„Das war ja früher mehr eine Mitmachkultur im Hip Hop, bei einem Jam hat sich jeder eingebracht und zusammen eine gute Zeit gehabt. Jetzt geht es mehr ums Konsumieren“, sagt Rapper Sono. Für ihn und Empulse ist Hip Hop jedoch so viel mehr: „Hip Hop ist das, was meine Identität ausmacht“, sagt Sono und verrät, dass er beim Familienurlaub immer der ist, der Fotos von den Graffitis macht und heute mit dem Nachwuchs gemeinsam Graffiti-Ideen skizziert.

Auch für DJ Empulse ginge es nicht ohne die regelmäßigen Treffen, um Tracks zu produzieren und sich auszutauschen. Als er 2004 zur FKA Crew dazustieß „waren die Jungs eher noch chaotisch unterwegs“, sagt er und lacht. Damals habe er beim Produzieren der Musik eine gewisse Ordnung in das kreative Chaos gebracht. 2003 hatte sich das Label „Riot City Records“ gegründet, „das war semiprofessionell agierend, um sich eine berufliche Perspektive aufzubauen“, erinnert sich Sono. Der Name entstand in Anlehnung an den Proteste gegen den Welthandelsgipfel 1999 in Seattle, in den USA, bei dem es zu Ausschreitungen (Riots) kam. Auch bei den Konzerten zu Rock gegen Rechts trat die FKA Crew auf.

Wichtiger Treffpunkt war für die Hip Hopper immer das Jugendhaus Farbstraße, in dem sich auch ein Tonstudio befand. Verschiedene Rapgruppen gründeten sich und es gab einen regen Austausch.

Die „Bietigheim-Vibes“ kann man hören

„Die Lage von Bietigheim ist einfach auch strategisch gut zwischen Stuttgart und Heilbronn, hier kamen auch immer wieder bekannte Rapper aus der Region zu den Jams“, erinnert sich Sono. „Wenn du die Musik gehört hast, konntest du sagen, wo die Leute herkamen. Da war der Rap noch sehr lokal geprägt“, sagt Empulse. Auch bei Rin und Shindy höre er zumindest textlich heute noch den „Bietigheim-Vibe ganz stark“.

Als dann die Umstellung von CDs zu Downloads kam, habe sich etwas verändert. „Dafür hatten wir dann nicht mehr den langen Atem und haben das Veröffentlichen nicht mehr so streng genommen“, sagt Sono. Andere Rapper, wie zum Beispiel Rin wurden durch die Sozialen Medien bekannt und konnten von ihrer Musik leben. Mitglieder der FKA Crew gingen andere Wege und so veränderte sich auch die Konstellation.

Produktive Väter: Bis zu fünf Tracks pro Jahr

Für den Lebensunterhalt reichte es nicht, doch die FKA Crew macht heute noch Musik. Es gehe für sie nicht mehr um große Klickzahlen, sondern um das Musik machen und den Hip Hop an sich. Bis zu fünf Tracks veröffentlichen sie weiterhin pro Jahr. „Seit wir Väter geworden sind, sind wir sogar produktiver“, sagt Empulse. Wer weniger Zeit habe müsse sie eben effektiv nutzen, finden die beiden Mitglieder der FKA Crew, die den Weg für junge Hip-Hop-Künstler aus Bietigheim-Bissingen bereitet haben.

Auch für Shindy scheinen die Rapper rund um die FKA Crew und das Label Riot City Records Inspiration gewesen zu sein, denn vor einigen Jahren erklärte er auf Social Media, dass er immer noch auf eines der roten „Riot City Shirts“ von damals hoffe. Ein Zeichen, dass die Jams und Tracks der FKA Crew einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Und warum kommen jetzt so viele bekannte Rapper aus Bietigheim-Bissingen? „Es sind ja nicht nur Rapper, da gibt es ja auch noch Gruppen wie Pur und Camouflage. Ich glaube Bietigheim-Bissingen ist einfach eine unheimlich musikalische Stadt. Das macht wahrscheinlich den Unterschied“, sagt Sono. 

FKA Crew