Nachdem sich am Samstag Hunderte Anhänger des FC Schalke 04 und von Borussia Dortmund eine Schlägerei geliefert haben und in der Nacht zu Sonntag 30 Unbekannte eine Party in einem Vereinsheim in Gelsenkirchen gestürmt und dort randaliert hatten, laufen die Ermittlungen der Polizei zu Beteiligten und Hintergründen. „Wir sind dabei, Beweise zu sichern und prüfen unter anderem, ob es Aufzeichnungen gibt“, sagt ein Sprecher der Polizei Gelsenkirchen.

In die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Essen sind szenekundige Beamte eingebunden, die sich in der Fan- und Hooligan-Szene im Ruhrgebiet besonders gut auskennen. „Wir gehen davon aus, dass es Personengruppen der problemorientierten Fanszenen waren und dass es einen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen gibt“, sagt der Polizeisprecher. Zeugen hatten nach der Randale im Gelsenkirchener Vereinsheim berichtet, dass die Angreifer aus dem Hooligan-Umfeld von Schalke 04 stammen könnten, sie hätten Gäste angegriffen und als „Scheiß-Essener“ beschimpft. Als die Polizei eintraf, waren alle Angreifer bereits geflüchtet.

„Der Vorfall in Dortmund zeigt erneut, dass es hier nicht um Fußball geht, sondern um gezielte und organisierte Gewalt“, sagt der NRW-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Patrick Schlüter, unserer Redaktion am Dienstag. „Wer mit Skimasken, Boxbandagen und Handschuhen anreist, hat den Sport längst verlassen.“ Der Polizeieinsatz im Gleisbereich sei hochgefährlich gewesen. „Gewalt darf im Fußball keinen Platz haben und muss mit allen Mitteln konsequent bekämpft werden.“

Die GdP fordert, Intensivstraftäter konsequent mit Meldeauflagen zu belegen und dass Informationen bundesweit schneller zwischen den Polizeidienststellen ausgetauscht werden. Schlüter sagt: „Wir brauchen zudem den verstärkten Einsatz von Videoüberwachung und Gesichtserkennung.“ Stadionverbote, Aufenthaltsauflagen und Meldepflichten könnten nur greifen, wenn Täter bereits aktenkundig seien.

GdP-Chef Schlüter sagt: „Die Notbremsungen und die Massenschlägerei in Dortmund zeigen deutlich: Der Bahnverkehr ist ein Hotspot für Eskalationen. Als GdP fordern wir mehr Polizeipräsenz auf den Strecken, ausreichend Transportkapazitäten und eine konsequente Trennung rivalisierender Fangruppen.“ Die Bundespolizei müsse zudem die Möglichkeit bekommen, bekannten Gewalttätern die Nutzung der Bahn zu untersagen, wenn eine konkrete Gefahr bestehe. „Auch die Vereine müssen mehr für präventive Arbeit tun.“

Die Gewerkschaft der Polizei beobachtet zudem, „dass extremistische Gruppierungen versuchen, in die Fanszenen vorzudringen“, wie Schlüter sagt. „Wenn Gewalt mit Ideologie vermischt wird, ist das eine Gefahr für unsere Demokratie – als GdP fordern wir von Vereinen eine klare Abgrenzung gegenüber extremistischen Strukturen und eine engagierte Fanarbeit, die Radikalisierung keinen Raum lässt.“

Die Polizei ermittelt wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr, Landfriedensbruch sowie gefährlicher Körperverletzung.