Heute vor zwölf Jahren war einer jener ganz wenigen Abende, an denen eine Mannschaft des TSV 1860 München in der ungeliebten Allianz Arena vor den Toren der Stadt, in der sich die Löwenfans niemals heimisch fühlen sollten, echte Fußballatmosphäre erzeugte. Und dabei beinahe eine Sensation realisieren konnte. In der zweiten Hauptrunde im DFB Pokal empfing das Team von Trainer Friedhelm Funkel Jürgen Klopps BVB, der 16 Monate zuvor noch das Double errungen hatte. Erst weit in der Verlängerung mussten sich die tapferen Löwen dem nominell übermächtigen Gegner geschlagen geben.
Eines der vielen, aber dennoch heiß begehrten Tickets für diesen Abend in der ausverkauften Arena.
Ein seltenes Bild bei Spielen der Löwen an diesem Ort: Volles Haus in Fröttmaning.
Durchwachsener Saisonstart für die Löwen
Wiesn-Choreo in der Nordkurve, Wiesn-Trikot auf dem Rasen, 71.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion am Müllberg. Alles war angerichtet für einen ganz großen Fußballabend. Den die Löwen wiederum nur mit ganz viel Dusel ereicht hatten. In der ersten Cuprunde mussten Benny Lauth & Co. beim damaligen Drittligisten Heidenheim Anfang August bis ins Elfmeterschießen gehen, in dem Torwart Gabor Kiraly die letzten beiden Elfer der Gastgeber entschärfte und so erst das große Los Borussia Dortmund möglich machte. Einer der Unglücksschützen auf Heidenheimer Seite war übrigens ein gewisser Florian Niederlechner, damals zarte 22 Jahre alt. Auch in die Liga waren die Löwen – gemessen an den eigenen Ansprüchen – nur durchwachsen gestartet. Nach drei Siegen und drei Niederlagen musste Alexander Schmidt schon am 31. August seinen Platz auf der Bank räumen. Ihm folgte eine Trainer-Legende namens Friedhelm Funkel. Nach einem 0:0 in Aalen und einem 3:1 gegen Erzgebirge Aue war das Pokalduell mit dem zu diesem Zeitpunkt noch ungeschlagenen Tabellenführer der Bundesliga Funkels drittes Spiel als Löwencoach.
Dortmund stürmt, Sechzig verteidigt
Von Beginn an präsentierte Sechzig gegen den schier übermächtigen Gegner ein waschechtes Funkel’sches Abwehrbollwerk, hatte allerdings bei den Bemühungen, Tore der Gäste um jeden Preis zu verhindern, auch sehr viel Glück. Die Statistiker notieren für die 120 Minuten Spielzeit ingesamt 38 Torschüsse, 18 Ecken und vier Aluminiumtreffer für Borussia Dortmund. Seltene Entlastungsangriffe rissen die rund 60.000 Anhänger in weiß und blau zu Begeisterungsstürmen hin. Aus dem Westen der Republik hatten sich – gewiss auch angelockt durch die Aussicht auf einen Wiesn-Besuch vor der Partie oder tags darauf – über 10.000 BVB-Fans in den Süden aufgemacht. Mit 0:0 ging es in die Kabinen. Ein Achtungserfolg für die Löwen!
Erst in der Verlängerung siegt Dortmund
Nach der Kabine erhöhten die Gäste, die mit Robert Lewandowski in vorderster Front das Tor der Löwen bearbeiteten, nochmal den Druck. Ohne allerdings den tapferen Gastgebern den entscheidenden Schlag versetzen zu können. So ging es nach torlosen 90 Minuten in die Verlängerung. Es roch nach einer Sensation. Erst recht als die ganz in gelb gekleideten Gäste zu Beginn der Verlängerung gleich zweimal an Pfosten und Latte scheiterten. War der Fußballgott heute ein Blauer? – Leider nein! Denn kurz vor dem letzten Seitenwechsel der Partie passierte es dann doch. Dominik Stahl musste Marco Reus in höchster Not im Strafraum umgrätschen, kassierte dafür die Rote Karte und der für Dortmund eingewechselte Pierre-Emerick Aubameyang traf zum 0:1. Damit war der Bann gebrochen. In der 107. Minute umdribbelte Henrikh Mkhitaryan erst Torwart Kiraly, dann Moritz Volz und schob zum locker zum 0:2 ein. Das war’s.
Enttäuschende weitere Saison
Die Löwenfans mussten jedoch angesichts dieser letztztlich natürlich verdienten Niederlage keineswegs enttäuscht sein. Sie hatten eine leidenschaftlich kämpfende eigene Mannschaft gesehen, die das Staresemble von Borussia Dortmund fast zwei Stunden in Schach gehalten hatte. Enttäuschend verlief dagegen die weitere Saison in der 2. Bundesliga. Bereits im ausklingenden Winter mussten die Aufstiegshoffnungen wieder einmal frühzeitig begraben werden. Nach einem bitteren 0:3 gegen den KSC, als Rouwen Hennings die Löwen vor 18.000 Zuschauer in der Frötmaninger Tristesse quasi allein abgeschossen hatte, verabschiedete sich Friedhelm Funkel schon wieder aus München und machte Platz für Markus von Ahlen, der zunächst für die letzten fünf Spieltage intermismäßig übernahm. In der folgenden Saison durfte er dann nochmal für eine kurze Dauer als richtiger Cheftrainer ran, nachdem der Niederländer Ricardo Moniz nur knapp drei Monate sein Glück an der Grünwalder Straße versuchen durfte… Wilde Zeiten bei den Löwen.
Die Aufstellung des TSV 1860 am 24. September 2013 gegen Borussia Dortmund
Folgende Elf schickte Trainer Friedhelm Funkel zu jenem Pokalspiel auf den Platz:
Kiraly – Volz (112. Tomasov), Schindler, Bülow, Wojtkowiak – Stahl – Stoppelkamp, Stark, Wannenwetsch, Adlung – Lauth (112. Friend)
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