Stand: 26.09.2025 17:00 Uhr

Im Krisenduell beim VfL Bochum steht Fortuna Düsseldorfs Trainer Thioune stark unter Druck. Bei einer Niederlage muss er wohl gehen.

Als der Spielplan für die aktuelle Zweitliga-Saison veröffentlicht wurde, war auf den ersten Blick schnell klar, was das Topspiel des 7. Spieltags sein würde: Der VfL Bochum gegen Fortuna Düsseldorf. Der Bundesliga-Absteiger Bochum, der mit aller Macht ins Oberhaus zurückkehren will, gegen Düsseldorf, das in den letzten Jahren stets um den Aufstieg mitspielte, jedoch immer knapp scheiterte – besonders dramatisch in der vorletzten Saison, als Fortuna einen 3:0-Vorsprung aus dem Relegations-Hinspiel noch aus der Hand gab und Bochum die Klasse hielt.

Topspiel wird zum Krisenduell

Die Partie zwischen den beiden Klubs am Samstagabend (20.30 Uhr) wird nun aber kein Topspiel, sondern ein Krisenduell. Bochum gewann nur eine der ersten sechs Partien und steht auf dem vorletzten Tabellenplatz. Den Trainer hat der VfL bereits ausgetauscht. Nach der 0:1-Niederlage beim SC Paderborn musste Dieter Hecking gehen, genauso wie Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner. U19-Trainer David Siebers erhielt drei Spiele Zeit, um sich dauerhaft für den Job als Chefcoach zu empfehlen, doch bei seinem Debüt am letzten Spieltag unterlag Bochum erneut – mit 1:2 beim bisherigen Schlusslicht 1. FC Nürnberg.

Ganz so schlecht steht Düsseldorf nicht da, doch als Tabellen-13. mit nur sieben Punkten auf dem Konto herrscht auch in der Landeshauptstadt Unzufriedenheit vor. Und auch dort droht Trainer Daniel Thioune das vorzeitige Ende seiner Zeit bei der Fortuna.

Nach dem desolaten 0:3 gegen Darmstadt 98, bei dem die Düsseldorfer das erste Heim-Tor der Saison erneut verpassten und selbst drei Tore in zehn Minuten kassierten, erreichte das Team seinen Tiefpunkt. In der Offensive lief wieder wenig zusammen, in der Defensive leistete sich die Fortuna grobe Fehler, das Torverhältnis beträgt nach sechs Spielen 5:12: Das vor der Saison verkündete Saisonziel „Aufstieg“ ist momentan in weite Ferne gerückt.

Thioune: „Unser Anspruch ist deutlich höher“

„Wir haben vielleicht den Fehler gemacht, auch zu früh, zu laut geschrien, was unser Saisonziel sein soll“, sagte Thioune vor dem Spiel in Bochum. „Aber nach Platz vier, drei und sechs macht es keinen Sinn, in eine Saison zu gehen und sagen: Wir wollen mal gucken, wo wir dieses Jahr ankommen“, betonte der 51-Jährige. „Unser Anspruch ist deutlich höher als unsere bisher gezeigte Leistung. Jetzt heißt es ‚All in‘. Das heißt jetzt erst recht und gemeinsam, also eher ‚All together‘.“

Dass nach den bisherigen Leistungen Unruhe aufkomme, liege auf der Hand, so Thioune. Nach seiner Zukunft bei der Fortuna gefragt, antwortete er: „Wir können das Spiel gewinnen. Alles andere liegt nicht in meinem Einflussbereich. Was danach kommt, ist nicht mein Raum.“

Allofs zählt Thioune an

Nach der Niederlage gegen Darmstadt hatte Düsseldorfs Sport-Vorstand Klaus Allofs Thioune angezählt. „Wir sehen keine Weiterentwicklung zu den vergangenen Heimspielen“, sagte Allofs. „Wir können den Trainer nicht ganz aus der Verantwortung nehmen. Er ist verantwortlich dafür, dass sich die Situation bessert, wir als Mannschaft anders auftreten und die einzelnen Spieler in eine bessere Verfassung kommen.“

Eine weitere Aussage von Allofs lässt darauf schließen, dass das Spiel in Bochum für Thioune ein „Endspiel“ werden könnte. „Idealerweise bringen wir in Bochum eine andere Leistung. Das, was wir dann sehen, gibt unsere weitere Handlungsweise vor und beeinflusst sie auch“, so Allofs. Heißt wohl: Bei einer weiteren Niederlage müsste Thioune vermutlich gehen, möglicherweise auch nach einem Remis – abhängig vom Auftritt der Mannschaft.

