Die US-Amerikaner von KARDASHEV haben über ihre 13-jährige Zeit als aktive Band bereits einiges hinter sich gebracht. Gitarrist und Gründungsmitglied Nico Mirolla spricht von einer Entwicklung von Space-Deathcore, über Progressive Death Metal bis hin zu Deathgaze über die letzten Releases, die mit „Liminal Rite“ wohl ihren Höhepunkt erreichten, was deren Aufmerksamkeit betrifft. In den USA wird dieser Faktor noch durch Sänger Mark Garrett flankiert, der als Full-Time-Gesangscoach für harsche Techniken mit Kardavox auch einen Youtube-Kanal mit Reaktionen auf diverse Vokalisten des Extreme-Metal betreibt.
Rührend fragile Momente
Das haben KARDASHEV insoweit allerdings gar nicht nötig, als dass deren inhaltlich und emotional vielschichtige Musik nicht auch alleine für sich selbst sprechen könnte. Erzählte das letzte Album noch die Geschichte eines alten, alzheimergeplagten Mannes, der an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt und sich dadurch an Teile seines Lebens zurückerinnert, knüpft deren Neuwerk „Alunea“ an die 2017er-EP „The Almanac“ an. Diese Story eines Reisenden, der sich mit philosophischen Fragen auseinandersetzt, wird ohne Umschweife fortgesetzt, während die musikalische Entwicklung des Quartetts im gleichen Atemzug an den jüngsten Progressionen anknüpft.
Der Anker, ja der Leuchtturm, im musikalischen Wirken KARDASHEVs ist auch auf „Alunea“ Sänger Garrett, der rein inhaltlich noch mehr im Mittelpunkt steht als etwa Will Ramos bei LORNA SHORE. Insbesondere im ersten Teil des Albums initiiert er eine Bandbreite an emotionalen Fahrten, die schlichtweg beeindruckend sind. Ob bei „Reunion“, „Seed Of The Night“ oder „Speak Silence“ – jeder Track hat derart fragile Momente, die zu Tränen rühren, um wenige Phasen später wieder den Stemmhammer anzusetzen. Dieses Konzept spielte die Truppe zwar auf dem Vorgänger schon entsprechend aus, führt dies aber auf Album Nr.3 weiter fort.
Magieverlust in der zweiten Hälfte
Mit einer Spielzeit von guten 40 Minuten macht erneut gerade die erste Hälfte von „Alunea“ auch einen noch zielgerichteteren Eindruck als noch „Liminal Rite“, doch im zweiten Durchgang gibt es auch wieder ein paar Kritikpunkte. Das liegt vornehmlich daran, dass die anfängliche warme Verletzlichkeit, die KARDASHEV so großartig zelebrieren, einer aggressiven Wuchtigkeit weicht, welche die wirklichen Stärken der Band ein wenig untergräbt.
Zweifellos haben Songs wie das zeitlich zuerst geschriebene „We Could Fold The Stars“ mit ihrem progressiven Anstrich, Momente, an denen viele andere ähnlich gelagerte Bands scheitern, und doch geht die anfängliche Magie etwas ab.