Kopenhagen – Seit Tagen schwirren Russen-Drohnen in Dänemark herum, legen am Dienstag den Flughafen der Hauptstadt lahm. Dänemarks Regierung spricht vom „bislang schwersten Anschlag auf kritische Infrastruktur“.

Drohnen-Sichtung auch am Freitag

Auch am Freitag gab es wieder Drohnen-Alarm in Dänemark. „Wir haben es noch nicht bestätigt, aber einige Leute glauben, dort draußen eine Drohne gesehen zu haben. Deshalb hat der Flughafen beschlossen, den Luftraum zu sperren“, zitiert das dänische „Dagbladet“ die Polizei.

Nach einer Stunde wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen. Laut der Seite des Flughafens wurden drei ankommende Flüge und drei Abflüge gestrichen. Eine Bestätigung der Sichtungen liegt bislang nicht vor.

Dänische Presse macht brisante Entdeckung

Während zunächst zivile Tanker aus Putins sogenannter „Schattenflotte“ in den Fokus rückten, machte die Dänen-Presse eine brisante Entdeckung: Ein großes russisches Kriegsschiff versteckte sich seit Beginn der Drohnen-Attacken direkt vor der dänischen Küste – völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit. 

Die Zeitung „Ekstra Bladet“ entdeckte das russische Landungsschiff, die „Aleksandr Shabalin“, als sie Journalisten per Hubschrauber über das Meer fliegen ließ. Das Schiff lag wohl tagelang ohne Ortungssignal zwischen der Südspitze der Insel Langeland und Lolland, nur 12 Kilometer von Langeland entfernt. Die Entfernung zu den betroffenen Flughäfen und Militäranlagen beträgt laut „Ekstra Bladet“ zwischen 70 und 270 Kilometern.

Mehr zum ThemaKamen die Drohnen von dort?

Auf die Frage, ob man die Anwesenheit des russischen Schiffs leugnen könne, antwortete der Chef der Nationalpolizei, Thorkild Fogde, auf einer Pressekonferenz am Donnerstag, dass man sich zu konkreten Ermittlungsschritten nicht äußern könne.

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Der Zeitpunkt wirft Fragen auf: Während Dänemark Ziel einer Drohnen-Attacke wird, liegt nur wenige Kilometer entfernt ein russisches Kriegsschiff ohne Signal. Der Verdacht: Wurden die Drohnen von Bord dieses Schiffes gesteuert?

Das Schiff „Aleksandr Shabalin“ ist Teil der russischen Ostsee-Flotte mit Heimathafen Kaliningrad. Es wurde 1985 gebaut und war vor allem im Krieg in Syrien im Einsatz. Auf dem Schiff haben zehn Panzer und 340 Soldaten Platz. Zudem verfügt es über Flugabwehrgeschütze, automatische Kanonen und Raketenwerfer.

▶︎ Jens Jespersen, leitender Ermittler bei der Polizei Kopenhagen: „Alles deutet darauf hin, dass die Akteure nicht darauf aus sind, jemanden anzugreifen, sondern dass sie (…) vielleicht üben wollen.“ Die eingesetzten Drohnen seien deutlich größer als handelsübliche Modelle und offenbar hochprofessionell gesteuert.

Am Dienstag wurden zahlreiche Flüge gestrichen. Nun machte die Zeitung „Ekstra Bladet“ eine interessante Entdeckung

Am Dienstag wurden zahlreiche Flüge gestrichen

Foto: Steffen Trumpf/dpa

Beobachter halten es für möglich, dass Russland hier neue Formen hybrider Kriegsführung testet. Eine schwimmende Drohnen-Basis im Meer. Der mögliche Auftrag: Nato-Gebiet ausspionieren und gezielt Chaos anrichten.

Wie so oft weist der Kreml jede Verantwortung von sich. Für Dmitri Peskow, Sprecher von Präsident Wladimir Putin, sind das alles „grundlose Anschuldigungen“. Russlands Botschafter in Dänemark, Wladimir Barbin, wirft dem Westen gar vor, „eine militärische Konfrontation mit Russland provozieren“ zu wollen.

Fakt ist aber: Während Moskau abwiegelt, liegt ein russisches Kriegsschiff ohne Ortungssignal zwischen Langeland und Lolland.