Ex-Armeechef Saluschnyj kritisiert Kursk-Vorstoß der Ukraine
Ex-Armeechef Walerij Saluschnyj hat nachträglich den inzwischen gescheiterten ukrainischen Vorstoß ins russische Grenzgebiet Kursk wegen der hohen Verluste kritisiert. „Der Preis dieser Handlungen ist mir unbekannt, doch offensichtlich ist, dass er zu hoch war“, schrieb der Militär, der aktuell als ukrainischer Botschafter in London dient, in einem Artikel für das Onlineportal „Dserkalo Tyschnja“. Die russische Seite habe nicht nur einen operativen Durchbruch der Ukrainer verhindern, sondern nach der erfolgreichen Abwehr eigene taktische Vorteile erzielen können. Gleichzeitig sei aber auch der russischen Seite ein größerer Erfolg versagt geblieben.
General Saluschnyj zufolge ist der seit Februar 2022 andauernde russisch-ukrainische Krieg in eine Sackgasse geraten, weil auf dem Schlachtfeld Drohnen dominieren. Es sei nicht nur unmöglich, Verteidigungslinien zu durchbrechen. Jede Truppenkonzentration an der Front und im Hinterland werde entdeckt, Überraschungsschläge für einen Frontdurchbruch seien „praktisch unmöglich“, was auch operative Erfolge verhindere. Einen Ausweg sehe er nur in der schnellen Übernahme technischer Innovationen unter anderem im Bereich der Künstlichen Intelligenz und autonomer Waffensysteme.
Saluschnyj war von Juli 2021 bis Februar 2024 Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee. Nach der gescheiterten ukrainischen Sommeroffensive 2023 schrieb er in einem viel beachteten Beitrag im britischen „Economist“ bereits von einem technologischen Patt und geriet Medienberichten zufolge in Konflikt mit Selenskyj. Später ließ er sich über einen Untauglichkeitsbescheid vom Armeedienst befreien und ist seit Mai 2024 ukrainischer Botschafter in London. Umfragen bescheinigen ihm hohe Chancen, nach der Aufhebung des Kriegsrechts bei einer Präsidentschaftswahl Selenskyj zu schlagen. (dpa)