Das Krankenhaus in Wittstock soll Ende nächsten Jahres schließen. Dagegen gab es am Mittwoch Protest vor dem Potsdamer Landtag. Der diskutiert Schließungspläne und eine Alternative: Eine Poliklinik soll entstehen. Von Tobias Hausdorf
„Alarmstufe rot, unser Krankenhaus in Not“ steht auf einem der Plakate der etwa 50 Demonstrierenden vor dem Potsdamer Landtag. Mit Trillerpfeifen und Trommeln sind sie aus Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) gekommen, um die geplante Schließung des Krankenhauses dort abzuwenden.
Björn Schäfer, Vorsitzender des Vereins „Wittstock zeigt Gesicht“, sagt: „In einer ländlichen Region sind Krankenhäuser wichtig.“ Falle eines weg, seien die Wege „zu weit, wenn man Probleme mit dem Herzen hat“.
Ministerin Müller sieht keine Alternative zu Klinikschließung in Wittstock
Hoffen auf Ausnahmeregelung
Die Klinik in Wittstock ist auf die Versorgung von Herzpatienten spezialisiert, soll aber Ende 2026 geschlossen werden. Das hatte der Betreiber KMG im Juli mitgeteilt. Die Klinik erfülle nicht mehr die Voraussetzungen, die ab 2027 mit der Krankenhausreform gelten. Schäfer fordert für Wittstock eine Ausnahmeregelung.
Über die Zukunft der Klinik hat am Mittwoch der Landtag diskutiert. Wittstock werde keine Ausnahmegenehmigung bekommen können, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Lüttmann. Die Klinik gelte nicht als Sicherstellungs-Krankenhaus.
Poliklinik statt Krankenhaus
Im Koalitionsvertrag haben sich SPD und BSW dazu verpflichtet, alle Krankenhaus-Standorte in Brandenburg als Orte der medizinischen Versorgung zu erhalten. Dazu steht Lüttmann weiter: „Wo eine stationäre Versorgung durch ein Krankenhaus wegfällt, wollen wir eine ambulante Versorgung, sprich ein medizinisches Versorgungszentrum, eine Poliklinik“, sagt er. Die Koalition will die Betreibergesellschaft dazu verpflichten.
Opposition für Weiterbetrieb
Die Opposition bezweifelt, dass die medizinische Versorgung damit gesichert sei. Das machte Jan Redmann, der CDU-Fraktionsvorsitzende, in der Debatte deutlich: Es drohe die Situation, dass „am 1.1.2027 in Wittstock kein Krankenhaus und keine Alternative am Netz ist“.
Die CDU möchte den Krankenhaus-Standort erhalten. Redmann befürchtet sonst, dass „zwischen Waren und Neuruppin und Pritzwalk und Templin kein Krankenhaus mehr existiert, keine Notaufnahme“.
Die AfD wirft der Regierungskoalition Wortbruch vor. Sie will ebenfalls den Erhalt der Klinik, fordert aber darüber hinaus, gegen die gesamte Krankenhausreform zu klagen.
Mehr als 20.000 Unterschriften gegen Klinik-Aus in Wittstock
Keine falschen Hoffnungen
Gesundheitsministerin Britta Müller (BSW) beteuert, sie nehme die Sorgen um die medizinische Versorgung ernst, warnt aber vor falschen Hoffnungen: „Die gesetzliche Lage ist klar: Der Bundesgesetzgeber hat ein Gesetz verabschiedet, nach dem es nicht möglich ist, den Krankenhausstandort Wittstock so zu betreiben, wie er heute ist.“
Die Pläne sehen bisher vor, dass die Kardiologie und Gastroenterologie von Wittstock nach Pritzwalk (Prignitz) verlegt werden. Für die ambulante Versorgung soll dafür eine Poliklinik in Wittstock entstehen.
Runder Tisch in Wittstock
Die Gesetzeslage können viele vor dem Landtag nicht nachvollziehen. Drei Wittstockerinnen halten ein Banner: „Menschen machen Gesetze – Menschen ändern Gesetze“. Eine Krankenschwester von der Intensivstation in Wittstock sagt: „Unsere Hoffnung ist weiterhin groß.“
Am Donnerstag soll in Wittstock ein Runder Tisch zum Krankenhaus stattfinden, initiiert vom Wittstocker Bürgermeister Philipp Wacker (CDU). Er und viele Wittstocker geben ihr Krankenhaus offenbar noch nicht auf.
Sendung: rbb24 Inforadio. 24.09.2025, 18:20 Uhr