Osiander-Chef Christian Riethmüller bleibt trotz wachsender Konkurrenz in unmittelbarer Nähe in Stuttgart optimistisch. Foto: Eibner-Pressefoto
Zwischen Königstraße und Schulstraße bilden künftig Hugendubel, Thalia/Wittwer und Osiander ein „Buch-Dreieck“. Ein Signal, das zeigen soll: In Stuttgart lebt der Buchmarkt.
Spricht man vom Bermuda-Dreieck, denkt man an Orte, an denen Dinge unter oft unerklärlichen Umständen verschwinden. Das „Buch-Dreieck“ in Stuttgart, das an der Königstraße und Schulstraße entsteht, soll hingegen nichts verschlingen – im Gegenteil: Es soll anziehen. Belebt Konkurrenz also doch das Geschäft?
Christian Riethmüller, Chef der Tübinger Buchkette Osiander, sieht in der Nähe kein Problem, sondern eine Chance: „Wir sind heute schon faire Mitbewerber in der Stuttgarter City, daran wird auch der künftige Umzug von Thalia nichts ändern“, sagt er. Gemeinsam sorge man „für Frequenz in der Fußgängerzone und am Marktplatz“.
Der Osiander-Chef verweist auf „unterschiedliche Zielgruppen“
Zudem betont Riethmüller, dass die drei Häuser jeweils eigene Schwerpunkte im Sortiment setzen und damit unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. „Bemerkenswert ist doch vielmehr, dass drei große Buchhandlungen in der Innenstadt zeigen, dass die Menschen in Stuttgart nach wie vor gerne zum Buch greifen.“
Thalia/Wittwer-Geschäftsführer Rainer Bartle ist „positiv gestimmt“: Foto: Ferdinando Iannone
Rainer Bartle, Geschäftsführer des Buchhauses Thalia/Wittwer, das 2027 nach fast 60 Jahren den Traditionsstandort am Schlossplatz verlässt, erklärt: „Wir sind alle sehr positiv gestimmt und blicken zuversichtlich in die Zukunft.“
Auch Hugendubel verzeichnet „Wachstum in allen wichtigen Bereichen“. Trotz der Eröffnung an der Königstraße will das Unternehmen seinen bisherigen, kleineren Standort im Dorotheen-Quartier behalten. „Der Mietvertrag für das DoQu läuft, und eine Verlängerung mit dem Vermieter ist vorgesehen“, teilt Cristina Herrmann, Leiterin der Unternehmenskommunikation von Hugendubel, auf unsere Anfrage mit.
Börsenverein verweist auf Umsatz-Plus im vergangenen Jahr
Bundesweit zeigt sich die Branche ebenfalls widerstandsfähig: Laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels stieg der Branchenumsatz im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent. Besonders die Lesebegeisterung junger Menschen und das anhaltende Wachstum im Audio-Bereich tragen zum Umsatz bei. Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins, sieht darin eine wichtige Stütze: „Der Buchmarkt behauptet sich erfolgreich in angespannten Zeiten. Ob Romane, Sachliteratur oder Kinder- und Jugendbücher: Die Branche bietet Orientierung und Perspektiven angesichts der Komplexität der Welt.“
Die Münchner Buchkette Hugendubel hat ihre zweite Stuttgarter Filiale auf der Königstraße eröffnet. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Bemerkenswert sei zudem, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der verkauften Bücher sogenannte Backlist-Titel sind – ein Zeichen für die zeitlose Relevanz vieler Inhalte, findet Schmidt-Fridrichs.
Was andernorts als Konkurrenzkampf gelten könnte, entwickelt sich in Stuttgart zum Alleinstellungsmerkmal: Drei große Buchhandlungen in unmittelbarer Nähe. Statt Kannibalisierung setzen die Anbieter im „Bermuda-Dreieck der Bücherfans“ auf Vielfalt, gemeinsame Strahlkraft und die Freude der Menschen am Lesen.