanzler Konrad Adenauer wohnte gleich gegenüber auf der anderen Rheinseite.

50 Jahre wurde die bundesdeutsche Politik in Bonn gemacht, bevor 1999 der Umzug nach Berlin erfolgte. Das Bonn-Berlin-Thema kocht seitdem immer mal wieder hoch.