Wenkers-Chef Jörg Kempe vor seiner Gaststätte


Wenkers-Chef Jörg Kemper setzt auf Gastfreundlichkeit und gutes Bier. © Sandra Heick

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Jörg Kemper ist weder BVB-Fan noch geborener Dortmunder. Er geht nur selten ins Stadion und er kommt aus Lüdinghausen. Aber er weiß, wie die Dortmunder Herzen schlagen.

Im Wenkers hängen zahlreiche schwarzgelbe Trikots.© Sandra Heick

Mit sechs Jahren kam der heutige Wenkers-Chef nach Dortmund, wo seine Eltern als Pächter für die Kronenbrauerei arbeiteten. Und – in seiner Erinnerung – wenig Freizeit hatten. „Als Jugendlicher habe ich gedacht: Gastronomie ist ein hartes Brot. Ich will etwas anderes machen.“ Was genau? „Etwas Großartiges.“ Weil die Noten aber durchschnittlich waren, war dieses Großartige „nicht ganz so einfach zu erreichen.“

Aber Jörg Kemper war nicht ideenlos. Nach einer Ausbildung im Casino und ersten Stationen als Oberkellner im Holiday Inn stand er mit 22 Jahren bereits in Führungsverantwortung. Ein Karrierestart, der ihn schließlich hinaus in die Welt führte.

Abenteuer Neuseeland und Afrika

Statt Hotelfachschule und sicherem Job lockte die Ferne. Auf einer Messe ergatterte Kemper ein Angebot in Neuseeland – und landete kurz darauf am Pazifik, als Bar-Manager einer Fünf-Sterne-Anlage. Dort begann eine Zeit voller Abenteuer: morgens Surfen, tagsüber Touren mit Touristen, und vollkommen unerwartet der erste Bungee-Sprung seines Lebens.

Jörg Kemper dachte, dass er eine Gruppe begleiten und gemütlich einen Kaffee trinken würde, während die anderen Adrenalin pur erleben. Doch dann hing er plötzlich selbst an einem Seil. „Am Anfang dachte ich: Das überlebst du nicht. Am Ende wusste ich: Es werden noch viele Sprünge folgen.“ 36 waren es bislang.

Den Big Five ganz nah

Zwei Jahre blieb der Abenteurer in Neuseeland, bevor es ihn nach Botswana verschlug. In einem Safari-Camp begleitete er Gäste auf Jeeps durch den Chobe-Nationalpark. Kam den Big Five nah, freundete sich mit einem alten Elefanten an. „Ein Traumjob, aber irgendwann auch einsam“, erinnert sich Jörg Kemper.

Mit 30 kehrte er zurück nach Dortmund, arbeitete hier und da, unter anderem für die Cocktailkademie. 2004 dann ein bedeutungsvoller Anruf: Ein insolventes Brauhaus am Alten Markt suchte einen Neuanfang. Zwei Jahre vor der Fußball-WM in Deutschland nahm er sich der Herausforderung an. „Ich konnte vieles ausprobieren. Kaputt machen konnte man nichts mehr – es war schon alles kaputt“, sagt Kemper und lacht.

Fußball-Kneipe mit geschätzten Stammgästen

Seitdem hat er das Wenkers Stück für Stück wieder aufgebaut: als Treffpunkt für Dortmunder, als Fußball-Kneipe mit internationalem Ruf, aber auch als gemütliches Wohnzimmer. Gastfreundschaft und Herzlichkeit sind für ihn Herzenssache.

Jörg Kemper liebt seinen Job im Wenkers, weil er Menschen von überall her kennenlernt.© Sandra Heick

Stammgäste werden mit Handschlag begrüßt, Lieblingsgetränke stehen bereit, noch bevor man sie bestellt. Und dazu gibt es köstliche Spezialitäten, z.B.

  • Schwarzbier – malzig, würzig, ein echtes Dortmunder Unikum
  • Salzkuchen und Stößchen – die unschlagbare Kombi zum Auftakt
  • hausgemachten Sauerbraten
  • Schnitzelplatten für Gruppen – vom Junggesellenabschied bis zum Jubiläum

Die Rolle des BVB

Und natürlich spielt der BVB eine riesige Rolle: Vor jedem Heimspiel strömen dreifach so viele Gäste ins Haus, der Alte Markt wird schwarzgelb geflutet. Doch das Wenkers lebt nicht allein vom Fußball. Es lebt von Dortmund, von seinen Menschen. Und davon, dass Tradition hier nicht museal wirkt, sondern gelebt wird.

Das Wenkers ist zentral in Dortmund gelegen.© Sandra Heick

„Zu Gast bei Freunden“ – der alte WM-Slogan hängt noch heute am Haus. Für den Wenkers-Chef ist es mehr als ein Werbespruch. Es ist sein Leitspruch.