Newsblog zum Ukraine-Krieg

Kiew: Russland versucht, Atomkraftwerk zu „stehlen“

Aktualisiert am 27.09.2025 – 19:01 UhrLesedauer: 29 Min.

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Techniker im Atomkraftwerk Saporischschja: Die russische Armee eroberte die Anlage im März 2022; es ist das größte Atomkraftwerk Europas. (Quelle: IMAGO/Sergei Malgavko)

Russland will offenbar das größte AKW Europas an sein Netz anschließen. Polens Präsident erschwert Ukrainern im Land das Leben. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Russland hat bei der Verletzung des polnischen Luftraums vor rund zwei Wochen nach Angaben aus Kiew deutlich mehr Drohnen geschickt als bislang bekannt. „Richtung Polen sind 92 Drohnen geflogen“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einer Pressekonferenz. Die Ukraine habe den Großteil davon abgeschossen, so dass nur 19 Drohnen in Polen angekommen seien.

Nach Angaben Selenskyjs ist Europa derzeit nicht in der Lage, russische Drohnenangriffe im Ernstfall abzuwehren. Die Ukraine sei aber bereit zu helfen. Selenskyj bot dazu die eigene Expertise mit etwa mobilen Drohnenbekämpfungstrupps an. Schon in der Vergangenheit hatte er angeboten, potenziell sei sein Land auch in der Lage, den Europäern mit Waffen zu helfen. Hier geht es wohl vor allem um Abwehrdrohnen, die angreifende Flugobjekte vernichten können.

Russland führt seit mehr als dreieinhalb Jahren seinen Krieg gegen die Ukraine. Immer wieder attackiert es seinen Nachbarn auch aus der Luft und setzt dabei neben ballistischen Raketen und Marschflugkörpern stark auf Drohnen. Die Ukraine hat gelernt, eine Vielzahl der Attacken abzuwehren. Trotzdem sind die Schäden im Land immens.

Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits ein Patriot-Luftabwehrsystem von Israel erhalten. Das System sei bereits seit einem Monat im Land in Betrieb, sagte Selenskyj am Samstag bei einer Pressekonferenz und fügte an: „Wir werden zwei Patriot-Systeme im Herbst erhalten.“ Der Staatschef machte keine Angaben dazu, ob sein Land die Systeme von Israel gekauft oder kostenlos erhalten hat. Selenskyj fügte lediglich an: „Wir nehmen alles. Mehr werde ich zum Thema Patriot nicht sagen.“

Im April hatte die „New York Times“ unter Berufung auf US-Regierungskreise berichtet, dass ein in Israel stationiertes Patriot-System erneuert und danach in die Ukraine geschickt werden solle. Demnach plante die israelische Luftwaffe die Anschaffung eines Systems neuerer Bauart. Das bodengestützte Patriot-Flugabwehrraketensystem des US-Herstellers Raytheon dient der Bekämpfung von größeren Zielen in der Luft wie Flugzeugen, Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Deutschland hat der Ukraine bereits mehrere Patriot-Systeme sowie Nachschub an Patriot-Lenkflugkörpern geliefert, auch die USA, die Niederlande und Rumänien haben der Ukraine Patriot-Systeme bereit gestellt.

Israel hat sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Gegensatz zu vielen anderen westlichen Staaten neutral verhalten. Die Beziehung zwischen Israel und Russland hat sich allerdings in jüngerer Zeit verschlechtert, insbesondere aufgrund der engeren Verbindung zwischen dem Iran und Russland und den Vorwürfen, dass der Iran Russland mit Angriffsdrohnen versorgt hat. Die ukrainische Regierung hat ihrerseits im Juni die Angriffe Israels und der USA auf Atomanlagen im Iran begrüßt.