Ungewöhnliche Klänge lassen Bäume sprechen | ndr.de

Zwei Menschen in Liegestühlen vor einem illuminierten Baum, der zu einem musikalischen Kunstprojekt gehört

Stand: 27.09.2025 16:09 Uhr

Ein Kunstprojekt macht mit spezieller Technik die Energie von Bäumen und Pflanzen hör- und sichtbar. Vermeintlich unscheinbares Grün teilt sich plötzlich mit.

von Annicka Erdmann

Seit dem Frühjahr ist das Künstlerduo Silke Rokitta und Markus Hutter in und um Hannover unterwegs gewesen. Jeweils für einen Abend haben sie einem besonderen Baum eine Stimme gegeben. Saisonabschluss war in dieser Woche in Bissendorf (Wedemark). Die Linde hinterm Standesamt wurde verkabelt und in Szene gesetzt.

Künstlerduo Silke Rokitta und Markus Hutter

In verschiedenen Stadtteilen haben Silke Rokitta und Markus Hutter die Natur klingen lassen.

Spezielle Steuerungselektronik übersetzt die Energie der Bäume

Auf einzelnen Blättern des Baumes haben Rokitta und Hutter Sensoren angebracht. Dort lässt sich dessen Energie besonders gut einfangen, sagen sie. Je mehr Sonne auf die Blätter fällt, umso mehr Photosynthese findet statt. Diese Energie nehmen sie auf. Die Signale aus dem Inneren der Blätter werden dann über Kabel an einen Synthesizer übertragen. Sie sprechen vom „Biofeedbackmodul“, dem Herzstück ihres Kunstprojektes. Das fängt die Signale auf und wandelt sie um – in Ton und Licht. Sind alle Stecker verbunden, ist sie zu hören: die Bissendorfer Linde. Doch wie klingt sie? Ungewöhnliche Rhythmen sind plötzlich zu hören. Keine Melodie, eher wie ein Herzschlag. Schnelle Tonfolgen, mal hohe, mal tiefere Frequenzen wechseln sich ab, dann wieder abrupte Pausen.

In einer Holzkiste befinden sich mehrere Synthesizermodule, ein Kopfhörer und ein kleiner Audiomischer.

Die Signale aus dem Inneren der Blätter werden über Kabel an einen Synthesizer übertragen – das „Biofeedbackmodul“.

„Das lässt einen erstarren vor Ehrfurcht“

Können Pflanzen und Bäume wirklich sprechen? An verschiedenen Orten in der Region Hannover haben Silke Rokitta und Markus Hutter die Natur klingen lassen. Manchmal wurden sie schräg angeguckt, dann wieder belächelt oder interessiert ausgefragt. In Bissendorf sind die Besucher erstaunt über das, was sie sehen und hören. „Das lässt einen erstarren vor Ehrfurcht“, sagt Gitta Jansen, die extra wegen des Kunstprojektes zur Linde gekommen ist. Philipp Roegner-Arasin ist mit seiner Familie gekommen. Er wird ganz nachdenklich: „Es ist wirklich wichtig, dass wir mit der Natur leben und das auch mit allen Sinnen erleben.“

Ein Blatt einer Planze, an dem ein Sensor aufgeklebt ist

Sensoren auf den Blättern nehmen die Energie auf.

Mehr Respekt für die Natur

Die Pflanze als Lebewesen sehen und nicht achtlos an ihr vorbeigehen – das ist der eigentliche Hintergrund dieses Kunstprojektes. Dass auch Bäume, Sträucher und selbst das Unkraut am Wegesrand kommunikative Wesen sind und mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten, ist Silke Rokitta und Markus Hutter besonders wichtig. Ihre Forderung: mehr Grünflächen in den Städten, weniger Beton und an den Klimawandel angepasste Konzepte für urbane Räume.

Eine Bank steht unter einem Baum in der Sonne.

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