Bielefeld (Nordrhein-Westfalen) – Mitten in der Nacht werden Bewohner der Bielefelder Innenstadt durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. Unbekannte haben einen Sprengsatz in einem Wohn- und Geschäftshaus gezündet. Die Polizei geht derzeit von einer gezielten Tat aus. Denn der betroffene Barbershop gehört einem Freund des ermordeten Boxers Besar Nimani (38).
Um 3.18 Uhr ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Anwohner meldeten eine Explosion vor dem Barbershop „Goodfells“ in der Otto-Brenner-Straße in Bielefeld (NRW). Polizisten sperrten den Tatort weiträumig ab, die Feuerwehr löschte kleinere Brände im Gebäude. Es gab keine Verletzten. Das Haus ist zwar stark beschädigt, aber nicht einsturzgefährdet.
Laut „Neuer Westfälischer Zeitung“ detonierte der Sprengsatz an einer Heizung. Ermittler der Kriminalpolizei sicherten Spuren, um herauszufinden, was genau die Explosion herbeigeführt hat.
Die Polizei sperrte den Tatort in Bielefeld am Vormittag ab
Foto: Christian Mueller/westfalennews
War die Explosion eine Rache-Aktion?
Zum jetzigen Zeitpunkt gehen die Ermittler davon aus, dass die Explosion vorsätzlich herbeigeführt wurde. Denn der Besitzer des Barbershops soll laut Polizei ein enger Freund des im März 2024 erschossenen Profi-Boxers Besar Nimani sein. 16 Mal feuerten die Killer auf ihn. Wenige Monate später wurde Hüseyin A. (38) verhaftet. Komplize Ayman Dawoud Kirit (34) ist bis heute auf der Flucht.
▶︎ Der Prozess um den verhafteten A. fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt, trotzdem kam es vor Gericht zu einer weiteren Bluttat! Vor dem Landgericht wurde auf Angehörige des Angeklagten geschossen.
Das Opfer: Ex-Box-Champion Besar Nimani (38) wurde erschossen, er hinterlässt Frau und drei Kinder. BILD zeigt seine Bilder mit Einverständnis der Familie
Foto: Getty Images
Staatsanwalt spricht vom „hinterlistigen Überfall“
Zwei Geschwister des ermordeten Boxers stehen deshalb aktuell vor Gericht. Laut Anklage sollen sie versucht haben, Angehörige des verurteilten Täters aus Rache zu töten. Nun müssen sich Azize N. (34) und Berat N. (41) wegen vierfachen versuchten Mordes verantworten.
Die Geschwister des ermordeten Boxers stehen derzeit vor Gericht: Berat N. (r.) und Azize N.
Foto: Guido Kirchner
Die Staatsanwaltschaft sprach in der Anklage von einem „hinterlistigen Überfall“. Nach dem fünften Verhandlungstag im Prozess um den Mord an Besar Nimani sollen die Geschwister am 26. Februar vor dem Gerichtsgebäude auf mehrere Angehörige des Täters geschossen haben. Vier Männer wurden schwer verletzt, darunter der Vater des Boxer-Killers und sein Bruder.
Offenbar geht die Fehde zwischen den Familien des Boxers und seines Killers weiter. Ein Ermittler: „Wir befürchten eine erneute Gewaltspirale, weitere Rache-Aktionen. Wir werden alles dafür tun, um das zu unterbinden und die Täter zu überführen. Für Selbstjustiz ist in Deutschland kein Platz!“