Stichwahlen
Lauterbach sorgt sich wegen OB-Wahl – und um diese Wähler
26.09.2025 – 10:03 UhrLesedauer: 2 Min.
Karl Lauterbach (SPD, r.) am Donnerstagabend bei Markus Lanz (l.): In der Sendung zeigte sich der Ex-Minister besorgt über die Entwicklung in seinem Wahlkreis. (Quelle: Cornelia Lehmann/ZDF)
Drastische Warnung von Karl Lauterbach: „Die Leute haben recht.“ Warum der SPD-Politiker vor den Stichwahlen am Rhein Alarm schlägt.
Der Kölner Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach (SPD) sieht die anstehenden Stichwahlen in Köln und Leverkusen vor dem Hintergrund wachsender gesellschaftlicher Spannungen. „Es wird schwer“, erklärte der Politiker, dessen Wahlkreis in Köln-Mülheim liegt, mit Blick auf die Wahlen am Donnerstagabend bei „Markus Lanz“.
In der Sendung äußerte Lauterbach sich besorgt über das Wahlverhalten der arbeitenden Bevölkerung – von Geringverdienern bis zu kleinen Verwaltungsangestellten. Gleichzeitig verstehe er deren Unmut: „Die erleben das Land als grotesk ungerecht.“ Diesen Frust erlebe er in seinem Wahlkreis regelmäßig.
Als Ursachen nannte der ehemalige Gesundheitsminister Einsparungen im Sozialsystem, verschlechterte Bildungschancen, steigende Mieten und mangelnde Zukunftsperspektiven. „Es gibt keine Möglichkeit für einen Aufstieg mehr“, stellte Lauterbach fest. Das gesamte System werde als unfair wahrgenommen – „und die Wahrheit ist: Die Leute haben recht“, so sein eindeutiges Fazit.
Martin Werding vom Sachverständigenrat der Bundesregierung widersprach dieser düsteren Einschätzung deutlich. „Ich meine schon, Herr Lauterbach, Sie malen jetzt das Bild sehr viel schwärzer, als es in Wirklichkeit ist“, entgegnete der Ökonom. Zwar hätten sich Aufstiegschancen gegenüber Zeiten hoher wirtschaftlicher Dynamik verändert, doch bei Einkommensverteilung und wirtschaftlicher Teilhabe sei die Lage besser als dargestellt.
Werding warnte davor, jenen entgegenzukommen, die aus der negativen Stimmung politisches Kapital schlagen wollten. Als Hauptursache für die schlechte Stimmung identifizierte er die anhaltende Wirtschaftsschwäche: „Uns steckt in den Knochen, dass wir seit fünf Jahren nicht mehr wachsen.“ Energiekrise, Inflation und Corona-Pandemie wirkten noch immer nach.
Der SPD-Politiker ließ sich jedoch nicht überzeugen und verwies auf langfristige Entwicklungen. Zu lange habe man den Menschen Besserung versprochen – nach Eurokrise, Corona-Pandemie oder Wirtschaftsflaute. „Die Wahrheit ist: Seit zwanzig Jahren werden die Ungerechtigkeiten größer.“
Als weiteren Beleg führte Lauterbach die Lebenserwartung an: Trotz des zweitteuersten Gesundheitssystems weltweit lebten Deutsche weniger lang als Menschen in anderen westeuropäischen Ländern. Zudem mangele es großen Bevölkerungsteilen an finanziellen Rücklagen.
Diese Entwicklungen treiben laut Lauterbach Wähler zur AfD – zuletzt bei den NRW-Kommunalwahlen: „Die SPD hat mehr als die Hälfte der Wähler bei den Arbeitern verloren. Die sind fast alle zur AfD gegangen.“
In Köln steht erstmals eine mögliche grüne Stadtspitze zur Wahl: Landtags-Vizepräsidentin Berîvan Aymaz (Grüne) tritt gegen den früheren Sportfunktionär Torsten Burmester (SPD) an. Die bisherige Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) kandidierte nach zwei Amtsperioden nicht erneut.
In Leverkusen erreichte bei der Wahl am 14. September Stefan Hebbel (CDU) 35,9 Prozent, gefolgt von Uwe Richrath (SPD) (30,7 Prozent). Da keiner die erforderliche absolute Mehrheit erzielte, entscheidet nun die Stichwahl über den neuen Oberbürgermeister.