Stand: 25.09.2025 06:00 Uhr
In seinem neusten Buch hat sich der ursprünglich aus Braunschweig stammende SZ-Kolumnist Axel Hacke den Gefühlen und unserem „Innenleben in Zeiten wie diesen“ gewidmet.
So politisch war Axel Hacke noch nie – in all den Jahrzehnten, die der 69-Jährige als Sportreporter und dann als Kolumnist für die „Süddeutschen Zeitung“ das Leben im Blick behält. Dabei sollte es diesmal eigentlich nur das „Innenleben“ sein: „Mein Grundgefühl am Anfang des Buches war, sich mit all diesen Gefühlen, die so zentral sind für unser Leben, zu beschäftigen. Und da landet man dann sehr schnell bei der Politik“, so Hacke. Denn insbesondere Populisten und Rechtsextreme verstünden es bestens, so schreibt es Axel Hacke, all die Gefühle, die einen so umtreiben, für ihre Zwecke zu instrumentalisieren: „Der Populismus und der Rechtsradikalismus bauen ganze Gefühlswelten auf, in denen sich die Menschen zuhause fühlen können.“
Wir werden mit Gefühlen geradezu überschüttet, konstatiert der Bestsellerautor. Voller Risiken und Nebenwirkungen.
Angst als mächtiges Werkzeug
Da wäre zunächst einmal die Angst, die Populisten schüren, quasi als Fundament. Angst vor Fremden, Angst vorm Impfen, Angst vor allem Möglichen und am besten gleich vorm Weltuntergang – Hauptsache Angst. Damit erreicht man die Leute immer: „Das ist ein Kennzeichen unserer Zeit, dass wir alle unglaubliche Angst vor der Zukunft haben, vor diesen Veränderungen. Wir leben in einer Zeit großer Revolutionen, großer technischer Veränderungen, des Klimawandels. Unsere ganze Welt wird irgendwie auf den Kopf gestellt, und da ist es nur zu verständlich, dass man einerseits Angst hat und sich fürchtet vor der Zukunft, dass man andererseits aber auch müde wird dieser Dinge.“
Deshalb, schriebt Hacke, der selbst wegen Angststörungen schon professionelle Hilfe in Anspruch genommen hat, sei Angst eine zentrale Triebfeder des modernen, westlichen Menschen. Wie Gefühle eigentlich überhaupt: „Wir sind auf der emotionalen Ebene immer sehr ansprechbar, und wir sind allen möglichen emotionalen Zuständen ausgeliefert.“
Axel Hacke erkundet in seinem neuen Buch den Körper, mit dem er sein ganzes Leben verbringt.
Populistische Antworten auf komplexe Ängste
Und genau deshalb hat Axel Hacke, wie er schreibt, einen Haufen von Werken über Angst, Hass, Zorn, Melancholie, Neid, Scham gelesen. Angst, Hass, Zorn? Melancholie, Neid, Scham? Alles nur negative Emotionen? Haben wir denn etwa überhaupt keine positiven? „Das ist eine Fehlkonstruktion des Menschen, dass wir uns sehr stark auf das Negative fixieren. Das ist manchmal auch gesund, weil man die Gefahren sieht. Aber manchmal bringt es uns nicht weiter. Deswegen ist es wichtig zu verstehen, wie unsere Antwort auf die Frage ‚wie fühlst Du Dich?‘ lauten könnte.“
Bevor Populisten kommen und gezielt Ängste schüren, die wir bis dahin gar nicht hatten, um gleich darauf auch noch frei Haus ein paar einfache Antworten mitzuliefern: „Sie präsentieren vermeintliche Lösungen: Populisten sagen uns in der Regel, wir sollen uns nicht so aufregen und nicht so viel Angst haben vor der Zukunft; wenn wir es nur so machen, dass alles bleibt, wie es ist, wenn wir weiter Autofahren, wenn wir dafür sorgen, dass nicht so viele Migranten in unser Land kommen, dann wird alles gut. Das ist das Positive. Das ist die Lösung, die den Leuten präsentiert wird.“
Plädoyer für mehr Positivität im Alltag
Nun belässt es Axel Hacke selbst wiederum nicht dabei, Angst vor den Angstschürern zu schüren. Er plädiert dafür, positiv zu sein, statt sich irgendetwas vorgaukeln zu lassen und selbst Buch zu führen über das Schöne, was man erlebt oder einem widerfährt. Auch das vermeintlich ganz Kleine. Klingt banal, kann man aber ja vielleicht einfach mal versuchen – so als Anfang.