Er hat etwa 2.000 Interviews geführt und mehr als 170 Filme gedreht. Sein „human touch“, den er als erster in das deutsche Fernsehen einführte, machte Georg Stefan Troller zu einer Reporterlegende. Nun ist der Journalist, Dokumentarfilmer, Drehbuchautor und Schriftsteller im Alter von 103 Jahren gestorben, wie seine Tochter Fenn Troller in Paris mitteilte.
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Troller ging es immer um Menschen und ihre Schicksale, gleich ob bekannte oder unbekannte Menschen, ob große oder kleine Lebensgeschichten. In seinen Reportagen ging er an die Grenzen des journalistisch Möglichen: Er tastete sich an die Menschen heran, über die er berichtete, fragte sie aus, ohne sie vorzuführen, trat in ihr Leben, ohne sie bloßzustellen.
Troller war einfühlsamer Beobachter menschlicher Schicksale
Ein unverkennbarer Stil, der ihn zum Vorbild ganzer Journalistengenerationen werden ließ. Die „Literarische Welt“, bei der Troller bis zuletzt als Kolumnist tätig war, trauert um einen „Jahrhundertzeugen“.
Troller wurde am 10. Dezember 1921 in Wien in eine jüdische Pelzhändlerfamilie geboren. 1938 flüchtete seine Familie vor den Nazis zunächst in die Tschechoslowakei, dann nach Frankreich und von dort in die USA.
Troller hatte Sendungen im WDR und ZDF
Im Jahr 1943 wurde er von der US-Armee zum Kriegsdienst eingezogen, nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann er dort Theaterwissenschaft zu studieren, ehe er dank eines Stipendiums im Jahr 1950 an die Sorbonne nach Paris kam. Dort fand er seine Berufung als Kulturkorrespondent und Fernsehreporter.
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Seine Karriere begann er in den 60er Jahren mit der Sendung „Pariser Journal“ im Westdeutschen Rundfunk mit prominenten und weniger prominenten Gästen aus der französischen Hauptstadt.
Später setzte er sie mit der ZDF-Sendereihe „Personenbeschreibung“ fort, die mit psychologischen Porträts von Menschen unterschiedlichster Herkunft neue Maßstäbe im Fernsehen setzte. (dpa)