Kapitäne stärken Thioune den Rücken

Nach einem Gespräch mit Thiounes Kapitänen Florian Kastenmeier und Tim Oberdorf fand Abwehrchef Oberdorf noch einmal klare Worte – und stärkte seinem Trainer den Rücken. „Wir sind nach wie vor hundertprozentig davon überzeugt, dass die Grundidee, wie der Trainer spielen lassen will, funktioniert und harmoniert. Es liegt vielmehr daran, dass wir das, was wir uns vornehmen, auch umsetzen müssen, um Leistungen und Ergebnisse zu verbessern“, sagte Oberdorf.

Schon nach dem Spiel gegen Darmstadt hatte Kastenmeier einige Teamkollegen kritisiert: „Wir haben jetzt wieder nichts von dem umgesetzt bekommen, was wir uns vorgenommen haben. Irgendwann gibt’s auch keine Ausreden mehr. Wenn manche von uns auf dem Platz einfach nicht das machen, was sie sollen, wird es gegen jeden Gegner schwer.“

Vieles hakt nach großem Umbruch

Nach einem großen personellen Umbruch ist die Mannschaft offenbar noch nicht so weit, wie die Düsseldorfer Verantwortlichen sich das erhofft hatten. Im Sommer musste der Klub – wieder einmal – zentrale Spieler wie Jamil Siebert, Isak Johannesson oder Dawid Kownacki ziehen lassen. Dazu erhielten erfahrene Spieler wie Andre Hoffmann oder Marcel Sobottka, die schon lange im Verein waren, keine neuen Verträge mehr.

Auf der anderen Seite nahm die Fortuna für ihre Verhältnisse viel Geld in die Hand und verpflichtete 13 Neuzugänge – von denen aber bisher die wenigsten überzeugen konnten. Abgesehen von Angreifer Cedric Itten, Mittelfeld-Abräumer Anouar El Azzouzi und Offensivspieler Florent Muslija blieben die Neuen bisher hinter ihren Erwartungen zurück. Daran trägt auch die sportliche Führung mit Allofs und Sportdirektor Christian Weber eine Mitschuld.

Offensichtlich sind beispielsweise die Probleme auf der linken Abwehrseite. Nach dem Abgang von Nicolas Gavory stand mit Emmanuel Iyoha nur noch ein Linksverteidiger im Kader, der in der Vergangenheit aber immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte. Daraufhin wurde der dauerverletzte Christopher Lenz verpflichtet, der bisher 24 Minuten auf dem Platz stand und zurzeit wieder mit einem Muskelfaserriss ausfällt. So musste Thioune in den letzten Spielen auf den erst 20 Jahre alten Sima Suso setzen, der seine Aufgabe ordentlich machte, aber eigentlich im defensiven Mittelfeld zu Hause ist.

Eine kleine Ära würde enden

Falls Thioune nach dem Bochum-Spiel entlassen würde, würde eine kleine Ära zu Ende gehen. In seinen drei kompletten Spielzeiten mit der Fortuna mit den Platzierungen vier, drei und sechs schrammte der Klub meist knapp am Aufstieg vorbei. Nach seinem Amtsantritt im Februar 2022 hatte Thioune die Mannschaft nach dem 21. Spieltag auf Platz 16 übernommen, war anschließend in zwölf Spielen ungeschlagen geblieben und hatte sie noch auf Rang zehn geführt – so eine Serie könnte Düsseldorf nun gut gebrauchen. Und: In Bochum ist Thioune als Trainer noch ungeschlagen.

Unsere Quellen:

Westdeutscher Rundfunk