• Das neue Buch „Aufruhr im Gemeindehaus“ von Rosa Maria Jiménez-Claussen behandelt die Themen Gemeindefusion, schwindende Mitgliederzahlen der Kirchen und Kirchenasyl.
  • Die Hauptfigur Gisela kämpft gegen die Fusion ihrer traditionell ausgerichteten Gemeinde mit einer liberaleren Gemeinde, während ihr Enkel und der Hausmeister Klaus die liberalen Werte unterstützen.
  • Das Buch beinhaltet auch queere Themen und gesellschaftliche Konflikte, die an aktuelle Geschehnisse in Bremen angelehnt sind, und wird als heiter beschrieben.

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Die geplante Fusion ihrer eher traditionell aufgestellten Gemeinde mit einer liberaleren Kirchengemeinde bringt Küsterin Gisela auf die Palme. Mit all ihren Kräften versucht sie sich als eine Art „norddeutsche Donna Camilla“ dagegen zu wehren und neue Mitglieder zu akquirieren. Um diesen Kampf, aber auch um die Themen Kirchenasyl und Mitgliederschwund, dreht sich der neue Roman von Rosa Maria Jiménez-Claussen aus Huckelriede. Die ehemalige Lehrerin der Lise-Meitner-Schule in Moordeich schreibt dabei erneut unter ihrem Pseudonym Flora Montán.

„Aufruhr im Gemeindehaus“ ist der zweite Band in Jiménez-Claussens Reihe „Die Bremer Stadtprotestanten“. Der erste Band der Reihe unter dem Titel „Denn dein ist die Liebe“ war im Jahr 2023 erschienen (wir berichteten). „Danach war mir klar, dass das eine Buchreihe wird“, sagt die 55-jährige Autorin, die sich vor fünf Jahren verstärkt dem Schreiben gewidmet hat. Die Arbeit an dem neuen Buch sei dabei eine „Entwicklung“ gewesen, „die ich überhaupt nicht vorhersehen konnte“. „Ich hatte gedacht, dass ich mit den Figuren aus dem ersten Band weitermache“, sagt Jiménez-Claussen weiter. Allerdings sei es dann zum Perspektivwechsel hinzu der 59-jährigen Küsterin Gisela gekommen. Allerdings kommt auch Pastor Hannes, die Hauptfigur aus dem ersten Roman, der sich vom evangelikalen Prediger wandelt und die Hippie-Christin Anna heiratet, vor. Vorbild für den Pastor war damals die Geschichte um Olaf Latzel.

Kirchenasyl wird thematisiert

„Sie ist sehr rabiat. Sie macht, was sie will“, sagt Jiménez-Claussen über die Hauptperson ihres neuen Romans. Nach außen hin sei Gisela aber sehr loyal und habe großen Respekt vor ihrem Pastor. Als die Nachricht von der geplanten Fusion der Gemeinde hört, wird sie aktiv.

Die zweite Hauptfigur im Roman ist Hausmeister Klaus. Er ist Teil der liberaleren Gemeinde. Die Glaubensgemeinschaft bietet Foodsharing und einen Umsonstladen, aber auch Kirchenasyl für Geflüchtete. „Das Thema Kirchenasyl habe ich eingebaut, da war ich mit dem Roman schon fast zu Ende“, sagt Jiménez-Claussen. Was passiert in Bremen? Was passiert um mich herum? Was beschäftigt mich? Das seien Fragen, die sie in ihre Bücher einbaue. „Da ich mich verändere, weiß ich auch nicht, was dann am Ende rauskommt“, sagt die Autorin weiter. So thematisiert das neue Buch auch queere Themen, denn Klaus‘ Schwester ist Transfrau und wird aufgrund ihrer sexuellen Identität angegriffen.

