Stand: 26.09.2025 06:00 Uhr
Auf der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt werden Graphic Novels auch wieder eine große Rolle spielen. Wir stellen drei davon vor – alle in schwarzweiß und mit ebenso großer zeichnerischer wie erzählerischer Kraft.
„Papiervögel“ von Mana Neyestani
Eine Gruppe von Männern schmuggelt riesige Pakete auf ihrem Rücken durch das bis zu 4.000 Meter hohe Zagros-Gebirge in den Iran. Kobler werden sie genannt, was frei übersetzt „Lastenträger“ bedeutet. In einer Nacht müssen die Pakete auf der anderen Seite sein. Doch Grenzpatrouillen und das unwegsame Gelände machen das Vorhaben zu einer lebensgefährlichen Tour, von der nicht alle Männer zurückkehren werden.
„Papiervögel“, übersetzt von Christoph Schuler, ist bei Edition Moderne erschienen und kostet 28 Euro.
Was nach einer Abenteuergeschichte klingt, ist im Grenzgebiet zwischen dem Irak und dem Iran Alltag. Aufgeschrieben, besser: aufgezeichnet, hat sie Mana Neyestani. Er zählt zu den wichtigsten und bekanntesten iranischen Karikaturisten und Zeichnern. Auf Instagram hat er über 900.000 Follower.
Mit einer Leichtigkeit erzählt er von Zwangsverheiratung, Kinderarbeit, politischer Unterdrückung, Verrat und menschlichen Enttäuschungen und entwickelt dafür lebendige Bilder. „Papiervögel“ heißt diese Graphic Novel, die nicht nur den Blick gen Iran und Irak weitet, sondern durch ihre verschiedenen Erzählebenen und universellen Themen auch das Leben im Hier und Jetzt betrifft – meisterhaft!
„Soma“ von Judith Kranz
Wenn Wesen in luftdichten Overalls und Gesichtsmasken in Steckdosenoptik durch eine surreale Pflanzenlandschaft laufen, weiß man: Das wird eine Geschichte aus einer anderen Welt. Soma heißt sie dann auch, wie das Buch der Hamburger Illustratorin Judith Kranz. Eine Welt, in der das Wasser, die Erde und die Luft verseucht sind. Darin hat es das kleine Volk der Soma geschafft, einen Weg zum Überleben zu finden – wenn auch mit großen Opfern und Fragezeichen verbunden.
„Soma“ ist bei Reprodukt erschienen und kostet 29 Euro.
In filigranen, zarten und detailreichen Bleistiftzeichnungen entwirft Kranz in jedem Bild ein kleines Universum, in das man gern hineinsteigen möchte – wenn die Umstände im Buch nicht andere wären. Diese poetische und gleichzeitig herausfordernde Erzählweise hat sie während ihres Studiums an der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften bei Anke Feuchtenberger verfeinert. Mittlerweile gehört Judith Kranz auch zum Orga-Team des Hamburger Comicfestivals, das ab dem 3. Oktober stattfindet. Mit ihrem Debüt „Soma“ überzeugt die Zeichnerin auf ganzer Linie und überrascht durch ein dann doch unerwartetes Ende.
„Faust. Der Tragödie erster Teil“ von Nele Heaslip
Es gibt Titel, die einen erstmal abschrecken oder zusammenzucken lassen. „Faust“ gehört zweifelsohne dazu. Jeder und jede verbindet damit ganz eigene Erinnerungen: Von quälender Schullektüre bis zu überragenden Theateraufführungen ist so ziemlich alles dabei. Auch Comic-Versionen gibt es bereits. Nun gesellt sich eine weitere dazu – und die verdient das Prädikat: „Anschauen!“ Denn was die gebürtige Rostockerin Nele Heaslip da abgeliefert hat, ist großes Graphic-Novel-Kino.
„Faust. Der Tragödie erster Teil“ ist bei Jaja erschienen und kostet 32 Euro.
Entlang des Originaltextes entwickelt sie eine Geschichte, die auf drei Zeitebenen spielt: dem Mittelalter, den dunklen 1930er-Jahren und der Gegenwart. In kontrastreichen Tuschezeichnungen gestaltet sie intensive Bilder und baut die Panels grafisch-innovativ zusammen. Sie lässt Mephisto, der ein Bruder des hageren Hollywood-Jokers sein könnte, diabolisch-menschlich erscheinen und Heinrich Faust vom Leben ausgezerrt. Auf über 280 Seiten reisen wir im ersten Band mit den beiden durch die Zeit – zwei weitere Bände werden im kommenden Jahr folgen.
Die Graphic Novel-Tipps im August entführen uns in die Zeit der Hexenverfolgungen, die Belle Époque und sehr weit in die Zukunft.
Mathias Heller stellt unter anderem die Comics „Shubeik Lubeik“, „Ich, der Lügner“ und „Das Rennen des Jahrhunderts“ vor.
Comic-Experte Mathias Heller stellt „Das Leben des Dalai Lama“, „Für den Bruchteil einer Sekunde“ und „Gaming – Eine Pixel-Zeitreise“ vor.
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