Angelehnt an Bremer Ereignisse

Neben den Senioren spielt auch die 14-jährige Enkelin von Gisela eine Rolle. Sie möchte sich ausgerechnet in der liberalen Gemeinde konfirmieren lassen. „Das geht für Gisela gar nicht“, sagt Jiménez-Claussen. Aus Mitleid unterstützt ihre Enkelin sie aber doch. Während ihre Großmutter per Unterschriftenliste versucht, ihre Gemeinde zu retten, erstellt ihre Enkelin mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Videos von einer vollen Kirche, um ihrer Großmutter zu helfen. Die Figuren in ihrem „sehr heiteren“ Roman seien oft sehr „eigen“ und „schrullig“, sagt Jiménez-Claussen.

Beide Gemeinden aus dem Roman seien fiktiv, aber: „Sie ähneln Typen von Gemeinden in Bremen“, sagt Jiménez-Claussen über die „sehr traditionelle“ und die „politisch aktive“ oder „moderne liberale“ Kirchengemeinde. Ein Polizeieinsatz im Buch sei aber angelehnt an den Einsatz der Ordnungshüter in der Zions-Gemeinde in der Bremer Neustadt. Allgemein sei das Buch an Geschehnisse in der Hansestadt angelehnt. So spielt auch der ehemalige Bremer Reeder Niels Stolberg eine Rolle, der WESER-KURIER wird wie auch schon im ersten Band zur „Weser-Post“.

Recherche bei Küstern

Die Themen Gemeindefusion und schwindende Mitglieder seien sehr aktuell, sagt Jiménez-Claussen, die in Bremen Erwachsenenbildung studiert hat, promovierte Soziologin ist und später auch als Lehrerin für Spanisch und Geschichte gearbeitet hat, weiter. „Das ist sehr schmerzhaft“, sagt sie auch mit Blick auf die Aufgabe von Kirchen. Sie selbst sei viel in Bremer evangelischen Gemeinden unterwegs und arbeite auch als Ehrenamtliche in Kapitel 8, dem Informationszentrum der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) an der Domsheide, wo auch ein Kapitel des Buches spielt.

Für ihr Buch hat sich Jiménez-Claussen mit vielen Küsterinnen und Küstern getroffen. „Ich habe mir viel zeigen lassen“, sagt die Autorin. Auch mit der Vereinigung der Küster in Bremen führte sie Gespräche. „Es ist immer mehr so, dass Küsterstellen nicht mehr ausgeschrieben werden“, sagt sie über den „aussterbenden Beruf“. Oft würden die Aufgaben auch ins Ehrenamt verlagert.

Die religiösen Themen beschäftigen Jiménez-Claussen auch aufgrund ihres eigenen Glaubens. An der Szene in Bremen reize sie die Vielfalt der Gemeinden. „In einem Roman brauche ich immer Konflikte und verschiedene Gruppierungen. Bremen ist da eine super Vorlage“, so die Autorin, die ergänzt: „Mich reizt das Menschliche, das Verrückte, dieses Liebenswerte.“ Ein dritter Band in der Roman-Reihe sei bereits in Planung. „Ich kann mir gut vorstellen, mit Gisela und Klaus weiterzumachen. Aber ich weiß es noch nicht“, sagt Jiménez-Claussen.

Info

Das Buch „Aufruhr im Gemeindehaus“ von Flora Montán hat 368 Seiten und ist bei BOD erschienen. Der zweite Band der Reihe „Die Bremer Stadtprotestanten“ kostet 14,99 Euro. Die Premierenlesung findet am Freitag, 26. September, ab 19 Uhr im Kapitelsaal, An der Domsheide 8, in Bremen statt. Der Eintritt ist frei. Weitere Lesungen sind für den 7. November ab 19 Uhr in der Gaststätte Corvus, Weg zum Krähenberg 1, in Bremen (Szenen aus dem Roman, die in einem Sportverein und in Sportgruppen spielen) und den 23. November ab 16 Uhr im Kaminsaal des Gemeindezentrums Zion, Kornstraße 31, in Bremen (Szenen aus dem Roman zu den Themen Gemeindefusion und Kirchenasyl) geplant.

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